Die kalte Spur
möglich auch wissen, wo er vormittags war. Aber vor allem kommt es mir auf den Nachmittag an. Ich wünsche über jeden Schritt, den er in der fraglichen Zeit tat, Auskunft. Sie können Unkosten in beliebiger Höhe machen und mir die Rechnung zuschicken... Was ist mit ihm...? Sind Sie sicher...? Prüfen Sie es bitte nach, ja? Versuchen Sie, den Arzt ausfindig zu machen, und sehen Sie zu, daß Sie aus der Krankenschwester etwas herauskriegen. Wahrscheinlich sind sogar zwei oder drei Schwestern engagiert worden. Besorgen Sie mir jede mögliche Information und rufen Sie mich schnellstens wieder an. Sie Sache kann unter Umständen von größter Bedeutung sein. Ich wende mich an Sie, weil ich weiß, welchen Standpunkt Sie hinsichtlich der bevorstehenden Kommunalwahlen in Riverview vertreten. Falls ich nicht anwesend sein sollte, hinterlassen Sie Ihre Mitteilungen bitte bei meiner Sekretärin Ethel West.« Bleeker legte auf, ging mit raschen, nervösen Schritten hinaus auf den Korridor und steuerte auf Dick Kenneys Büro zu. »Ich habe soeben mit Beckley vom Riverview Chronicle telefoniert«, sagte er, nachdem er die Tür geschlossen hatte. »Ich bat ihn um Informationen über Cathay. Er sagte mir, daß Cathay gestern morgen plötzlich sehr ernst erkrankt sei und seitdem das Bett hüte. Ich ersuchte ihn, dies nachzuprüfen. Eine Krankheit läßt sich ja sehr leicht Vortäuschen. Da kann man sich nicht einmal an die Auskunft des Arztes halten. Wahrscheinlich läßt sich aus den Krankenschwestern mehr herausholen. Beckley wird Nachforschungen anstellen.«
»Glauben Sie, daß Cathay und Morton irgendwo ein Gespräch geführt haben?« fragte Kenney.
»Ich verzichte bis jetzt auf alle Kombinationen«, erwiderte Bleeker. »Ich sammle zunächst Fakten. Heute abend treffe ich mich um 20.30 Uhr mit Sidney Griff. Haben Sie aus dem Präsidium etwas Neues gehört?«
»Ja, der Tote ist Morton«, sagte Kenney finster. »Bis jetzt können die Beamten noch nicht exakt sagen, wann der Tod eintrat, aber es muß gestern nachmittag, vermutlich bereits am frühen Nachmittag geschehen sein. Während der vergangenen Nacht ist die Leiche in jener abgelegenen Gegend abgeladen worden, wahrscheinlich gegen drei oder vier Uhr morgens. Niemand weiß, auf welche Weise die Leiche dorthin kam.«
Das Telefon auf Kenneys Schreibtisch klingelte.
»Hier Kenney«, sagte er mechanisch und nickte dann Bleeker zu. »Es ist für Sie.«
»Hallo, hier Bleeker«, sagte er. »Ein Ferngespräch aus Riverview... Ja, jetzt kommt es durch... Hallo, Beckley... Ja... Sind Sie dessen sicher...? Ein Irrtum kann nicht vorliegen... Ich verstehe... Okay... Das gibt für Sie jedenfalls eine gute Story, was? Geben Sie uns einen kompletten Bericht durch. Ich nehme an, das wird einen ganz schönen Skandal in Riverview geben... Gut, sammeln Sie alle Fakten, und telefonieren Sie die Sache bitte schnell durch. Möglichst innerhalb einer Stunde. Sie brauchen uns nur das Material zu geben. Wir lassen dann einen Bericht daraus machen.«
Er legte den Hörer auf.
»Was haben Sie erfahren?« fragte Kenney.
»Frank B. Cathay ist vor etwa zwanzig Minuten gestorben. Aus irgendeinem Grund wollte man die Nachricht von seinem Tod vertuschen. Beckley schickte einen alten Hasen hin, der sich hinter die zwei Arzte klemmte. Einer der beiden behauptet, Cathay sei vergiftet worden.«
Kenney blickte Bleeker verblüfft an.
»Vergiftet?«
Bleeker nickte.
»Er hat doch sicher ein großes Vermögen hinterlassen, nicht wahr?«
»Rund zwei Millionen.«
»Wie lange ist Cathay krank gewesen?«
»Seit gestern früh. Offensichtlich steht die Erkrankung außer Zweifel. Er brach im Büro zusammen. Dann brachte man ihn nach Hause und schaffte ihn ins Bett. Wie üblich, kombinierten die Ärzte alle möglichen Dinge, und plötzlich wurde Cathay bewußtlos. Das war gestern gegen 15 Uhr. Er starb, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben.«
»Dann muß seine Frau doch aber gewußt haben, daß er schwer krank ist«, sagte Kenney.
Bleeker nickte zustimmend.
»Ihr Mann lag also im Sterben, während sie und der Anwalt in aller Eile hierherfuhren, um das Verfahren gegen die Zeitung niederzuschlagen. Warum aber taten sie das, wenn Cathay bereits im Sterben lag! Ein Toter kann keinen Verleumdungsprozeß anstrengen.«
»Vielleicht«, bemerkte Bleeker, »wußten sie nicht, wie schwer er erkrankt war, als sie hierherkamen.«
Kenney lachte sarkastisch. »Wenn sie ihm das Gift gab, wußte sie, wie ernst die
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