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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Sobald ich meine Entscheidung getroffen habe, werde ich die Anwälte informieren. Sie brauchen nicht hier zu warten. Wir rufen Sie an. Die Sitzung ist geschlossen.«
    Alle standen auf und eilten auf den Ausgang zu. Adam holte Reverend Ralph Griffin ein und dankte ihm, dann kehrte er an den Tisch zurück, wo Goodman, Hez Kerry, Professor Glass und die Jurastudenten warteten. Sie steckten die Köpfe zusammen und flüsterten, bis die Menge verschwunden war, dann verließen auch sie den Gerichtssaal. Jemand sprach von Drinks und Abendessen. Es war fast neun Uhr.
    Vor der Tür zum Gerichtssaal warteten Reporter. Adam gab ein paar höfliche »Kein Kommentar« von sich und ging weiter. Rollie Wedge schob sich hinter Adam und Goodman, als sie sich durch den überfüllten Flur drängten. Als sie das Gebäude verließen, verschwand er.
    Draußen waren zwei Gruppen von Kameras bereit. Auf den Eingangsstufen redete Roxburgh mit einer Gruppe von Reportern, und nicht weit davon entfernt, auf dem Gehsteig, hielt der Gouverneur Hof. Als Adam vorbeiging, hörte er McAllister sagen, er dächte über eine Begnadigung nach, und ihm stünde eine lange Nacht bevor. Der morgige Tag würde sogar noch härter werden. Ob er der Hinrichtung beizuwohnen gedächte, fragte jemand. Die Antwort konnte Adam nicht hören.
    Sie gingen zu Hal and Mal's, einem beliebten Restaurant in der Innenstadt. Hez fand einen großen Ecktisch in der Nähe der Vorderfront und bestellte eine Runde Bier. Im Hintergrund spielte lautstark eine Blues-Band. Speiseraum und Bar waren voll besetzt.
    Adam saß in einer Ecke neben Hez und entspannte sich zum erstenmal seit Stunden. Das Bier rann schnell hinunter und beruhigte ihn. Sie bestellten Chili und Reis und unterhielten sich über die Verhandlung. Hez sagte, er hätte seine Sache großartig gemacht, und die Jurastudenten machten ihm Komplimente. Die Stimmung war optimistisch. Adam dankte ihnen für ihre Hilfe. Goodman und Glass saßen am anderen Ende des Tisches, in ein Gespräch über den Fall eines anderen Todeskandidaten vertieft. Die Zeit strich langsam dahin, und als das Essen kam, fiel Adam hungrig darüber her.
    »Dies ist wahrscheinlich nicht der richtige Zeitpunkt, um das zur Sprache zu bringen«, sagte Hez aus dem Mundwinkel heraus. Er wollte nicht, daß noch andere außer Adam hörten, was er sagte. Die Band spielte jetzt noch lauter.
    »Ich nehme an, Sie wollen nach Chicago zurückkehren, wenn diese Sache vorbei ist«, sagte er mit einem Blick auf Goodman, um sich zu vergewissern, daß er immer noch in sein Gespräch mit Glass vertieft war.
    »Voraussichtlich«, sagte Adam ohne große Überzeugung. Er hatte nur wenig Zeit gehabt, über den morgigen Tag hinauszudenken.
    »Nun, nur damit Sie's wissen, in unserem Büro ist eine Stelle frei. Einer meiner Leute will seine eigene Kanzlei aufmachen, und wir suchen nach einem Nachfolger. Es ist ausschließlich Arbeit für zum Tode Verurteilte, das wissen Sie ja.«
    »Sie haben recht«, sagte Adam leise. »Es ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden.«
    »Es ist harte Arbeit, aber sie ist befriedigend. Außerdem herzzerreißend. Und unerläßlich.« Hez kaute auf einem Stück Wurst herum und spülte es mit Bier hinunter. »Die Bezahlung ist lausig, verglichen mit dem, was Sie bei Ihrer Firma verdienen. Knappes Budget, lange Arbeitszeiten, massenhaft Mandanten.«
    »Wieviel?«
    »Ich könnte Ihnen zu Anfang dreißigtausend geben.«
    »Ich verdiene zur Zeit zweiundsechzigtausend. Und es wird mehr werden.«
    »Ich weiß. Ich habe siebzig verdient bei einer großen Firma in Washington, bis ich die Stelle aufgab, um hierherzukommen. Ich war auf dem besten Wege, Partner zu werden, aber die Kündigung ist mir leichtgefallen. Geld ist nicht alles.«
    »Ihnen gefällt diese Arbeit?«
    »Sie läßt einen nicht wieder los. Es gehören starke moralische Überzeugungen dazu, auf diese Weise gegen das System anzukämpfen. Denken Sie einfach mal darüber nach.«
    Goodman schaute jetzt in ihre Richtung. »Fahren Sie heute abend noch nach Parchman zurück?« fragte er laut.
    Adam leerte gerade sein zweites Glas Bier. Er würde auch noch ein drittes trinken, aber nicht mehr. Die Erschöpfung setzte jetzt rapide ein. »Nein. Ich warte, bis wir morgen früh etwas hören.«
    Sie aßen und tranken und hörten Goodman und Glass und Kerry zu, die Geschichten von anderen Hinrichtungen erzählten. Das Bier floß, und die Stimmung wandelte sich von Optimismus zu

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