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Die Kaffeemeisterin

Die Kaffeemeisterin

Titel: Die Kaffeemeisterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Marten
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war vor einer unmöglichen Liebe.
    »Inwiefern unmöglich?«, hakte Tullio nach.
    »Das kann ich nicht sagen«, wisperte Johanna geheimnisvoll und sah ihn bedeutungsschwer an. »Aber es ist ganz und gar unmöglich. Es verstößt gegen alle Regeln.«
    Tullio schien zu grübeln, aber sie sah ihm an, dass er nicht im Entferntesten ahnte, um was es sich handelte.
    »Ist er verheiratet?«, fragte er dann.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ein Adliger?«
    Wieder schüttelte sie den Kopf.
    »Weißt du was, cara mia , um sich eine unmögliche Liebe aus dem Kopf zu schlagen, hilft nur eins!«
    Tullio hatte das Raten aufgegeben. Mit einem kleinen Grinsen in den Mundwinkeln schaute er sie triumphierend an.
    »Ich kenne mich da aus, das kannst du mir glauben!«
    »Aha …«
    Amüsiert schaute Johanna von dem Blech hoch, auf das sie inzwischen die frisch gerösteten Bohnen zum Abkühlen geschüttet hatte. Plötzlich blieb ihr Blick an der Eingangstür hängen. Ein plumper schwarzer Regenschirm schob sich durch den Türspalt, und noch bevor sein Besitzer dazu kam, ihn zusammenzuklappen, draußen vor der Tür die Tropfen abzuschütteln, sich wieder umzudrehen und die Gaststube zu betreten, wusste Johanna, wer sich darunter verbarg. Für einen Moment setzte ihr Herz aus, und ihr wurde flau im Magen. Dann tat sie, als wäre weiter nichts geschehen, und widmete sich rasch wieder den Bohnen, die sie mit einem großen Holzlöffel gleichmäßig auf dem Blech zu verteilen begann.
    Doch Tullio war die Veränderung in ihrem Gesichtsausdruck nicht entgangen, und auch er schaute auf, um gleich darauf ehrerbietig zu grüßen. Der Gast grüßte zurück und starrte einen Moment in ihre Richtung, als erwartete er, dass auch Johanna ihn grüßte, doch diese beschäftigte sich unbeirrt weiter mit den Bohnen. Nur das Rot auf ihren Wangen hatte sich ein wenig vertieft.
    » Sorellina , du brauchst einen Mann! Das ist es, was dir fehlt.«
    Johanna zog die Augenbrauen hoch, um ihrer Indigniertheit Ausdruck zu verleihen, doch Tullio hob vor lauter Eifer noch ein wenig mehr die Stimme und fuhr in seinen Ausführungen fort:
    »Das beste Mittel gegen Liebeskummer ist, die alte Liebe durch eine neue zu vertreiben. Das ist mehr als nur ein Sprichwort, glaub mir! Das ist ein wenig wie Geister verjagen – das kennst du doch, oder? Dabei ist es nicht wirklich wichtig, ob die neue Liebe eine große ist, Hauptsache, sie lenkt dich von der alten ab. Deine Gedanken müssen beschäftigt sein, capisc i ? Und natürlich der Rest von dir auch.« Er lachte ein wenig anzüglich, wie Johanna fand. »Ich kann dir ein paar Kandidaten präsentieren, wenn du willst. Ein Herr mit Geld und Stil, einer unserer nobili vielleicht? Ich wüsste da wohl jemanden …«
    Seine Stimme hatte sich zu einem Flüstern herabgesenkt. Mit einem vielsagenden Zwinkern schaute er zu dem Neuankömmling hin.
    Auch Johanna hatte unwillkürlich zu dem Mann hingesehen, der den Kopf von seinen Papieren hob und ihren Blick erwiderte. Dann hob er langsam die Hand, um zu zeigen, dass er eine Bestellung aufgeben wollte.
    »Los, geh hin!«
    Tullio schubste Johanna beinah in Richtung des Gastes, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als sich, Geschäftigkeit vortäuschend, ein Tablett zu schnappen und den Korridor bis zu dem Tischchen am Fenster hinunterzulaufen. Sie wusste, dass der Mann jeden einzelnen ihrer Schritte mit den Augen verfolgte, bis sie endlich mit brennenden Wangen vor ihm stand.
    » Buongiorno, Conte , was darf ich Ihnen bringen?«
    Der Mann sah sie aus seinen dunklen Augen an. Er hatte seinen tabarro noch umgehängt, Dreispitz und Degen lagen neben ihm auf dem Stuhl.
    »Dasselbe wie immer, Giovanna«, erwiderte er leise. »Aber …«
    Sie hatte sich schon umgedreht, als sie seine Hand an ihrem Unterarm spürte, die sie am Weitergehen hinderte.
    »Aber diesmal hätte ich zum Essen gerne eine Karaffe Wein. Und zwei Gläser …«
    Als Johanna kurz darauf mit dem Gewünschten zu ihm zurückkehrte und Karaffe und Gläser auf dem Tisch vor ihm abstellte, umfasste er wieder ihr Handgelenk.
    »Das zweite Glas ist für dich«, sagte er in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Ich sehe, du hast hier heute kaum zu tun – kein Wunder bei dem schlechten Wetter! Diese Gelegenheit möchte ich nutzen, um mich ein wenig mit dir zu unterhalten. Ich habe gehört, du kommst aus Frankfurt. Was führt dich zu uns? Erzähl mir von dir!«
    Johanna stockte der Atem. Was wollte dieser Mann von ihr? Warum

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