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Die Jungfrau im Lavendel

Titel: Die Jungfrau im Lavendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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großspurig.
    »Hör zu, sollte ich schon fort sein, wenn du sie abholst, verbinde ihr die Augen, wenn du runterfährst.«
    »Ich soll ihr die Augen verbinden?«
    Dido stampfte ärgerlich mit dem Fuß auf.
    »Ja doch! Verstehst du das nicht? Dies ist ein verborgener Ort. Keiner darf ihn kennen. Ich möchte nicht, daß Virginia den Weg hierher zurückfindet. Verstehst du das?«
    »Wenn du es so willst …«
    »Es hat ihr gut hier gefallen, und darum könnte es sein, daß sie eines Tages wieder herkommen will. Das geht nicht. Dies ist ein Ort des Vertrauens. Er gehört mir. Keiner darf hierher kommen.«
    »Aber ich bin auch hierher gekommen.«
    »Weil ich dich liebte«, sagte Dido ruhig. »Aber ich bin sicher, daß du von dir aus nie herkommen wirst.«
    »Und die Leute im Dorf?«
    »Nur Chariot kommt hier vorbei. Er wird von mir einen Schlüssel bekommen und die Ferme abschließen. Er allein weiß, wo der Schlüssel versteckt wird. Er nimmt die Tiere mit. Alle im Dorf sind alt, sie werden sterben, einer nach dem anderen. Irgendwann wird der Weg hier herauf zugewachsen sein. Keiner wird ihn finden. Nur ich.«
    »Willst du denn wiederkommen?«
    »Vielleicht. Man kann das nie wissen. Die Ferme war einmal meine Zuflucht. Sie kann es wieder sein. Keiner weiß, wohin sein Weg führt.«
    Danio schloß Dido in die Arme.
    »Ich wünsche dir, daß es ein glücklicher Weg sein wird.« Sie küßten sich, zum letztenmal.
    »Du wirst tun, was ich dir sagte?«
    »Ich werde alles so machen, wie du es willst. Wenn ich Virginia erst abhole nach deiner Abreise, setze ich sie ins Auto oder besser noch auf den Boden des Wagens und verbinde ihr die Augen. Meinst du, sie läßt sich das gefallen? Ich finde, sie ist sehr selbstbewußt geworden.«
    »Ich werde ihr sagen, daß sie mich in Gefahr bringt, falls jemand den Weg hier herauf findet. Sie wird dir gehorchen.«
    »Werden wir uns wiedersehen?«
    Dido schüttelte den Kopf. »Nein. Selbst wenn ich eines Tages wieder zurückkäme, will ich dich nicht wiedersehen. Was vorbei ist, ist vorbei.«
    Danio schüttelte den Kopf.
    »Seltsam bist du schon, Dido. Ich glaube, du bist wie Afrika.«
    Dido mußte lachen.
    »Was weißt du schon von Afrika? Ciao, Danio.«
    Sie sah ihm nach, als sein Wagen den steinigen Weg langsam hinunterrollte. Was vorbei ist, ist vorbei.
    Hoffentlich holte er Virginia, solange sie noch da war. Sie blickte hinüber zum Wald, in den der Weg hineinführte, auf dem es zur Ruine ging. Wie lange blieb die Kleine heute eigentlich? Es dämmerte schon, das war doch kein Licht mehr zum Malen. Nun, vielleicht war es oben noch heller. Aber der Abstieg dauerte ja über eine halbe Stunde, hatte Virginia gesagt.
    Die Katze umschmeichelte ihre Beine, auf den Berg nahm Virginia sie nie mit. Das sei zu anstrengend für Cattie, sagte sie. Und sie könne auch nicht immer auf sie aufpassen, wenn sie male.
    »Stell dir vor, sie verläuft sich da oben, sie findet ja nie zurück.«
    Dido bückte sich und hob die Katze auf, die sich schnurrend in ihren Arm schmiegte.
    »Du findest den Weg schon zurück, Cattie, nicht wahr? Du bist klüger als die Menschen. Hoffentlich mag Anita Katzen leiden …«

Clemens
    Drei Tage bevor Juschi und Clemens Landau in Antibes eingetroffen waren, hatte sich Danio auf den Weg nach Aix-les-Bains gemacht, Geld in der Tasche und bester Laune. Und hätte sich Clemens Landau wirklich hinter den Oleander gesetzt, um den Mas Maurice zu beobachten, so hätte er nichts, absolut nichts Interessantes zu sehen bekommen. Keiner kam und keiner ging von den Personen, die er zu sehen gehofft hätte. Nur Rose und Marcel bestiegen am Nachmittag ihr kleines Auto, um nach Nizza zu fahren und Roses Schwester einen Besuch zu machen. Marguerite war mit einem Postbeamten verheiratet, eine so gute Ehe wie die zwischen Rose und Marcel, nur daß sie zwei Kinder besaß, Gilbert, der bei der Marine diente, und die bildhübsche Denise, glücklich verheiratet in Lyon und ebenfalls schon mit zwei Kindern gesegnet.
    Rose und Marcel, die selbst keine Kinder hatten, nahmen regen Anteil am Familienleben von Marguerite, wollten hören, was die Kinder geschrieben hatten, und die neuesten Fotos der Enkelkinder ansehen.
    Sie fuhren schon am frühen Nachmittag, denn sie würden auf jeden Fall vor Anbruch der Dunkelheit zurück sein. Marcel ließ das Haus nie am Abend unbewacht. Ausläufer der Pariser Unruhen hatten sich auch in ihrer Gegend bemerkbar gemacht, und überhaupt gab es immer mehr Gesindel,

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