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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sonst jemandem. Ja, es ist mein Leben, und ich liebe ihn und vertraue ihm, und in meinem Herzen ist er schon jetzt mein Mann, mein Gefährte.
    Sie dachte an ihre Mutter, der es nachmittags endlich gelungen war, den armen Finkle zu überlisten. Colin hatte grinsend erzählt, daß die Grafenwitwe wie das Flaggschiff der Königin in sein Zimmer gesegelt war, ihn lange Zeit eingehend gemustert und schließlich gesagt hatte: »Nun, junger Mann, wie ich gehört habe, wollen Sie meine Tochter wegen ihrer Mitgift heiraten.«
    Colin hatte ihr charmant zugelächelt. »Ihre Tochter ähnelt Ihnen sehr. Ich muß eine Frau mit Geld heiraten, mir bleibt keine andere Wahl. Aber Ihre Tochter übertrifft all meine Erwartungen, und ich werde ihr ein guter Ehemann sein.«
    »Sie raspeln Süßholz, Sir, aber von mir aus können Sie gern dabei bleiben. Hören Sie mir gut zu. Joan ist ein Wildfang, und Sie werden Mittel und Wege finden müssen, sie zu zügeln, denn sie ist weit und breit für ihre Streiche bekannt. Und ihre Brüder haben ihre Eskapaden leider immer gutgeheißen, weil sie keine Ahnung haben, was sich für eine Dame schickt und was nicht. Jetzt werden Sie ihr gutes Benehmen beibringen müssen. Sie liest auch. Ja, ich sage Ihnen die Wahrheit, ich fühle mich dazu verpflichtet. Sie liest sogar« — die Grafenwitwe holte tief Luft — »Abhandlungen und sonstige Bücher, die eigentlich verstaubt sein sollten. Ich bin dafür wirklich nicht verantwortlich. Die Schuld für ihre weibliche Belesenheit trifft allein ihre Brüder.«
    »Liest sie tatsächlich Abhandlungen und ähnliches mehr?«
    »So ist es, und sie macht sich nicht einmal die Mühe, ihre Bücher unter einem Stuhl zu verstecken, wenn ein Herr zu Besuch kommt. Es ist provozierend, und ich tadle sie, aber sie lacht nur. Nun, ich habe Ihnen die volle Wahrheit gesagt, selbst auf die Gefahr hin, daß Sie kein Mädchen mit so verdorbenem Charakter heiraten wollen.«
    »Ich werde mich dieses Problems annehmen, Mylady, und dafür sorgen, daß sie nur noch Bücher liest, die ich für eine junge Frau passend finde.«
    Die Grafenwitwe strahlte ihn an. »Ausgezeichnet. Ich bin zudem sehr erfreut, daß Sie nicht wie ein schottischer Heide sprechen.«
    »Ich bin in England erzogen worden, Mylady. Mein Vater vertrat die Ansicht, daß jeder schottische Adlige perfektes Englisch beherrschen sollte.«
    »Ah, Ihr Vater war ein weiser Mann. Sie sind ein Graf, habe ich gehört, der siebte Earl of Ashburnham, und das bedeutet, daß Ihr Titel ziemlich alt ist. Ich weiß das zu schätzen, denn Leute, die erst kürzlich in den Adelsstand erhoben wurden, sind mir suspekt. Sie bilden sich ein, uns ebenbürtig zu sein, was natürlich nicht der Fall ist.«
    Er nickte mit ernster Miene. Das Verhör wurde fortgesetzt, bis Sinjun ins Zimmer stürzte, nach Luft schnappte und sodann kopfüber ins tiefe Wasser sprang. »Ist er nicht attraktiv und wahnsinnig intelligent, Mutter?«
    »Er scheint ganz passabel zu sein.« Die Grafenwitwe wandte sich ihrer Tochter zu. »Jedenfalls bewahrt er dich vor dem Schicksal einer alten Jungfer, dem Himmel sei Dank. Wenn er abstoßend oder mitgebildet wäre oder einen schlechten Charakter hätte, müßte ich ihn ablehnen, obwohl deine Chancen, noch einen Mann zu finden, von Tag zu Tag schlechter werden. Aber es wäre eine Frage des Prinzips. Gott sei Dank ist er akzeptabel, sogar ganz attraktiv, wenn auch viel zu dunkel. Er sieht Douglas ähnlich. Seltsam, daß das weder dich noch Alexandra zu stören scheint. Nun, Joan, ich hoffe, daß du weder ihm noch dir selbst erlauben wirst, liederliche schottische Manieren anzunehmen, sobald du dort lebst. Ich bin froh, daß du ihn ins Haus gebracht hast. Von nun an werde ich ihn jeden Tag besuchen und über die Sherbrookes und über seine Pflichten dir und unserer ganzen Familie gegenüber belehren.«
    »Das würde mich sehr freuen, Mylady«, sagte Colin.
    Das war ja großartig abgegangen, dachte Sinjun aufatmend. Sie war zu Tode erschrocken, als Finkle ihr vom Überfall ihrer Mutter auf Colin berichtet hatte. Sie sah sein selbstzufriedenes Lächeln, bückte sich und küßte ihn. »Das hast du wirklich gut gemacht. Danke.«
    »Ich habe ihr einfach sehr viel Honig um den Mund geschmiert. Das gefällt ihr.«
    »Du hast recht. Douglas und Ryder lassen es an Komplimenten und Schmeicheleien fehlen, und das vermißt sie. Du bist wirklich schlau, Colin.«
    Auch jetzt, in der Kutsche, hätte sie ihn am liebsten geküßt, aber sie

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