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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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mir vorstellen, was in Carter vor sich ging; es war mehr als gruselig zuzuhören, wie Zia von sich in der dritten Person sprach.
    Ich senkte den Blick tiefer in die Duat. An Zias Platz stand ein großer Mann in einer Rüstung aus Leder und Bronze. In mancher Hinsicht sah er noch immer wie Re aus. Er war noch immer kahl. Sein Gesicht war noch immer voller Falten und vom Alter gezeichnet und er hatte dasselbe freundliche Lächeln (mit nur einem Zahn). Doch nun hielt er sich aufrecht. Sein Körper war muskulös. Seine Haut leuchtete wie geschmolzenes Gold. Er war der durchtrainierteste, goldenste Großvater der Welt.
    Bes ging auf die Knie. »Mein Gebieter Re.«
    »Ach, mein kleiner Freund.« Re wuschelte dem Zwergengott durch die Haare. »Steh auf! Schön, dich zu sehen.«
    Im Bug wurde Sobek aufmerksam, er hielt seinen langen Eisenzauberstab wie ein Gewehr. »Lord Re! Ich wusste, dass Ihr zurückkehren würdet.«
    Re kicherte. »Sobek, du altes Reptil. Wenn du wüsstest, dass du ungeschoren davonkommst, würdest du mich doch zum Abendessen verspeisen. Horus und Isis haben dafür gesorgt, dass du nicht aus der Reihe tanzt?«
    Sobek räusperte sich. »So ist es wohl, mein König.« Er zuckte die Achseln. »Ich komme nicht gegen meine Natur an.«
    »Abgesehen davon«, sagte Re, »werden wir deine Stärke bald brauchen. Nähern wir uns dem Sonnenaufgang?«
    »Ja, mein König.« Sobek deutete vor uns.
    Ich sah Licht am Ende des Tunnels – im wahrsten Sinne des Wortes. Als wir dem Ende der Duat näher kamen, wurde der Fluss der Nacht breiter. Die Ausgangstore waren ungefähr noch einen Kilometer entfernt, links und rechts standen Statuen des Sonnengottes. Dahinter leuchtete das Tageslicht. Der Fluss verwandelte sich in Wolken und strömte in den Morgenhimmel.
    »Sehr gut«, sagte Re. »Bringt uns nach Gizeh, Lord Sobek.«
    »Sehr wohl, mein König.« Der Krokodilgott rammte seinen eisernen Zauberstab ins Wasser und stakte uns wie ein Gondoliere.
    Carter hatte sich nicht gerührt. Der arme Junge starrte den Sonnengott mit einer Mischung aus Begeisterung und Schock an.
    »Carter Kane«, sagte Re liebevoll. »Ich weiß, das ist schwierig für dich, aber du bedeutest Zia viel. An ihren Gefühlen hat sich nichts geändert.«
    Ich hüstelte. »Ähm … eine Bitte … Küss ihn nicht, okay?«
    Re lachte. Sein Bild verschwamm und ich sah wieder Zia vor mir.
    »Es ist alles gut, Sadie«, versicherte sie. »Es wäre der falsche Zeitpunkt.«
    Carter drehte sich verlegen weg. »Ähm … Ich bin dann mal … da drüben.« Er prallte gegen den Mast, dann taumelte er zum Heck des Bootes.
    Zia blickte ihm besorgt hinterher. »Sadie, kümmer dich um ihn, ja? Wir erreichen gleich die Welt der Sterblichen. Ich muss wachsam bleiben.«
    Ich fing ausnahmsweise keine Diskussion an. Ich machte mich auf, um nach meinem Bruder zu sehen.
    Er saß, den Kopf zwischen den Knien, in Schlafhaltung an der Pinne.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich. Dämliche Frage, ich weiß.
    »Sie ist ein alter Mann«, murmelte er. »Das Mädchen, in das ich verknallt bin, ist ein durchtrainierter alter Mann, der eine tiefere Stimme hat als ich. Ich hab sie am Strand geküsst und jetzt …«
    Ich setzte mich neben ihn. Die Leuchtkugeln sausten um uns herum, sie waren aufgeregt, weil sich das Boot dem Tageslicht näherte.
    »Geküsst, echt?«, fragte ich. »Einzelheiten bitte.«
    Vielleicht würde es ihm besser gehen, wenn ich ihn zum Reden brachte. Ich bin nicht sicher, ob es funktionierte, doch wenigstens kam sein Kopf zwischen den Knien hervor. Er erzählte mir von dem Trip mit Zia durch das Serapeum und von der Zerstörung der Egyptian Queen .
    Re – ich meine Zia – stand zwischen Sobek und Bes im Bug und vermied sorgfältig jeden Blick in unsere Richtung.
    »Du hast ihr also versichert, es wäre okay«, fasste ich zusammen. »Du hast sie ermutigt, Re zu helfen. Und jetzt hast du deine Meinung geändert.«
    »Soll das ein Vorwurf sein?«, fragte er.
    »Wir beide waren doch selbst Gastkörper für Götter«, sagte ich. »Es muss nichts Dauerhaftes sein. Und sie ist immer noch Zia. Außerdem sind wir gerade auf dem Weg in die Schlacht. Falls wir nicht überleben, willst du deine letzten paar Stunden damit zubringen, sie von dir wegzustoßen?«
    Er musterte meinen Gesichtsausdruck. »Was ist mit Walt passiert?«
    Aha … touché . Manchmal habe ich das Gefühl, Carter kennt meinen geheimen Namen ebenso gut wie ich seinen.
    »Ich … Ich weiß nicht genau. Er

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