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Die jungen Rebellen

Titel: Die jungen Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sándor Márai
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deine Manneskraft gefesselt, der Fluch der Väter kommt über dein Haupt, wenn du an das denkst, was das Mädchen in Lemberg gesagt hat. Er ist nicht mehr derselbe, der er einst war. Geht zum Rabbi, gibt ihm Geld, spricht mit ihm. >Rabbi<, sagt er, >mich hat Gott bestraft, ich kann nicht mehr.< Der Rabbi schaut ihn an, ein tief gläubiger Mann, was versteht der schon vom Leben? >Du mußt Geduld haben, Gott stellt dich jetzt auf die Probe wegen deiner Sünden, fasse dich nur in Geduld.< >Gütiger Gott, ich warte<, sagt er. >Du warst ein allzu ausschweifender Mensch<, sagt der Rabbi, >hast die Feiertage nicht gehalten und nicht die Gesetze, du hast betrogen, ständig Weibern nachgestellt, gesoffen wie ein Loch, warst ein Schlauch, ein Lebemann, was willst du von Gott? Alles im Leben hat seine Zeit<, sagt der Rabbi. >Es gibt hopp, und es gibt topp, und es gibt Reichtum und Not. Denkst du, daß die heiligen Gebote und Vorschriften für dich nicht gelten? Geh in den Tempel und bete.< Und er geht in die Synagoge und betet. Fühlt sich so elend, daß er niemandem mehr in die Augen sieht, er steht an der Säule wie ein Aussätziger. Und er versteht die Gebete nicht, steht nur da, verbeugt sich und murmelt vor sich hin, aber er kann nicht mehr weinen und klagen, und nichts wendet sich zum Guten. Ein volles Jahr. Er spricht mit keinem Menschen. Läuft in der Stadt herum, und wenn er auf die Straße geht, hat er Angst, daß er plötzlich zu rennen anfangen könnte und jeden, der ihm vor die Füße kommt, niedertritt. Er sagt nichts, schweigt, beißt die Zähne zusammen, so vergeht die Zeit. Ein Jahr, ein volles Jahr.«
    Er schweigt, nickt, faßt den Tisch mit beiden Händen. »Der hat nicht weit von hier eingeschlagen«, sagt er anerkennend, wendet aber den Kopf nicht zum Fenster. »Damit die Herren es wissen«, sagt er langsam und laut, »es ist nicht so einfach. Der Mensch weiß nicht, was ihn erwartet. Er mag auch nicht mehr in die Stadt gehen. In ihm reift ein solcher Groll, als hätte er eine Höllenmaschine in der Brust, er wagt nicht mehr, mit einem anderen Menschen allein zu bleiben, hat Angst, ihn zu erwürgen, fürchtet, daß er irgendeine Plage über die Stadt bringt, er spürt eine solche Wut, fühlt eine solche Kraft in sich, er könnte die Stadt anzünden, Salz über sie streuen und sie umpflügen. Das Mädchen aus Lemberg, denkt er. Dieses Mädchen hat es gesagt. Woher weiß ein solches Ding, was du bis dahin selbst nicht wußtest? Ist ein solcher Mensch denn gezeichnet? Sehen auch andere dieses Mal? O Gott. So kann man nicht leben, denkt er. Auf der Straße geht er mit gesenktem Haupt, traut sich nicht, jungen Mädchen in die Augen zu sehen, und wagt auch nicht, jungen Herren in die Augen zu sehen. Er haßt junge Herren, die frisch und gesund sind und zu den Mädchen gehen können. Einmal werde ich sie in die Finger bekommen! Er jammert wie ein altes Weib, klagt sich selbst an, man kann doch nicht nur für seinen Bauch leben und für alles, was man gern möchte, denkt er. Die Väter hatten recht, als sie die strengen Gesetze niederschrieben, du aber hast dich über die Gesetze lustig gemacht, hast gehurt, gesoffen und warst ein gieriger Fettwanst, hast deine Mitmenschen betrogen, deshalb straft dich der Herr. So redet er mit sich. Nein, so kann man nicht leben, sagt er sich. Der Herr hat den Schwefelregen über Sodom und Gomorrha geschickt, einen Feuerregen, der alles verwüstete, das Fleisch und die Knochen. Wir alle sind Sünder, denkt er, für deine Sünden hat der Herr Feuer und Schwefel regnen lassen über dich.«
    Er greift sich die Flasche, setzt an und trinkt glucksend und in vielen Schlucken. »Eines Tages sitzt er im Geschäft, da kommt hinkend ein Mensch herein, mit einem Bart, als ob Fasching wäre. Bringt ihm eine Kuckucksuhr und sagt, daß er das Stück zum Pfand nehmen soll. Als er den Mann hinauswirft, humpelt der zur Tür, bleibt stehen und sagt: >Wir alle sind Sünder.< Vor einem Augenblick, denkt er, hast du das gleiche gesagt. Er ruft ihm nach, er möge zurückkommen, der Mensch stellt sich vor das Gitter und beginnt zu predigen. >Nur wer sündigt, kann sich läutern<, sagt er und murmelt etwas von der ehernen Schlange. Er hört ihm zu, endlich ein Verrückter, nach so vielen gescheiten Menschen. >Fräulein<, sagt er, schreiben Sie, eine Kuckucksuhr<, ach, wieder ein Vogel, ein verdammter Hurenvogel, ein schlechtes Zeichen, denkt er. Der Bärtige geht, zuvor aber empfiehlt er sich seinem

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