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Die Karriere-Bibel

Titel: Die Karriere-Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Mai
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vermitteln. Die Entscheidung, ob Ihre Leistung ein Einkommensplus rechtfertigt, obliegt allein dem Boss.
Du sollst nicht jammern! Niemals, wirklich niemals sollten Sie Ihre Bitte um mehr Gehalt auf eine rührselige Geschichte stützen à la Klein-Erna braucht
     eine Spange oder Oma Kasuppke muss ins Pflegeheim. Ihr Arbeitgeber ist nicht die Wohlfahrt! Außerdem hassen Chefs Mitarbeiter,
     die ihnen ein schlechtes Gewissen einbimsen wollen.
Du sollst nicht ausrasten! Okay, Sie haben in den vergangenen Monaten für die Company mehr Schweiß vergossen als Rocky Balboa in sechs Fortsetzungen.
     Sie haben Wochenenden durchgeackert, Spitzendeals eingestielt und trotzdem nichts dafür bekommen. Dumm gelaufen. Aber noch
     lange kein Grund, dem Boss dafür die Nadelstreifen langzuziehen. Gefühlsausbrüche in Verhandlungen lassen Sie nur unprofessionell
     und emotional instabil aussehen.
|323| Du sollst nicht vergleichen! »Meier bekommt aber mehr!« ist kein Argument. Vielleicht arbeitet Meier auch mehr, effizienter, erfolgreicher, egal. Ungleiche
     Bezahlung ist zwar ein Motivationskiller, aber noch lange kein Trumpf beim Gehaltspoker. Ihr Hauptargument sollte immer der
     Mehrwert sein, den Sie alleine leisten.
Du sollst nicht drohen! Auch wenn Sie nicht bekommen, was Sie wollen: Versuchen Sie bloß nicht zu drohen, schon gar nicht mit Kündigung! Erstens ist
     das Nötigung. Zweitens wird kein Chef darauf eingehen, weil er sich damit als erpressbar outet. Drittens zeigt das nur eins:
     Ihnen geht es nur um das eigene Wohl – nicht um das der Firma. Wer begründet, warum die Gehaltserhöhung auch dem Unternehmen
     dient, holt mehr heraus.

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    22. September
In aller Feindschaft – Gut, wer sich Gegner schafft
    Die Beziehung zwischen Microsoft-Gründer Bill Gates und dem damaligen Intel-Boss Andy Grove soll alles andere als harmonisch
     gewesen sein. »Gelegentlich zanken die beiden wie ein altes Ehepaar«, enthüllte einmal das US-Wirtschaftsmagazin
Fortune
. Der Ex-IBM-Chef Lou Gerstner, der Gates auch nicht sonderlich mag, soll sogar ein Porträt von ihm an eine Bürowand projiziert
     haben, um seinen Mitarbeitern den Erzfeind Nummer 1 ständig vor Augen zu führen. Für Gates war das kein Schaden. Im Gegenteil:
     viel Feind, viel Ehr. Ein paar gut gepflegte Feindschaften machen oft erfolgreicher als moralinsaure Wir-haben-uns-alle-lieb-Parolen.
    Feindschaft spornt an. Das bestätigt auch eine Untersuchung der kanadischen Brock-Universität unter Amateur-Hockeyspielern.
     Sie wies nach, dass deren Ausschüttung von Testosteron und Kortisol, einem Stresshormon und Leistungssteigerer, bei Heimspielen
     höher war als auswärts. Die Forscher vermuteten, dass die Spieler – ähnlich wie viele Tierarten – unter Spannung standen,
     weil sie ihr Territorium verteidigen mussten. Ein klares Feindbild kann enorm motivieren und die Kräfte einer Belegschaft
     bündeln. Das funktioniert sogar persönlich: Feinde sind die interessanteren Zeitgenossen. Sie fordern uns am meisten. Wirkliche
     Feinde kennen uns sehr |324| gut und wissen mehr über uns, als uns lieb ist. Das setzen sie zwar gegen uns ein, man kann das aber auch positiv sehen: Feinde
     halten uns einen Spiegel vor. Sie zeigen uns unsere bedeutendsten Fehler und geben uns so die Chance, daran zu arbeiten. »Sei
     dir dessen bewusst, dass dich derjenige nicht verletzen kann, der dich beschimpft oder schlägt; es ist vielmehr deine Meinung,
     dass diese Leute dich verletzen«, mahnte schon der griechische Stoiker Epiktet seine Eleven.
    Viele haben Probleme mit Feindbildern. Die Mehrheit sieht sich lieber in der Nachfolge Immanuel Kants, seinem Appell an die
     Vernunft und ihrem Sieg über die Wut. Die Asiaten, mit ihrer Sicht der Wirtschaft als Schlachtfeld und dem Hassobjekt Marktführer,
     sind da konsequenter: Man kann nicht einerseits behaupten, dass Konkurrenz das Geschäft belebt, und gleichzeitig alle in seine
     Arme schließen wollen. Feinde zu bezwingen, macht sogar Spaß. So hat der Neurowissenschaftler James B. Brewer herausgefunden,
     dass uns unser Gehirn jedes Mal belohnt, wenn wir Dinge tun, die ihm gefallen – gewinnen zum Beispiel. Eine gepflegte Feindschaft
     muss allerdings den Charakter eines unverkrampften Wettkampfs behalten. Sonst löst das eine kaum zu kontrollierende Rachespirale
     aus, zudem verliert man dabei die innere Unabhängigkeit von seinen Feinden. Und Sie wollen ja stark werden, nicht abhängig!

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    23.

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