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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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der König nach Burgos befahl.
    In der Tat setzte der Erzbischof dem König hart zu. Er berief sich auf eine ganze Reihe von Erlassen des Heiligen Stuhles und auf Schriften höchster kirchlicher Autoritäten. Hatten nicht die Juden dem Pilatus erwidert: »Das Blut Christi komme über uns und unsere Kinder«, und so sich selber verurteilt? Damals hatte sie Gott zu ewiger Knechtschaft bestimmt, und Pflicht der christlichen Fürsten war es, die Nacken der Verfluchten gebeugt zu halten. »Du aber, Don Alfonso«, rief er ihn an, »hast während deiner ganzen Regierung die Juden verhätschelt und verwöhnt, und in dieser schweren Zeit, da das Grab des Heilands dem beschnittenen Antichrist von neuem in die Hände gefallen ist und da das päpstliche Edikt alle, also auch die Juden, eindeutig zum Saladins-Zehnten verpflichtet, weigerst du dich, es durchzuführen, und privilegierst die Ungläubigen vor deinen rechtgläubigen Untertanen.«
    Die Ermahnungen des Erzbischofs machten den König mürb. Er versprach: »Gut, Don Martín. Auch meine Juden werden den Saladins-Zehnten zahlen.«
    Don Martín jubelte: »Sofort schreib ich die Steuer aus.«
    So hatte es Alfonso nicht gemeint. Der Papst konnte verlangen, daß er, der König, den Zehnten einfordere, auch daß er ihn für Zwecke des Krieges verwende; aber das Geld einzutreiben und über die Einzelheiten der Verwendung zu bestimmen,blieb seine, des Königs, Befugnis. Es war das ein alter Streit, er war wieder aufgelebt schon bei der ersten Ausschreibung des Saladins-Zehnten, und sosehr Alfonso den Erzbischof als treuen, ritterlichen Freund schätzte, er war nicht gewillt, ihm nachzugeben. »Verzeih, Don Martín«, sagte er, »das ist nicht deines Amtes.« Und da der Erzbischof auffuhr, begütigte er: »Du gierst nicht nach Geld, und ich giere nicht danach. Wir sind christliche Ritter. Wir machen Beute vom Feind, aber wir streiten uns nicht mit dem Freund um Gelddinge. Lassen wir auch dieses Mal die Juristen und Repositarii entscheiden.«
    »Heißt das«, fragte argwöhnisch und streitbar Don Martín, »du willst deinen Juden bestimmen lassen über das Edikt des Heiligen Vaters?« – »Es trifft sich gut«, erwiderte Alfonso, »daß Don Jehuda auf dem Weg hierher ist. Gewiß werde ich auch von ihm ein Gutachten einholen.« Nun aber brach der Erzbischof los: »Den zwiefach Ungläubigen willst du befragen? Den Sendling des Teufels? Glaubst du, er wird dir tauglichen Rat erteilen gegen seinen Freund, den Emir von Sevilla? Wer bürgt dir dafür, daß er nicht heute noch mit ihm konspiriert? Schon Pharao hat gesagt: ›Wenn uns ein Krieg trifft, werden sich die Juden zu unsern Feinden halten.‹«
    Don Alfonso mühte sich, ruhig zu bleiben. »Dieser Escrivano hat mir guten Dienst getan«, sagte er, »besseren als je einer vor ihm. Es herrscht mehr Ordnung in der Wirtschaft meines Reiches und weniger Unterdrückung. Du tust dem Manne unrecht, Don Martín.« Die Wärme, mit welcher der König für den Hebräer eintrat, erschreckte den Erzbischof. »Jetzt zeigt es sich«, sagte er, nun eher bekümmert als zornig, »der Heilige Vater hat guten Grund gehabt, die christlichen Fürsten vor jüdischen Ratgebern zu warnen.« Er zitierte das Sendschreiben des Papstes: »Hütet euch, ihr Fürsten der Christenheit. Wenn ihr die Juden mitleidig in zu nahe Nähe aufnehmt, dann danken sie es euch wie im Sprichwort: mus in pera, serpens in gremio et ignis in sinu – wie die Maus im Beutel, die Schlange im Wams, der Zunder im Ärmel.« Under schloß betrübt: »Dieser Mensch ist dir furchtbar nahegekommen, Don Alfonso, er hat sich dir ins Herz gewurmt.«
    Den König rührte die Trauer des Freundes. »Glaube nicht«, sagte er, »ich will der Kirche vorenthalten, was ihr zukommt. Ich werde deine Gründe abwägen und die seinen, und wenn er nicht sehr Gewichtiges, Triftiges, Uneigennütziges vorbringt, dann folge ich dir.«
    Der Erzbischof blieb finster und bekümmert: »War es nicht genug«, mahnte er, »daß der Herr dich um deiner Sünden willen verdammt hat, auf dem Lotterbett zu liegen, während die ganze Christenheit kämpft? Häufe nicht neue Sünde zur alten! Laß nicht, ich beschwöre dich, in deinen Reichen die Ungläubigen Schindluder treiben mit dem Edikt des Heiligen Vaters!« Don Alfonso nahm seine Hand. »Ich danke dir für deine Mahnung«, sagte er. »Ich werde daran denken, wenn der andere mich beschwatzen will.«
    Während all der Zeit, da er auf Jehuda wartete, gingen ihm die Worte

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