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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Palmatier
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Marielle oder eine der anderen Begabten nicht rufen, um mich zu unterstützen, nicht wegen etwas so Belanglosem. Und falls ich tatsächlich eine Verbindung zum Steinthron besaß, war sie offenbar nicht stark genug, um mir bei etwas so Kraftraubendem hilfreich zu sein.
    Also wartete ich.
    Binnen einer Stunde nach Anbruch des Tages füllten sich die Straßen mit Menschen, allesamt in farbenfrohe Kostüme gekleidet, und fast alle mit Maske. Die Wenigen, die keine Maske trugen, hatten sich die Gesichter knallig bemalt. Alles wirkte noch farbenfroher als an den vorangegangenen Tagen des Volksfests, als hätte sich jeder seine prachtvollste Aufmachung für diesen letzten Tag aufgehoben.
    Für das Maskenspiel.
    Ich schnaubte. So viel zum Verbot der Masken. Oder zu den Warnungen vor den Chorl.
    Der Rest meines Gefolges versammelte sich in meinen Räumlichkeiten– Marielle, Heddan und Gwenn. Ottul trottete hinter ihnen drein. Heddan und Gwenn waren aufgeregt. Beide schlichen sich nach kurzer Zeit zum Fenster und schauten sich die ausgefallenen Verkleidungen der Feiernden an, die auf der Straße vor dem Tor vorbeizogen. Erick kam, um Keven abzulösen. Er traf mit Avrell und William im Schlepptau ein.
    Westen hingegen war immer noch nicht zurück.
    Alle versuchten, Gespräche anzufangen, doch die Versuche verliefen rasch im Sand. Es herrschte zu große Anspannung.
    Dann traf Brandan mit Dienern ein, die den Schrankkoffer mit den Kostümen brachten.
    »Die werden wir nicht brauchen«, sagte ich.
    »Einige von euch werden sie tragen müssen «, widersprach Brandan und schaute bedeutungsvoll zu Ottul. »Bei all den Warnungen, die wir in der Stadt verbreitet haben, darf sie nicht in der Öffentlichkeit gesehen werden. Sie muss eine Maske tragen – so viel wie möglich von euch, damit sie weniger auffällt.«
    Ich zögerte, bemerkte Gwenns flehentlichen Blick und Heddans unverbindliche Miene und nickte schließlich.
    Sofort stürzten Heddan und Gwenn sich auf die Truhe. Ottul folgte ihnen langsamer.
    Dann erschienen Westen und Tomus. Beide waren durchnässt. Schlamm, Dreck und Grashalme verunzierten ihre Gewänder.
    »Berichtet«, forderte ich Westen auf.
    »Wir haben uns auf dem Anwesen eingeschlichen«, begann er leise. Erick und Avrell kamen herbei, um ihn besser hören zu können. »Es war niemand dort.«
    »Was soll das heißen?«, fragte ich. »Sie müssen dort sein! Es gibt keinen anderen Ort in Venitte, an dem sie sich aufhalten könnten!«
    »Sie waren dort«, warf Tomus ein.
    »Woher wisst Ihr das?«
    »Jemand war dort untergebracht«, antwortete Westen undbedachte Tomus mit einem finsteren Blick. »Der gesamte Flügel war dafür eingerichtet, eine Armee zu beherbergen. Es sah dort aus wie in einer Kaserne, samt Schlafsälen und Küche und Speisesaal. Die Fürstin könnte dort mehr als tausend Soldaten untergebracht haben. Aber sie sind allesamt verschwunden. Ich schätze, sie sind etwa eine Stunde, bevor wir eintrafen, aufgebrochen – wahrscheinlich, während es noch regnete.«
    »Was ist mit dem Untergeschoss?«
    Westen zuckte mit den Schultern. »Vorräte und etliche leere Kisten.«
    Erick fluchte und schüttelte den Kopf. »Was immer die Chorl für ihren Plan gebraucht haben.«
    »Wir wissen, was sie planen«, sagte ich. »Sie wollen Venitte erobern. Sie wollen den Thron. Wir wissen sogar, dass sie vorhaben, heute anzugreifen. Wir wissen nur nicht, wie der Angriff vonstattengehen soll.«
    »Und wir wissen, dass sie sich in der Menge verbergen wollen, indem sie Masken verwenden«, fügte Erick hinzu. »Wir müssen Daeriun warnen, dass die Chorl sich bereits in Bewegung gesetzt und unter die Menschenmassen gemischt haben.«
    »Hol Catrell«, befahl ich und wandte mich Westen zu. »Ruft alle Gardisten hier auf dem Anwesen zusammen und schickt sie in Gruppen auf die Straßen hinaus. Sie sollen sich zum Steingarten vorarbeiten.«
    »Sollen sie unterwegs nach den Chorl Ausschau halten?«
    Ich überlegte einen Augenblick, doch ich hatte im Umgang mit Fürst March und den Ratsmitgliedern bereits zu viele Fehler begangen.
    »Nein. Leute zu zwingen, dass sie ihre Masken abnehmen, würde für zu großes Aufsehen sorgen. Außerdem sind zu viele Feiernde auf den Straßen. Sie sollen sich nur so schnell wie möglich zum Steingarten begeben.«
    »Und was ist mit Euch?«
    »Ich gehe ebenfalls dorthin. Daeriun wird sehr wahrscheinlichdort sein. Und wenn nicht er, dann Fürst March oder Sorrenti.«
    Westen nickte, gab Tomus einen

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