Die kalte Spur
durchzugeben, werde aber entweder noch im Laufe des Nachmittags oder heute vormittag hier im Büro erscheinen.«
»Gestern nachmittag«, sagte Bleeker nachdenklich. »Was hatte ich denn da zu erledigen...? Ach ja, da fand die Besprechung mit Mrs. Cathay und dem Anwalt von Cathay statt.«
»Haben Sie sich die Sache vom Hals geschafft?«
»Ja, die Frau von Cathay kriegte es mit der Angst zu tun. Sie ist Hals über Kopf zu dem Anwalt gerannt und hat veranlaßt, daß er die Geschichte abbläst. Die beiden versuchten allerdings, durch einen Bluff mir gegenüber das Gesicht zu wahren.«
»Haben Sie die beiden zu Kreuze kriechen lassen?«
»Nein. Ich wollte nur unsere Haltung klar festlegen.«
»Glauben Sie, daß Mrs. Cathay sich zu diesem Schritt entschloß, weil Morton irgend etwas entdeckt hat?«
»Ich hatte den Eindruck, daß sie selbst sich betroffen fühlte.«
»Ja, diese Mrs. Cathay ist eine Frau, die schon in heiklen Situationen war«, sagte Ethel West. »Da weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut.«
Dan Bleeker blickte versonnen auf den Teppich.
»Rufen Sie bitte Dick Kenney zu mir«, sagte er. »Ich möchte etwas mit ihm besprechen.«
»Sonst noch etwas?«
»Falls Morton anruft, sagen Sie ihm, er solle bei mir vorbeikommen, vorausgesetzt, daß er den Fall so lange ruhen lassen kann.«
Einige Minuten später betrat Dick Kenney Bleekers Büro. »Ich möchte«, sagte Bleeker, »daß der Fall Cathay näher untersucht wird.«
»Aber ich dachte, die ganze Angelegenheit sei fallengelassen worden?« erwiderte Kenney verdutzt.
»Cathay betrachtet die Sache als erledigt - wir nicht!«
»Und was soll nach Ihrer Ansicht geschehen?«
»Ich möchte, daß wir dem Burschen nachspüren, der Cathays Tasche stahl und sich dann als Cathay ausgab. Ich will wissen, warum er das tat.«
»Aber ich dachte, das sollte der Angelpunkt unseres Widerrufs werden.«
»Nein, es wird der Ausgangspunkt unserer weiteren Enthüllungen sein!«
Dick Kenney nickte.
»Ich möchte mehr über Cathay in Erfahrung bringen«, sagte Bleeker. » Schicken Sie Ihre Leute hier in der Stadt durch die Hotels und lassen Sie feststellen, wo er gemeldet war. Wenn möglich, bringen Sie über den geschäftlichen Anlaß seines Besuchs etwas in Erfahrung. Prüfen Sie, ob er allein oder in Begleitung hier war. Vor allem aber kümmern Sie sich um diesen Taschendiebstahl. Da war doch ein Mädchen mit hineinver- wickelt, die behauptete, sie reise per Anhalter. Ich glaube, sie gab als Namen Mary Briggs an. Es muß Ihnen gelingen, sie ausfindig zu machen. Ich will wissen, wohin der Mann sich begab, nachdem die Polizei ihn aus Versehen laufenließ.«
»Mary Briggs dürfte die Stadt schleunigst verlassen haben,
nachdem sie das Intermezzo mit der Polizei hinter sich hatte«, sagte Kenney.
»Dann lassen Sie außerhalb der Stadt nach ihr suchen!« Das Telefon klingelte.
Bleeker meldete sich und hielt dann Kenney den Hörer hin. »Es ist Fred Nixon«, sagte er. »Unser Reporter im Polizeipräsidium.« Kenney nahm den Hörer und sagte leise: »ja, hallo, Nixon? Was ist los?«
Während er Nixon berichten ließ, wurde Kenneys Gesicht immer gespannter. Schließlich sagte er: »Wir senden euch ein paar Leute zur Unterstützung. Wartet ab, bis sie dort sind. Dann macht ihr euch an die Arbeit. Unsere Zeitung wird nicht ruhen, bis der Fall aufgeklärt ist. Macht das den Leuten von der Mordkommission klar. Haben Sie mich verstanden... Gut, bleiben Sie noch einen Moment am Apparat.« Kenney blickte zu Bleeker hinüber.
»Morton ist umgebracht worden«, sagte er. »Haben Sie noch irgendwelche Instruktionen zu geben?«
»Nein«, entgegnete Bleeker tonlos.
»Das ist alles«, sagte Kenney zu Nixon und legte den Hörer auf. Gleich darauf nahm er ihn wieder ans Ohr und sagte: »Miss West, hier ist Dick Kenney. Bitte geben Sie mir sofort Bill Osborne... ja, ich warte... Hallo, Bill, hier ist Kenney. Nixon rief mich soeben aus dem Polizeipräsidium an. Er hat eine Funkmeldung aufgefangen. Die Polizei hat am Stadtrand in der Nähe der Sanborne Street eine Leiche gefunden. Das ist eine ziemlich verkommene Ecke, wo nur ein paar Häuser stehen. Die Polizei glaubt, daß es sich bei dem Toten höchstwahrscheinlich um Charles Morton handelt. Nehmen Sie Sam Lane mit zum Präsidium und machen Sie sich an die Arbeit. Setzen Sie sich mit der Mordkommission in Verbindung. Und sagen Sie den Beamten, daß Morton für uns einen wichtigen Auftrag zu erfüllen gehabt hätte, und daß
Weitere Kostenlose Bücher