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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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ein wenig weggetreten und konnte nichts mehr sehen, und dann hörte ich diesen Namen, der mir einmal sehr viel bedeutet hat …«, stammelte Johanna.
    »Sie waren ganze zwei Tage lang bewusstlos«, säuselte der ehemalige Malteser Ordensritter mit den tadellosen Manieren. »Wir haben uns große Sorgen gemacht, weil Sie so lange nicht aus Ihrer Ohnmacht erwacht sind. Kapitän Saleh ist gleichzeitig unser Schiffsarzt – er hat die ganze Zeit nicht bezweifelt, dass Sie es schaffen würden.«
    Sie meinte ein Lächeln in den Augen des Tuareg zu sehen. Sein strahlend blauer Kaftan wirkte frisch gewaschen, und sein sorgsam aus weißen Tüchern gewickelter Turban schien in der Sonne gebleicht zu sein. Nichts ließ darauf schließen, dass einer dieser Männer vor Kurzem an einer Schlacht teilgenommen hatte.
    »Signorina Gül« – der Kreuzritter zwinkerte der blonden Ungarin zu – »hat uns die Hölle heißgemacht. Wir haben einen ganz schönen Schreck bekommen, als wir feststellten, dass Abgesandte der Hohen Pforte an Bord sind.« Er stieß ein etwas gekünsteltes Lachen aus. »Wir dachten, wir kapern einen genuesischen Goldtransport …. Nie würden wir gegen unseren guten Herrn, den Padischah, vorgehen!«
    » Wa allah – bei Gott!«, stieß der Tuareg-Kapitän beschwörend hervor.
    »Was ist mit Kapitän Barbosa passiert?«
    Johanna stützte sich auf ihren Ellbogen, um besser sehen zu können. Sie fühlte sich noch ein wenig schwach, aber wenn man bedachte, was sie mitgemacht hatte, konnte sie froh sein, noch am Leben zu sein.
    Bedauernd zuckte der Kreuzritter die Achseln.
    »Leider ist er verstorben. Nur wenige von der Sirena haben überlebt. Wir hätten es uns anders gewünscht. Für den Kapitän hätten wir ein gutes Lösegeld bekommen. Auch für den Ersten Offizier, der aus einer wirklich angesehenen Familie stammte.«
    »Sobald es Ihnen gut genug geht, werden wir am Kap von Posillipo an Land gehen«, sagte Gül.
    Erst jetzt bemerkte Johanna, dass die Ungarin ihren einen Arm in einer Schlinge trug.
    »Ich bin gestürzt, als uns die Herren gerammt haben«, beeilte sich Gül zu erklären.
    Sie warf dem Kapitän und dem Malteser einen bewundernden Blick zu. Zum ersten Mal, seit sie Gül kannte, wurde diese ihrem Namen tatsächlich gerecht, dachte Johanna. Wie eine Rose war die Sklavin auf dem Piratenschiff erblüht. Sie schien sich hier pudelwohl zu fühlen; nichts erinnerte mehr an die schlecht gelaunte Frau mit dem traurigen Gesichtsausdruck, die die Schwester des Sultans ihr als Begleitung aufgenötigt hatte.
    »Wo ist dieses Kap?«
    »Wir durchkreuzen gerade die bocca piccola , zwischen der Insel Capri und der Küste von Sorrent. Posillipo liegt von hier aus gesehen kurz hinter Neapel – wo wir verständlicherweise nicht anlegen können. Über den Golf von Neapel hinaus in Richtung Norden können wir auch nicht, da ist alles voll von italienischen Schiffen. Leider mussten wir unsere beiden Schwesterschiffe mit der Ladung der Sirena zurück nach Algier schicken. Aber von Neapel aus nehmen Sie einfach ein Schiff nach Genua oder reisen auf dem Landweg über Rom. Eine sehr schöne Stadt!«, erklärte Jean de Toulon charmant.
    »Aha, sehr interessant«, murmelte Johanna. »Mir geht es übrigens wieder ganz gut. Ich denke, ich kann ohne Weiteres aufstehen.«
    Johanna setzte sich auf. Sie wollte so schnell wie möglich weg von dem Piratenschiff – auch wenn die Piraten höflich waren und Gül ihre Augen gar nicht von ihnen abwenden konnte. Geheuer war ihr die ganze Sache nicht.
    Sie streckte die Hand nach Gül aus, lächelte die Männer entschuldigend an und flüsterte der Ungarin ins Ohr:
    »Was ist mit den Truhen?«
    »Alles in Ordnung«, nickte Gül beruhigend. »Sie sind noch da. Wir haben sie alle auf dieses Schiff verladen. Die Herren möchten keinen Ärger mit dem Sultan bekommen. Und die Truhen sind ja im Grunde sein Eigentum.«
    Der Kapitän sagte etwas auf Arabisch, das Johanna nicht verstand, weil sein Dialekt ihr unbekannt war. Dann verschwand er durch die Tür.
    »Wir nehmen Kurs auf das Kap«, erklärte Gabriel Mendoza. Er nickte Johanna zu: »Wir lassen Sie dann einen Moment allein. Die Küche wird Ihnen noch eine Erfrischung und etwas zu Ihrer Stärkung bringen.«
    Kurz darauf schleppten zwei Berberjungen mit kleinen Häkelkappen auf den Köpfen zwei voll beladene Tabletts herein. Gül half Johanna beim Aufstehen, sodass sie sich auf den Teppich vor dem niedrigen Tischchen sinken lassen konnte, auf dem

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