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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Bevölkerung unbeliebt zu machen. Die von ihm verfolgte lasche Sicherheitspolitik findet keinen Anklang in der Bevölkerung. Die Dongabande, überwiegend Jugendliche aus Migrantenfamilien, verbreitet seit Monaten Angst und Schrecken in der Heidestadt Uelzen. Geschäftsleute wurden mit vorgehaltenem Messer zur Herausgabe der Tageseinnahmen gezwungen, ein Handwerker krankenhausreif geschlagen und ältere Menschen auf den Gehwegen bedrängt. Die Bürger haben darauf gehofft, dass die Polizei einschreitet. Vergeblich. Niedersachsen ist ja jetzt auf dem Deeskalationstrip! Unglaublich, was da abgeht! Wie kann ein Innenminister das einfach so hinnehmen, wenn Menschen den Rechtsstaat nicht akzeptieren?“, empörte er sich. „Stell dir vor, er hat die zuständige Polizeidirektion angewiesen, bei den Eltern der gewalttätigen Jugendlichen vorzusprechen, damit sie ihre Söhne anhalten, sich anständig zu benehmen. Die lachen sich doch kaputt. Aber hier lies selbst.“ Er reichte ihr die Zeitung. Auch wenn Verena dazu keine Lust hatte, machte sie sich ihm zuliebe an die Zeitungslektüre. Als sich ihr Handy mit einer Tangomelodie, der Bolero war ihr nach einigen Tagen auf die Nerven gegangen, bemerkbar machte, war sie nicht traurig darüber. Ihre Freundin Dagmar war kaum zu verstehen. Sie schluchzte mehr, als dass sie redete. „Mir geht es gar nicht gut, Verena. Kann ich bei dir vorbeikommen? Jetzt gleich?“ Nein, bitte nicht, das ist seit einer Woche der erste Abend, den ich in aller Ruhe mit Jürgen verbringen wollte, dachte Verena. „Was ist denn los?“, erkundigte sie sich.
    Erneutes Schluchzen folgte. „Es ist aus und vorbei. Endgültig! Ich werde Achim verlassen und die Scheidung einreichen“, brachte ihre Freundin unter Tränen hervor. Um Dagmars Ehe stand es seit Jahren schlecht, in den letzten Wochen war das Zerwürfnis schlimmer geworden.
    Verena hatte immer wieder zu schlichten versucht, auch jetzt wieder. „Mein Gott, Dagmar, überleg dir das gut. Ihr seid vierzehn Jahre verheiratet. Denk an eure Kinder.“
    „Dreizehn Jahre, nicht vierzehn. Und was die Kinder angeht, sie sind alt genug. In ein paar Jahren gehen sie ohnehin ihre eigenen Wege.“ Erneut folgte lautes Schluchzen.
    Verena warf Jürgen einen verzweifelten Blick zu. „Natürlich kannst du vorbeikommen“, sagte sie und hoffte auf Jürgens Verständnis. Gestern Nacht die verspätete Rückkehr aus Brandenburg, heute die abgebrochene Wanderung und als i-Tüpfelchen ein verkorkster Sonntagabend, den sie nun nicht ihm, sondern ihrer unglücklichen Freundin widmen würde. „Dagmar will sich scheiden lassen. Sie kommt vorbei“, erklärte sie, nachdem am anderen Ende aufgelegt worden war.
    Jürgen reagierte erstaunlich gelassen. „Ich finde, dass Achim ein netter Kerl ist. Aber sei es drum … Dagmar braucht dich, genauso wie ich übrigens“, sagte er, während er sich erhob. „Ich lass euch mal lieber alleine und hau mich eine Stunde aufs Ohr.“
    Dagmar blieb bis zur Tagesschau. Als sie ging, war ihre anfängliche Verzweiflung in Entschlossenheit umgeschlagen. Gleich am nächsten Tag würde sie eine Scheidungsanwältin aufsuchen, eine Mitspielerin in ihrem Golfklub.
    Jürgen werkelte in der Küche herum. „Als du in Eberswalde warst, habe ich vorgekocht: Königsberger Klopse, die magst du doch so gerne. Dazu gibt es Salat und Weißwein. Eigentlich war das alles für gestern Abend bestimmt.“
    Verena verschlug es die Sprache. Noch niemals hatte ein Mann für sie gekocht. Dieser Mann ist ein Geschenk des Himmels, beglückwünschte sie sich im Stillen. Obwohl es ihr schmeckte, konnte sie jedoch kaum etwas essen. Schon wieder machte sich die Übelkeit bemerkbar. Jürgen beäugte sie misstrauisch und wollte wissen, weshalb sie so wenig aß. Als sie den Grund nannte, musste sie ihm hoch und heilig versprechen, den Besuch beim Arzt nicht länger hinauszuschieben.
    Auch in dieser Nacht lag Verena noch lange wach. Ihre Schlafstörungen entwickelten sich langsam zu einem handfesten Problem. Der Doppelmord ließ ihr keine Ruhe. Und je intensiver sie darüber nachdachte, desto überzeugter war sie, dass Boris Milner seine Hände im Spiel hatte.
    Stunden später, nachdem sie vergeblich Schäfchen gezählt und an die hundert Mal tief ein- und ausgeatmet hatte, ließ sie die letzten Jahre Revue passieren. Eigentlich hatten sich die Dinge in ihrem Leben unerwartet positiv entwickelt. Nach dem Fiasko mit Franz hatte sie doch noch den Mann gefunden, den sie

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