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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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fluchte Joe vor sich hin – und erstarrte, als Sofie ihn behutsam von hinten antippte.
    »Und?«, sagte sie, während er erschrocken zu ihr herumfuhr. »Wie ist die Lage?«
    »Fällt dir nix Bessers ein?«, schnauzte er sie an, während sein Mund sich zu einem zutiefst erleichterten Grinsen verzog.
    »Soll ich wieder abhaun?«, konterte sie. »Oder willst du vielleicht doch erst noch wissen, was ich über die Brandleiche rausgefunden hab?«
    Sein Nicken hatte etwas Starres.
    »Besonders viel hatte ich ja nicht gerade zur Verfügung«, begann Sofie. »Ein Häufchen Asche, Knochensplitter und ein paar Zähne. Da erübrigt sich die übliche Untersuchung von Brusthöhle, Bauchhöhle, Kopfhöhle ganz schnell. Allerdings fanden sich in den Ascheresten höchst interessante Textilspuren.«
    »Was bedeutet …«
    »… dass wir weiteranalysieren müssen. Du kennst doch das Prozedere.«
    »Männlich oder weiblich?« Joes Augen hingen an ihren Lippen, und Sofie hätte nicht gerade behaupten können, dass ihr das unangenehm war.
    »Auch das wird sich erst zeigen«, sagte sie. »Die Zahnfüllungen werden noch eingehender untersucht. Amalgam. So viel wissen wir bereits. Die Tox ist weiter dran. War also wahrscheinlich schon mal kein reicher Privatpatient oder -patientin. Manchmal können Füllungen ja auch Aufschluss darüber geben, woher jemand stammt.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Joe.
    Sofie zuckte die Achseln.
    »Dein Part, Herr Hauptkommissar. Für Mutmaßungen bin ich nicht zuständig.«
    Zwischen seinen dunklen Brauen erschien eine tiefe Falte.
    »Weißt du eigentlich, wie lang ich schon auf diese Beförderung warte?«, fragte er dumpf. »Und dann kommt dieser Eierkopf daher und will …«
    »Den Mayr, den packst du doch mit links«, unterbrach sie ihn. »Und jetzt dreh dich mal ganz schnell um! Diese Herrschaften …«
    Der Mann, der auf sie zustürmte, war untersetzt und hatte eine Halbglatze. Zum grauen Janker trug er eine weinrote Krawatte, die die zahlreichen geplatzten Äderchen auf seinen Wangen ins Bläuliche changieren ließ. Handgenähte Haferlschuhe an seinen Füßen verrieten weniger Geschmack als vielmehr ein gut gefülltes Bankkonto.
    »Ministerialdirigent Konstantin Siebert«, trompetete er ihnen entgegen. »Was haben Sie auf unserem Grundstück zu suchen?«
    »Hauptkommissar Lederer«, stellte Joe sich vor. »Und das ist Dr. Sofie Rosenhuth von der Münchner Rechtsmedizin …«
    »Und weiter?«, unterbrach Siebert ihn ungehalten. »Was wollen Sie denn noch von uns? Ich habe der Polizei in Regensburg bereits alles Wissenswerte mitgeteilt.«
    »Konni, bitte«, sagte die blonde Frau mit dem exakt geschnittenen Bob neben ihm. »Die Dame und der Herr tun doch nur ihre Arbeit!« Ihr kühles Lächeln erwärmte sich um ein halbes Grad. »Greta Siebert«, fuhr sie fort. »Sie müssen wissen, meinen Mann regt die ganze Angelegenheit furchtbar auf. Das Gartenhäuschen hat er vor mehr als zehn Jahren eigenhändig erbaut. So viele Stunden, die er da hineingesteckt hat! Dass es jetzt so zerstört ist …« Ihre schmale Hand sank resigniert nach unten.
    »Sie waren also beide in Regensburg, als das Feuer ausbrach?«, fragte Joe.
    »Das haben wir doch alles …«, schäumte Siebert los, als die energische Stimme seiner Frau dazwischenfuhr.
    »Zuerst waren wir in der Regensburger Uni, wo der Festakt stattfand«, sagte Greta Siebert. »Nach der Ansprache meines Mannes gingen wir mit dem Rektor, dessen Gattin und einigen Professoren ins Restaurant ›Ophelia‹ – sehr empfehlenswert übrigens, wenngleich natürlich nicht ganz Münchner Niveau. Übernachtet haben wir später im gleichnamigen Hotel, gleich zwei Stockwerke darüber. Durchaus komfortabel – eigentlich.«
    Sofie sah sie fragend an.
    »Nun, auch das bequemste Himmelbett und die duftigsten Vorhänge verlieren deutlich an Wirkung, wenn vor dem Fenster randaliert wird«, fuhr Greta Siebert fort. »Ein paar junge Leute, die glaubten, ausgerechnet vor unserem Hotel mächtig feiern zu müssen. Betrunken, wie es ja heutzutage leider immer öfter vorkommt. Wir haben gerufen, gebettelt, schließlich sogar gedroht. Leider vergeblich. Irgendwann haben wir beide eine Schlaftablette eingenommen. Manchmal muss man eben zu Medikamenten greifen, um Ruhe zu finden.«
    »Ein Mensch ist in Ihrem Gartenhaus umgekommen«, sagte Joe. »Die genauen Umstände prüfen wir noch.«
    Rot vor Zorn zischte Siebert ihn an. »Wissen Sie wenigstens schon, wer dieser Einbrecher war?«, fragte

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