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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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tun?“
    „Nur eine Feststellung, mehr nicht. Frau Wächter erwähnte, dass ihr Mann in den letzten Tagen vor seinem Tod anders war als sonst. Er soll sehr nervös und fahrig gewesen sein. Wissen Sie von besonderen Vorkommnissen?“
    Die Politikerin ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. „Davon weiß ich nichts. Vermutlich hatte er Stress. Der Landtag ist kein Kindergarten. Als Volksvertreter tragen die Abgeordneten eine hohe Verantwortung und stehen unter enormem Erfolgsdruck. Die Wähler erwarten Resultate und übersehen dabei, dass die Regierungen nur zu gerne Fallstricke und Hindernisse aufbauen, um die Kontrolle durch das Parlament zu erschweren. Vieles wird hinter den Kulissen ausgehandelt. Bis ein Gesetz im Parlament beraten wird, ist zwischen der Regierung und den Mehrheitsfraktionen in den meisten Fällen bereits ausgeklügelt worden, wie der Hase laufen soll. Das macht das Dasein eines Abgeordneten, der seinen Wählern Rede und Antwort stehen muss, nicht leichter. Bei Herrn Wächter kam hinzu, dass er neben seinem Landtagsmandat den Vorsitz der Seniorenvereinigung der Bürgerpartei mit immerhin 12.000 Mitgliedern innehatte. Da gibt es eine Menge zu tun.“
    „Ich war mit den Staatskanzleimorden und dem Mord am früheren Spitzenkandidaten befasst, mir ist daher bekannt, dass der Politikbetrieb kein Wunschkonzert ist.“ Verenas Bemerkung fiel ungewollt scharf aus. „Daher noch einmal die Frage: Gab es einen besonderen Vorfall, der uns zum Täter führen könnte? Außerdem würde ich gerne wissen, ob Herr Wächter Feinde in der Partei oder im Landtag hatte.“
    Die Politikerin zog erneut die Augenbrauen hoch. „Mir ist kein besonderer Vorfall bekannt. Was Ihre zweite Frage betrifft: Natürlich gibt es den einen oder anderen, der nicht gut auf ihn zu sprechen war. Tobias Wächter gehörte zum konservativen Parteiflügel, das schmeckte nicht jedem. Flügelkämpfe in einer Partei gehören zur Parteiendemokratie wie die Nacht zum Tag.“
    „Und wer war der eine oder andere? Namen wären hilfreich.“
    Marion Klaßen setzte sich weit auf das Sofa zurück und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ach Gott, Namen. Mit der Abgeordneten Peters lag er gelegentlich im Clinch. Und auch mit Thomas Stutz. Die beiden mochten sich gar nicht. Wächter versuchte damals alles, um Stutz zum Rücktritt vom Parteivorsitz zu zwingen. Mit Erfolg und völlig zu Recht übrigens. Stutz war der Aufgabe nicht gewachsen. Was die anderen Parteien angeht, fällt mir Innenminister Lühmann ein. Die beiden haben sich im Plenum hitzige Wortgefechte geliefert. Einmal hat Wächter den neuen Innenminister in einer Landtagsdebatte als Fliegenfänger und Labersack bezeichnet. Dafür hat er sich einen Ordnungsruf des Präsidenten eingehandelt. Mit dem Mord hat das alles aber garantiert nichts zu tun.“
    Verena notierte in Gedanken die Namen Peters und Stutz, bevor sie eine weitere Frage stellte. „Um noch einmal auf Ihr Verhältnis zu Herrn Wächter zurückzukommen …“
    Die Politikerin ließ sie nicht ausreden. Ihre Stimme klang gereizt. „Letztlich musste er akzeptieren, dass ich aus der Wahl um den Vorsitz als Siegerin hervorgegangen bin. Auch das gehört in einer Demokratie zum politischen Alltagsgeschäft.“
    „Was wissen Sie über Wächters Verhältnis zu Hans Baumgart?“
    Falls die Frage Marion Klaßen überraschte, ließ sie es sich nicht anmerken. Ihre Stimme klang emotionslos. „Weshalb fragen Sie?“
    „Es heißt, dass die beiden befreundet waren.“
    Die Politikerin zögerte kurz. „Herr Baumgart ist ein bekannter Mann und ein sehr erfolgreicher Unternehmer, Wächter war im Aufsichtsrat seines Unternehmens. Freundschaft würde ich das nicht nennen.“
    „Dass gegen Baumgart wegen verschiedener Wirtschaftsdelikte ermittelt wurde, ist Ihnen bekannt?“
    Die Politikerin schürzte ihre Lippen. „Ja, vor allem weiß ich, dass dabei nie etwas herausgekommen ist. In Deutschland werden Vorurteile gegen reiche Mitbürger geradezu kultiviert. Es herrscht eine Neidkultur wie in keinem anderen Land.“ Sie warf einen demonstrativen Blick auf ihre weißgoldene, mit Brillanten besetzte Armbanduhr. „In fünf Minuten steht der Präsident der Handwerkskammer auf der Matte. Haben Sie noch Fragen?“
    Die Polizeibeamtin ließ sich den Ärger über den unverhohlenen Rausschmiss nicht anmerken. „Eine letzte noch. Wissen Sie von irgendwelchen Problemen in Bad Pyrmont, mit denen Herr Wächter befasst war?“
    „Bad Pyrmont?

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