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Die Känguru Chroniken

Die Känguru Chroniken

Titel: Die Känguru Chroniken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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ja«, sage ich. »So halb. Die beste Lektüre, um jemanden zum Atheisten zu machen.«
    »Genau. Völlig unglaubwürdiges Machwerk. Aber nur wenn man davon ausgeht, dass Gott ein Guter ist.«
    »Du meinst, man müsste die Bibel noch mal neu lesen«, frage ich, »als großen Schurkenroman?«
    »Ich meine nur: ›Das Schweigen der Lämmer‹ würde dir auch komisch vorkommen, wenn du mit dem festen Ansatz an das Buch rangehst, bei Hannibal Lecter handle es sich um den Guten.«
    »Hm«, sage ich. »Ich verstehe.«
    »Kuck ma«, sagt das Känguru. »Da stellt sich einer ein goldenes Kalb in seinen Garten. Schlechter Geschmack, keine Frage. Aber nur ein Sadist verhängt dafür eine Strafe wie 40 Jahre in der Wüste rumgurken. Oder so Sachen wie Hosea 14,1:
    Samaria wird wüst werden; denn es ist seinem Gott ungehorsam. Sie sollen durchs Schwert fallen und ihre kleinen Kinder zerschmettert und ihre schwangeren Weiber aufgeschlitzt werden.
    Ich denke, der Fall ist klar.«
    »Und nu?«, frage ich. Das Känguru zuckt mit den Schultern.
    »Kann man nix machen«, sagt es. »Ist ja allmächtig, der Typ.«
    »Gründeste jetzt ’ne Sekte?«, frage ich. »Die Zeugen des«, ich räuspere mich, »A-lochs?«
    »Nee«, sagt das Känguru. »Als Kinski gestorben ist, hab ich mir vorgenommen, nie mehr ein Arschloch anzubeten. Aber ich werde auch nie mehr nach dem Warum fragen müssen.«
    In diesem Moment kackt dem Känguru eine Taube auf den Kopf.
    »Ich weiß Bescheid!«, ruft das Känguru und reckt seine Stinkepfote gen Himmel.

    Aus Opportunismus & Repression
    Kapitel 6: »Gott ist kein DJ«

    … überliefert ist die Geschichte, dass Johannes Paul II. während eines Besuches in Peru 1985 von einer Gruppe Indigenas die Bibel zurückgegeben wurde, weil sie in fünf Jahrhunderten ihr Versprechen von Liebe, Frieden und Gerechtigkeit nicht eingelöst habe. Nicht bekannt ist allerdings, ob der Papst unter Hinweis auf das schon längst abgelaufene 14-Tage-Rückgaberecht die Annahme verweigerte …

»Jetzt bin ich wieder dran!«, sage ich und versuche dem Känguru das Handy zu entreißen. Es hüpft zwei Schritte, dreht mir den Rücken zu und spielt dann weiter.
    »Das ist mein Handy!«, rufe ich. »Ich muss meinen Tennis-Character weiterentwickeln, damit ich auch bei Speed 10 Punkte bekomme!«
    »Ey, lass mich!«, sagt das Känguru.
    Ich werde gleich total böse. Wenn es wenigstens Tennis spielen würde, aber nein, es spielt Minigolf.
    »Wer spielt denn schon Minigolf auf einem Handy!?«, rufe ich. »Das ist doch krank! KRANK!«
    Dabei stürze ich mich auf das Känguru, treffe geschickt seine rechte Pfote und das Telefon segelt durch die Luft.
    »Warum schreibst du eigentlich deine Geschichten immer im Präsens?«, fragt das Känguru plötzlich.
    »Was?«, frage ich.
    »Na, du schreibst immer im Präsens, aber in der Schule haste des bestimmt anders gelernt.«
    »Ach so«, sage ich. »Na, ich find des gut. Des is so direkter. Da is man gleich so mittendrin statt nur dabei.«
    »Aha«, sagt das Känguru.
    »Ich konnte auch anders!«, sagte ich. »Imperfekt!«
    »Kann ja jeder!«, sagte das Känguru. »Konnte. Mein ich. Meinte ich.«
    »Ich könnte alles!«, würde ich sagen. »Konjunktiv!«
    »Doppeltes Plusquamperfekt?«, hatte das Känguru gefragt gehabt.
    »Ich werde sogar Futur zwei gekonnt haben!«
    »Futur zwei?«, wird das Känguru gefragt haben, aber in Wirklichkeit wird es nur versucht haben mich abzulenken, um heimlich das Handy zu klauen.
    »Wage es das Handy auch nur angerührt gehabt gehat zu haben, du Minigolfnazi!«, würde ich geschrien gehabt gehatten.
    »Was soll’n das für ’ne Zeit sein?«, fragt das Känguru.
    »Des is die Zeit, wo ich dir eins in die Fresse hau und mir mein Handy zurückhole«, rufe ich.

»Des was du über Gott rausgefunden hast, ham se nich ausgestrahlt«, sage ich.
    »Dass er ’n Arsch ist?«, fragt das Känguru.
    »Ja.«
    »Hamse im Radio nicht ausgestrahlt?«
    »Nee.«
    »So was«, sagt das Känguru unbeeindruckt.
    »Im Nachhinein finde ich es gar nicht so schlimm«, sage ich. »Weißte, mit den Verrückten kann man ja so schlecht reden.«
    »Denen im Sender?«, fragt das Känguru.
    »Nee«, sage ich. »Mit denen, die so«, ich mache etwas wirre Handbewegungen, » … glauben.«
    Das Känguru schnabuliert die letzte Schnapspraline.
    »Weil, die kommen dann so an und sagen: ›Hey! Du! Du hast des Wesen beleidigt, an des ich glaube.‹ Und dann kannst du noch so oft sagen: ›Ja, des stimmt,

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