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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Bundesrichter dem Gouverneur in die Hände gefallen. Er wollte unter vier Augen mit mir sprechen. Er gab mir seine private Telefonnummer und forderte mich auf, ihn anzurufen und mit ihm über den Fall zu sprechen. Er sagte, er hätte Zweifel am Ausmaß deiner Schuld.«
    Sam funkelte ihn an. »Zweifel? Nur seinetwegen bin ich hier. Er kann es kaum erwarten, daß ich hingerichtet werde.«
    »Damit hast du wahrscheinlich recht, aber...«
    »Du hast mir versprochen, daß du nicht mit ihm reden würdest. Du hast eine Vereinbarung unterschrieben, die dir jeden Kontakt mit diesem Kerl ausdrücklich verbietet.«
    »Reg dich nicht auf, Sam. Er hat mir vor dem Büro des Richters aufgelauert.«
    »Mich wundert nur, daß er keine Pressekonferenz einberufen hat, um darüber zu reden.«
    »Ich habe ihm gedroht. Er mußte mir versprechen, daß die Sache unter uns bleibt.«
    »Dann bist du der erste Mensch in der Geschichte, der diesen Mistkerl zum Schweigen gebracht hat.«
    »Er steht dem Gedanken an eine Begnadigung offen gegenüber.«
    »Das hat er dir erzählt?«
    »Ja.«
    »Warum? Ich glaube es einfach nicht.«
    »Ich weiß nicht, warum, Sam. Und es ist mir im Grunde auch gleich. Aber was kann es schaden? Was sollte daran gefährlich sein, wenn wir ein Gnadengesuch stellen? Er bekommt sein Bild in die Zeitungen. Und die Fernsehkameras können noch mehr hinter ihm herjagen. Wenn auch nur die geringste Aussicht darauf besteht, daß er dem Gesuch stattgibt - was sollte es dich dann kümmern, wenn er ein bißchen Kapital daraus schlägt?«
    »Nein. Die Antwort ist nein. Ich werde nicht zulassen, daß du ein Gnadengesuch stellst. Auf gar keinen Fall. Tausendmal nein. Ich kenne ihn, Adam. Er versucht, dich in seine Spielchen hineinzuziehen. Das ist alles nur fauler Zauber, eine Show für die Öffentlichkeit. Er wird sich bis zu meiner letzten Stunde fürchterlich grämen und alles herausholen, was herauszuholen ist. Die Leute werden sich mehr für ihn interessieren als für mich, und schließlich ist es meine Hinrichtung.«
    »Aber was kann es schaden?«
    Sam hieb mit der Handfläche auf den Tisch. »Es ist sinnlos, Adam! Er wird seine Meinung nicht ändern.«
    Adam notierte etwas auf seinem Block und ließ einen Moment verstreichen. Sam lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und zündete sich eine weitere Zigarette an. Sein Haar war noch feucht, und er kämmte es mit den Fingernägeln nach hinten.
    Adam legte seinen Federhalter auf den Tisch und sah seinen Mandanten an. »Was willst du tun, Sam? Aufgeben? Das Handtuch werfen? Du glaubst doch, so viel von der Juristerei zu verstehen, also sag mir, was du tun willst.«
    »Nun ja, ich habe darüber nachgedacht.«
    »Ich bin sicher, daß du das getan hast.«
    »Die Eingabe beim Fünften Berufungsgericht ist sinnvoll, hat aber kaum Aussicht auf Erfolg. So wie ich die Dinge sehe, bleibt nicht mehr viel übrig.«
    »Außer Benjamin Keyes.«
    »Richtig. Außer Keyes. Er hat gute Arbeit geleistet beim Prozeß und der Revision, und er war fast ein Freund. Es widerstrebt mir, über ihn herzufallen.«
    »Das ist Routine in Todesstrafen-Fällen, Sam. Man fällt immer über den Verteidiger her und macht unzulängliche Rechtsberatung geltend. Goodman sagte mir, er hätte es tun wollen, aber du hättest dich geweigert. Es hätte schon vor Jahren gemacht werden sollen.«
    »Das stimmt. Er hat mich angefleht, es zu tun, aber ich habe nein gesagt. Das war vermutlich ein Fehler.«
    Adam saß auf der Stuhlkante und machte sich Notizen. »Ich habe mir die Akte angesehen, und ich glaube, Keyes hat einen Fehler gemacht, indem er dich nicht in den Zeugenstand gerufen hat.«
    »Ich wollte vor der Jury aussagen. Ich glaube, das habe ich dir schon gesagt. Nachdem Dogan ausgesagt hatte, hielt ich es für sehr wichtig, daß ich der Jury erklärte, daß ich zwar in der Tat die Bombe gelegt, aber niemals die Absicht gehabt hatte, jemanden zu töten. Das ist die reine Wahrheit, Adam. Ich hatte niemals die Absicht, jemanden zu töten.«
    »Du wolltest aussagen, aber dein Anwalt hat nein gesagt.«
    Sam lächelte und schaute auf den Boden. »Ist es das, was du von mir hören willst?«
    »Ja.«
    »Mir bleibt kaum eine andere Wahl, oder?«
    »Richtig.«
    »Okay. So war es. Ich wollte aussagen, aber mein Anwalt hat es nicht zugelassen.«
    »Ich werde es gleich morgen früh einreichen.«
    »Es ist zu spät, nicht wahr?«
    »Nun, es ist in der Tat reichlich spät. Dieser Einwand hätte schon vor sehr langer Zeit gemacht

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