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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Frage.«
    Die Feder fing zu leuchten an.
    »Gut«, lenkte ich ein. »Wenn ich muss, dann würde ich wahrscheinlich … wahrscheinlich würde ich die Welt retten.«
    Schreckliche Schuldgefühle überkamen mich. Was war ich denn für eine Tochter? Ich umklammerte den Isisknoten an meiner Halskette – meine einzige Erinnerung an Dad. Ich weiß, einige von euch werden denken: Du hast deinen Dad ja kaum gesehen. Du hast ihn kaum gekannt. Was stellst du dich so an?
    Aber deshalb war er nicht weniger mein Dad, oder? Der Gedanke, ihn endgültig zu verlieren, war deshalb auch nicht weniger schrecklich. Und der Gedanke, ihn im Stich zu lassen, ihn willentlich sterben zu lassen, auch wenn es die Welt retten würde – was für ein Monster war ich eigentlich?
    Ich konnte Anubis kaum in die Augen sehen, doch als sich unsere Blicke trafen, war sein Gesichtsausdruck milder.
    »Ich glaube dir, Sadie.«
    »Ach, echt? Ich halte die Scheißfeder der Wahrheit in der Hand und du glaubst mir. Vielen Dank auch.«
    »Die Wahrheit ist brutal«, erklärte Anubis. »Die ganze Zeit kommen Seelen in die Halle der beiden Wahrheiten und sie können das Lügen nicht lassen. Sie leugnen ihre Schwächen, ihre wahren Gefühle, ihre Fehler … so lange, bis Ammit ihre Seelen für alle Ewigkeit verschlingt. Man braucht Stärke und Mut, um sich die Wahrheit einzugestehen.«
    »Klar. Ich fühl mich ja auch wie der Ausbund an Stärke und Mut. Danke.«
    Anubis stand auf. »Ich sollte dich jetzt allein lassen. Euch bleibt nicht mehr viel Zeit. In etwas mehr als vierundzwanzig Stunden geht die Sonne zu Seths Geburtstag auf und er wird seine Pyramide vollenden – es sei denn, ihr haltet ihn auf. Vielleicht, wenn wir uns das nächste Mal sehen –«
    »Nervst du genauso wie jetzt?«, unterbrach ich.
    Er starrte mich mit diesen warmen braunen Augen an. »Vielleicht bringst du mir dann was über moderne Werbungsrituale bei.«
    Ich saß verblüfft da, bis er mich schließlich schwach anlächelte – genug, um mir klarzumachen, dass er mich aufzog. Danach verschwand er.
    »Ach, sehr lustig!«, rief ich. Die Waage und der Thron lösten sich in Luft auf. Die Leinenbank entwirrte sich und ich plumpste mitten auf den Friedhof. Neben mir tauchten Carter und Cheops auf, aber ich brüllte noch immer die Stelle an, wo Anubis gestanden hatte, und beschimpfte ihn.
    »Was ist denn hier los?«, wollte Carter wissen. »Wo sind wir?«
    »Er ist schrecklich!«, knurrte ich. »Selbstgefällig, sarkastisch, total süß, unerträglich –«
    »Agh!« , beschwerte sich Cheops.
    »Klar«, stimmte Carter zu. »Hast du die Feder nun oder nicht?«
    Ich hielt ihm meine Hand entgegen und da war sie – eine leuchtende weiße Feder, die über meiner Handfläche schwebte. Ich schloss die Hand und sie verschwand wieder.
    »Wow«, meinte Carter. »Aber was ist mit Anubis? Wie hast du –?«
    »Komm, wir suchen Bastet und hauen von hier ab«, unterbrach ich ihn. »Wir haben noch was zu erledigen.«
    Da ich absolut nicht in der Stimmung war, die Wahrheit zu erzählen, marschierte ich vom Friedhof, bevor er mir noch mehr Fragen stellen konnte.

CARTER
    29.
    Zia schlägt ein Rendezvous vor
    [Ja, vielen Dank, Sadie. Du schnappst dir den Teil über das Land der Toten. Und mir überlässt du den Interstate 10 durch Texas.]
    Um es kurz zu machen: Es dauerte ewig und war stinklangweilig, es sei denn, man findet es spaßig, Kühen beim Weiden zuzusehen.
    Wir verließen New Orleans am achtundzwanzigsten Dezember gegen ein Uhr morgens, also einen Tag bevor Seth die Welt zerstören wollte. Bastet »borgte« sich ein Wohnmobil – ein Überbleibsel der Katastrophenhilfe nach dem Hurrikan Katrina. Zuerst hatte Bastet vorgeschlagen zu fliegen, doch als ich ihr von meinem Traum über die Magier in dem explodierenden Flugzeug erzählte, kamen wir überein, dass Fliegen vielleicht doch keine so brillante Idee war. Die Himmelsgöttin Nut hatte uns zwar einen sicheren Flug bis Memphis versprochen, aber je näher wir Seth kamen, umso weniger wollte ich unser Glück herausfordern.
    »Seth ist nicht unser einziges Problem«, erklärte Bastet. »Wenn deine Vision stimmt, sind uns die Magier dicht auf den Fersen. Und zwar nicht irgendwelche Magier – sondern Desjardins höchstpersönlich.«
    »Und Zia«, warf Sadie ein, nur um mich zu ärgern.
    Am Ende entschieden wir, dass es sicherer war, mit dem Auto zu fahren, auch wenn wir länger brauchen würden. Mit etwas Glück kämen wir gerade rechtzeitig in

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