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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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unterstützen könntest. Wir sind immer noch keinen Millimeter weitergekommen. Und der Chef setzt mir inzwischen so was von die Pistole auf die Brust …«
    Sofie zögerte.
    Joe warf ihr einen seiner berühmt-berüchtigten schmelzenden Blicke zu.
    »Jetzt sag halt schon Ja, Sofie! Niemand wär für den Fall besser geeignet als du. Das weiß ich.«
    Sofie biss sich auf die Lippen. Dieser Bazi! Wusste doch einfach immer wieder, wie er sie an den Haken bekam. Standhaft bleiben! Das hatte sie sich vorhin in der Teeküche noch geschwo ren. Daran würde auch Joes zugegebenermaßen hinreißender Dackelblick nichts ändern.
    »Okay. Ich kümmer mich drum. Um die rechtsmedizinische Analyse der Brandleiche, dass das klar ist. Wennst nämlich meinst, ich helf dir auch noch bei den Ermittlungen, hast dich sauber gschnitten.«
    Nun war es Joe, der sich auf die Lippen biss. Shit! Hoch gespielt, glatt verloren.
    »Ja mei. Kann man nix machen.«
    Zögernd zückte er sein Notizbuch, riss eine Seite heraus, kritzelte etwas darauf und legte sie neben Sofie auf den Tisch.
    »Für den Fall, dass du dir’s doch noch anders überlegst: Das ist die Adresse vom Tatort und meine Handynummer. Pfiat di derweil!«
    Mit hängenden Schultern verließ Joe Sofies Rumpelkammer und machte sich davon. Sofie wechselte einen nachdenklichen Blick mit George. Täuschte sie sich, oder nickte der stumme Freund ihr grinsend zu?
    Männer!
    Hielten doch alle zusammen wie Pech und Schwefel!
    Energisch griff sie nach dem Zettel, riss ihn in Fetzen und entsorgte ihn im Papierkorb.

19
    Eierkopf
    S ofie war noch ein ganzes Stück entfernt, als sie die beiden schon debattieren hörte. Zum Glück schoben unmittelbar vor ihr zwei Harlachinger Luxuswachteln ihre sündteuren Babyjogger samt Inhalt so aufreizend langsam vor sich her, dass sie das Gespräch in bester Qualität und voller Länge mithören konnte.
    »Sie gehen da jetzt rein, Lederer – und dann erwarde ich endlich Klartext, gabiert? Mit diesen mageren Ergebnissen kann ich dem Herrn Oberstaatsanwalt nicht länger daherkommen.«
    »Und woher sollen wir, bitte schön, mehr nehmen?« Joe klang mühsam beherrscht. »Die Befragung der Regensburger Kollegen hat, wie Sie wissen, ergeben, dass …«
    »Bleiben Sie mir doch gefälligst mit diesem Brovinzgesocks vom Leib!« Xaver Mayrs fränkische Wurzeln waren trotz aller Bemühungen, Hochdeutsch zu sprechen, unüberhörbar. »Da muss endlich Zug rein, gabiert? Sonst rollen demnächst noch Köpfe, Sie haben den Chef ja gestern selbst gehört! Der war sowieso schon wieder auf hundertachtzig, als der Fall Hinter stoißer heut früh bei ihm auf dem Tisch gelandet ist. Und wer hat den jetzt an der Bagge? Ich. Nur weil die elenden Knochenleser in der Nußbaumstraße sich mal wieder eingemischt haben.«
    Missgelaunt verzog er sich schnellen Schritts zu seinem Dienstwagen.
    Der Eierkopf!
    Unter Hunderten hätte Sofie ihn auf der Stelle wiedererkannt. Ein Kriminaler der übleren Sorte, vom Ehrgeiz zerfressen, unkollegial, einzig und allein auf den eigenen Vorteil bedacht. Sein beeindruckender Kahlkopf schimmerte im Sonnenlicht wie frisch poliert. Unter spärlichen blonden Brauen tief liegend ein misstrauisches blassblaues Augenpaar, das alles und jeden abschätzig musterte. Als Polizistin war Sofie ihm nur ein einziges Mal in die Quere gekommen – das hatte ihr schon gereicht. Plötzlich tat ihr Joe, den sie aus vielerlei Gründen vor ein paar Stunden noch zum Teufel gewünscht hatte, fast leid.
    Die beiden Wachteln und ihre aufwendig navigierte Brut waren inzwischen abgebogen. Frauen wie diese konnten bisweilen die niedersten Instinkte in Sofie auslösen. Hier in München würde sie sich erst wieder an diese Spezies Frau gewöhnen müssen.
    Joe war inzwischen ebenfalls verschwunden.
    Siebert stand auf dem dezent geschwärzten Schild, die Tür zum Vorgarten konnte Sofie einfach aufdrücken. Ein schmaler Weg führte an der Doppelgarage vorbei. Dann öffnete sich der Garten, konservativ angelegt, aber offensichtlich aufwendig gepflegt, mit einigen Obstbäumen und akkuraten Blumenrabatten, in denen Tulpen nach Farben sortiert wie Soldaten in Reih und Glied dem Licht entgegenstrebten.
    Einem verkohlten Schandfleck gleich prangte inmitten dieser Geometrie die Ruine des Gartenhäuschens. Das Dach war verschwunden, die schwarz versengten Holzwände bis auf Kniehöhe abgebrannt. Beim Näherkommen stieg Sofie das bittere Brandaroma in die Nase.
    »So a gottverdammtes Arschloch!«,

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