Die Karriere-Bibel
von über drei Metern Höhe. Nur einer bietet ihm die Stirn: der Jüngling David. Vermutlich war er
nicht einmal halb so groß wie Goliath, zudem fehlte ihm jede Kampferfahrung, der Schafhirte war renommiert für sein Harfenspiel.
Doch statt auf seine Unzulänglichkeiten zu blicken, konzentriert sich der Knirps auf seine Stärke – seinen tiefen Gottesglauben.
So geht das biblische Duell in die Geschichte ein: Der Zwerg besiegt den Riesen mit einem Steinwurf. Nichts ist unmöööglich!
Wir alle werden mit Stärken und Schwächen geboren. Allerdings konzentrieren sich die meisten zu sehr auf Letztere. Ständig
vergleichen wir uns, achten darauf, was wir schlechter oder gar nicht können, was uns misslingt und uns frustriert. Schon
in der Schule lernen wir: Wer seine Defizite nicht ausmerzt, bleibt mindestens sitzen. Karriere macht so einer nicht. Das
Gallup-Institut hat rund 1,7 Millionen Mitarbeiter in über 100 Unternehmen und 39 Ländern befragt und wollte wissen, was ihnen
am meisten hilft, sich zu verbessern: die Kenntnis ihrer Stärken oder die ihrer Schwächen? Sie ahnen es: Das Gros fokussierte
sich auf die Schwächen.
Die Folge ist, dass diese Leute enorme Energien aufwenden, um etwas nachzuholen, was sie eh nicht können, sie doktern an ihren
Mängeln herum und betreiben doch nur Schadensbegrenzung. Kollektiviert sich dieser Irrglaube, manifestieren sich Thesen wie
»Ein Team ist immer nur so stark wie sein schwächstes Mitglied«. Warum nicht den Spieß herumdrehen, die Stärken stärken und
sich seine Schwächen leisten? Auch das wurde untersucht: Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand nach oben kommt, weil er seine
Stärke fördert, ist um 50 Prozent höher, als wenn er seine Schwächen repariert. Und die Schwächen? Kein Problem: Umgeben Sie
sich mit Kollegen, die Ihre Schwächen kompensieren und Ihre Stärken herausfordern. Niemand muss alles gut können, aber jeder
ist für etwas gut!
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|77| 3. März
Kon-zen-tra-tion – Schluss mit Unterbrechungen
Das Nachrichtenmagazin
Der Spiegel
beschrieb das Regieren von Kanzlerin Angela Merkel einmal so: Das Lagezentrum schicke ihr alle drei bis fünf Minuten eine
Nachricht. Im Bundestag lege sie dann irgendwann das Handy in die Schublade vor sich. Womöglich, um der Nachrichtenflut zu
entkommen. Eine Viertelstunde soll Merkel das mal ausgehalten haben. Dann schaute sie wieder nach.
Auch wenn Sie und ich vielleicht gerade kein Land regieren müssen – unser Alltag ähnelt dem der Regierungschefin: Unser Arbeitstag
ist eine einzige Abfolge von Unterbrechungen. E-Mails kündigen sich permanent im Posteingang an, mal klingelt das Telefon,
mal das Handy, mal der BlackBerry, mal platzen Kollegen ins Büro. Nie gab es so viele Störungen wie heute. Das ist schädlich
für Produktivität und Leistungskraft. Wissenschaftler der Universität in Kalifornien kamen 2004 zu dem Ergebnis, dass ein
Büromensch sich gerade einmal elf Minuten seiner Aufgabe widmen kann, bevor er abgelenkt wird. Ein einziges intellektuelles
Stop-and-go. Was noch schlimmer ist: Nach der unfreiwilligen Pause dauert es im Schnitt 25 Minuten, bis man den Faden wieder
aufgenommen hat. Der Geistesblitz von vorhin ist da natürlich vergessen. Kein Wunder, dass mancher bei so viel Abschweifung
irgendwann ganz cremig wird. Forscher des Londoner King’s College wollten 2005 herausfinden, wie sehr. Sie bildeten zwei Gruppen,
die mittelschwere Aufgaben lösen mussten. Die einen wurden parallel mit E-Mails malträtiert, die anderen bekamen Marihuana.
Die Kiffer schnitten besser ab.
Um bei so viel Störfeuer nicht den Verstand zu verlieren, braucht es ein paar Regeln:
Erstens: Konzentrieren Sie sich auf das, was Sie gerade tun. Unterbrechungsforscher (die gibt es wirklich) haben festgestellt, dass
sich Büroarbeiter genauso oft selbst ablenken, wie sie unterbrochen werden. Zwingen Sie sich also dazu, sich auf die aktuelle
Aufgabe zu konzentrieren, statt in Gedanken schon bei der nächsten zu sein.
Zweitens: Haben Sie den Mut, Bitten auch mal mit einem Nein zu quittieren. Wenn Sie Prioritäten setzen, liegt der Erfolg darin, |78| sich auch daran zu halten. Wer niemandem eine Bitte abschlagen kann, kommt zwangsläufig aus dem Trott.
Drittens: Lesen Sie Ihre Mails nicht sofort. Es gibt bereits eine sogenannte Slow-E-Mail-Bewegung. Anhänger öffnen ihre Post nur noch
zweimal am Tag. Dasselbe gilt für Anrufbeantworter oder Anrufe.
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