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Die Kalte Sofie

Die Kalte Sofie

Titel: Die Kalte Sofie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Gruber
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unmittelbarer Nähe des Ostfriedhofs, verläuft dann als gemütliche zweispurige Straße Rich tung Süden zum gleichnamigen Platz, vorbei an immer zahlreicher werdenden Baustellen, denn auch hier verdrängen zunehmend große, teure Wohnblocks die verträumten Vorstadthäuschen.
    Sobald sie aber in die Martin-Luther-Straße einmündet, ist es mit der Beschaulichkeit dann auch vorbei. Fünf Spuren zählt sie jetzt, lässt rechts das Sechzger-Stadion liegen und macht beherzt eine Wendung um neunzig Grad. Dann wird das Ganze sogar richtig international: Hier mündet die Tela nämlich auf den Mitt leren Ring und trägt ab jetzt als Teilstück der Europastraße 54 die Nase hoch. Die direkte Verbindung also vom Eiffelturm zu Giesing Heights, sozusagen.
    Dass die Anlieger unter dem Dauerlärm und dem Gestank der rund hundertzwanzigtausend Fahrzeuge leiden, die hier täglich entlangbrausen, steht auf einem anderen Blatt.
    Kaum aber kommt die Giesinger Polizeiinspektion Ecke Chiem gauer Straße in Sicht, muss die Tela sich zwischen den hohen Betonwänden des McGraw-Grabens hindurchzwängen, die den tiefergelegten Straßenverlauf auf dreihundert Metern wie ein Korsett umschließen – bis sie einen knappen Kilometer weiter auf die A 995 trifft und über Holzkirchen dann endlich zu dem Ort gelangt, dem sie ihren Namen verdankt: dem Tegernsee.
    Eine Landpartie zu später Stunde schien Schlegl allerdings nicht im Sinn zu haben. Seine in mattem Schwarz lackierte Kampfmaschine mied den Ring und wählte die eigentlich nur Anliegern vorbehaltene, wenig befahrene parallele Straße oberhalb des Grabens Richtung Süden.
    Nicht gerade optimal für eine Undercover-Verfolgungsjagd.
    Umso erstaunter nahm Sofie zur Kenntnis, wie geschmeidig Charly Loessl mit seinem Cabrio an dem Hummer dranblieb. Schien fast so, als machte er so etwas nicht zum ersten Mal. Oder warum sonst war der Polizeireporter so umsichtig gewesen und hatte ihr noch schnell seinen Seidenschal gereicht, dazu eine Pilotenbrille aus dem Handschuhfach?
    »Nicht, dass der Bursche Sie noch erkennt!«
    Keine einzige Frage nach Wieso und Weshalb. Stattdessen war er sofort losgedüst, mit einer nunmehr stilecht verpackten Sofie auf dem Beifahrersitz. Grace Kelly ließ grüßen!
    Tatsächlich: Gab es etwas Schöneres, als nach einem exotischen Mahl an einem Frühlingsabend in einem schnittigen Jaguar-Cabrio durch die Stadt zu brausen, noch dazu an der Seite eines äußerst zuvorkommenden Gentleman?
    Erinnerungen holten Sofie ein: Da drüben, in der Polizeiinspektion 23, hatte sie ihre ersten Ausbildungsjahre absolviert, und weiter vorn, in dem riesigen, bedrückend monumentalen Klotz mit seiner wechselvollen Geschichte mit Hand angelegt, nachdem die US -Streitkräfte die Kaserne geräumt hatten und hier nach und nach die Außenstelle des Polizeipräsidiums eingerichtet wurde.
    Blutjung war sie damals gewesen, und bis über beide Ohren verliebt – in einen gewissen Joe Lederer.
    Sofie verzog das Gesicht.
    Granatenmistkerl bleibt Granatenmistkerl. Das hatte sie heute wieder einmal feststellen können. Seine bitteren Attacken klangen immer noch in ihren Ohren. Die Sache hatte aber auch ihre gute Seite. Ohne diesen fiesen Streit wäre sie vielleicht doch wieder rückfällig geworden!
    In diesem Moment machte Dante einen Satz nach vorn und katapultierte sie schlagartig in die Gegenwart zurück. Hatte sie eigentlich noch alle? Das hier war schließlich keine gemütliche Kaffeefahrt oder leicht amouröse Landpartie, sondern eine ernsthafte Ermittlung. Und zwar auf eigene Faust, wie sie sich ins Gedächtnis rief.
    Zwanzig Meter vor ihnen beschleunigte Schlegls Hummer plötzlich und mit aufheulendem Motor.
    »Sieht fast so aus, als hätte der Typ spitzgekriegt, dass wir hinter ihm her sind«, murmelte Charly gepresst und stieg seinerseits aufs Gaspedal. »Vielleicht haben wir Glück, und die Ampel da vorn springt noch rechtzeitig auf Rot.«
    In der Tat – die Ampel erwies ihnen den Gefallen. Der schwarze Panzer allerdings ließ sich davon nicht abschrecken, sondern drängte ein paar verschreckte Kleinwagen zur Seite, raste über die Kreuzung und bog dann scharf nach links in die Stadelheimer Straße ein.
    Unerschrocken tat Charly es ihm nach.
    Täuschte Sofie sich, oder huschte dabei ein kurzes grimmiges Lächeln über sein Gesicht? Keine Frage. Der sanfte, zuvorkommende Charly Loessl mit seinen exquisiten Manieren war ein Mann mit Nerven aus Stahl.
    Trotzdem entfernte sich der Hummer

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