Die Karriere-Bibel
Flug nun zehn Stunden. Noch später: Auch die dritte Düse streikt.
Das Flugzeug kann jedoch mit einer Turbine in New York landen – in 18 Stunden. »Verdammt«, sagt da der eine Passagier zum
anderen, »ich hoffe, die letzte Düse fällt nicht auch noch aus, sonst bleiben wir ewig hier oben.«
Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Erst recht in solchen Situationen. Galgenhumor erhält nachweislich gesund. Denn er bremst
die destruktive Kraft der Angst. Humor kann aber weitaus mehr. Er deeskaliert, entkrampft, kann Kritik abschwächen, Denkblockaden
lösen und steigert sogar das Erinnerungsvermögen. 1977 fanden die Psychologen Robert M. Kaplan und Gregory C. Pascoe heraus,
dass Personen sich eher an die Inhalte einer Rede erinnern, wenn diese mit Humor gewürzt war. Forscher der Universität Michigan
wiederum untersuchten 1986 über 1000 Anzeigen und kamen zum Ergebnis: Humorige Werbung wird in 17 Prozent der Fälle öfter
erinnert als normale. In einer Studie zum Thema Kündigung stellten die Wissenschaftler bereits 1985 fest, dass nur 15 Prozent
der Mitarbeiter wegen Inkompetenz gefeuert worden waren. Die anderen hatten den Job verloren, weil sie mit den Kollegen nicht
zurechtkamen und kommunikative Schwächen aufwiesen. Die befragten Personaler hielten Humor für den wesentlichen Kitt des Zusammenspiels.
Der Psychologe William Ruch gilt als einer der führenden Humorforscher. Er untersucht seit über 15 Jahren den Zusammenhang
von Charaktereigenschaften und Witzvorlieben. Ergebnis: Wer Nonsens-Gags bevorzugt, ist eher kreativ und abenteuerlustig,
aber auch exzentrisch bis chaotisch. Logikwitze-Liebhaber dagegen sind meist gewissenhaft und zuverlässig, aber auch intolerant
und |110| dogmatisch. Für Sigmund Freud war Humor eine »seelische Grundhaltung, die in den Missständen des Lebens menschliche Unzulänglichkeiten
erkennt und lachend verzeiht«. Humor ist die Kunst, sich selbst und seine Probleme nicht so wichtig zu nehmen. Deshalb verleiht
er Menschen Größe: Sie stehen über den Dingen. Zwar kann man Humor nicht lernen, dessen typische Haltung aber schon: Nehmen
Sie nicht alles so bierernst!
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2. April
Trio infernale – Das Drama der Mikropolitik
Krimis gehen fast immer so: Zuerst der Auftritt des Bösewichts. Ein übler Bursche, der seinen Opfern das Leben zur Hölle macht.
Damit ihn das Publikum hasst, lässt der Autor die Opfer möglichst lange leiden. Dann Auftritt Held. Er rettet die Opfer, tötet
den Schurken, und manchmal stirbt er dabei selbst. Dann nennt man das Drama.
Was das mit dem Job zu tun hat? Eine ganze Menge! 1968 entwickelte der kalifornische Psychologe Stephen Karpman das sogenannte
Dramadreieck, um die Probleme zwischenmenschlicher Beziehungen zu beschreiben. Für ihn übernehmen Menschen drei ständig wechselnde
Rollen – Verfolger, Opfer, Retter: Chef Meier beschuldigt die Mitarbeiter, dass sie schlechte Ergebnisse abliefern. So wird
er ihr Verfolger, die Mitarbeiter seine Opfer. Nun springt Abteilungsleiter Schulze-Huber ein und rechtfertigt das schlechte
Abschneiden – er ist der Retter. Daraufhin moniert Meier: »Wir müssen trotzdem Leute entlassen, der Wettbewerb zwingt uns
dazu.« Jetzt macht er sich zum Opfer. Hätte Schulze-Huber seinen Laden im Griff, müsste es nicht so weit kommen. Meier ist
jetzt dessen Verfolger. Daraufhin versuchen die Mitarbeiter, Schulze-Hubers Ruf zu retten. Und so weiter.
Das alles sind – trotz wechselnder Rollen – stabile Beziehungen. Aber sie belasten. Das Dramadreieck ist ein manipulatives
System. Es spielt mit dem Hin- und Herschieben von Verantwortungen, mit Schuldzuweisungen, Enttäuschungen und dem schlechten
Gewissen.
|111| Typische Methoden des Verfolgers sind: besser wissen, kritisieren, kontrollieren, drohen, einschüchtern, demütigen.
Typische Verhaltensweisen des Opfers: sich für alles verantwortlich fühlen, hilflos und ohnmächtig sein. Opfer sind deshalb
keinesfalls passiv: Sie zwingen andere mehr oder weniger subtil in die Verfolgerrolle und manipulieren durch das schlechte
Gewissen.
Der Retter beherrscht das Drama. Doch auch er manipuliert: Er macht die anderen bewusst klein, damit er größer wirkt.
Dieses Beziehungstrio ist nichts weiter als eine neurotische Symbiose. Jeder versucht, aus seiner Rolle Anerkennung und Aufmerksamkeit
zu gewinnen. Ein Teufelskreis. Doch es gibt Auswege: Machen Sie sich bewusst, welche Rolle der andere spielt und in
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