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7. Mai
Schneller Brüter – Wie wir kreativer werden
Beim Duschen kommen einem oft die besten Ideen. Genauso beim Joggen, beim Schlafen, sogar auf dem Klo. Gute Ideen werden regelmäßig
weitab vom Schreibtisch geboren. Denn, so hat der Schweizer Psychiater und Kreativitätsforscher Gottlieb Guntern festgestellt:
Entspannung und Zerstreuung sind das A und O, damit kreative Gedanken aufblühen können. Künstler, Dichter und Gelehrte suchten
die Ablenkung vom Alltag schon immer in der Natur. Friedrich Nietzsche wählte das kühle Klima des Engadin, um
Also sprach Zarathustra
zu schreiben. Richard Wagner fand in den Gärten der Villa |155| in Ravello die Inspiration für das Bühnenbild des 2. Aktes seiner Oper
Parsifal
. Und die ostitalienische Stadt Ravenna, direkt an der Adria gelegen, inspirierte schon Dante Alighieri, Lord George Gordon
Byron oder Gustav Klimt.
Bis zur Adria müssen Sie nicht reisen. Oft sorgt schon ein einfacher Tapetenwechsel dafür, dass der Strom der Ideen nicht
versiegt. Ein Spaziergang durch einen unbekannten Stadtteil, der Besuch einer entfernten Abteilung im Betrieb, ein neuer Weg
zur Arbeit – all das kann helfen, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mihaly Csikszentmihalyi, einer der namhaftesten Kreativitätsforscher
und ehemaliger Psychologe an der Universität Chicago, befragte einmal rund 100 kreative Persönlichkeiten, darunter Chemiker,
Physiker, Nobelpreisträger, aber auch Schriftsteller oder Musiker, nach ihren Inspirationsquellen. Ergebnis: Es war vor allem
die Umgebung, die Eingebungen provozierte.
Raus aus der Routine, und schon rappelt der Geist? Ganz so leicht ist das allerdings nicht. Ohne einen großen Wissensschatz
kommt kein kreativer Kick. Um zwei alte Gedanken neu zu verknüpfen, braucht es erst einmal zwei alte. Ebenso spielt es eine
Rolle, wie man die Zeit an einem inspirierenden Ort verbringt: Dazusitzen und sich auf ein Problem zu konzentrieren, bringt
nichts. Wer gezielt überlegt, zwingt seine Gedanken in eine lineare und damit vorhersehbare Richtung. Bewegung ist besser.
Das verlangt zwar ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit, lässt aber der rechten und damit entscheidenden Hirnhälfte genügend
Kapazitäten, Informationen zu Ideen zu verarbeiten. Auch dem Erfinder der Glühbirne, Thomas Alva Edison, war der Trick mit
der körperlichen Unruhe nicht neu. Auf die Frage, wie er auf seine Ideen gekommen sei, antwortete er lakonisch: »Ein Prozent
Inspiration, 99 Prozent Transpiration.«
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8. Mai
Kekulés Traum – Warum Dösen erfinderisch macht
1864 entschleierte der deutsche Chemiker Friedrich August Kekulé von Stradonitz die Struktur des Benzolmoleküls. Der Legende
nach kam das so: In der Nacht seiner spektakulären Entdeckung saß |156| Kekulé in seinem Sessel, sah den Holzscheiten im Kamin beim Verbrennen und seinen Gedanken beim Verklären zu, als seinen dösenden
Geist eine Vision befiel: Kohlenstoff- und Wasserstoffatome tanzten vor seinen Augen; eine Schlange erschien, biss sich selbst
in den Schwanz und bildete einen Ring. Daraufhin ordneten sich auch die Atome zu einer Ringstruktur. Kekulé erkannte die lang
gesuchte Anordnung. Es war die Geburtsstunde der organischen Chemie.
Eine schöne Geschichte. Kekulé selbst erzählte sie 25 Jahre nach seiner Entdeckung. Allerdings war das gemogelt: Bereits 1861
wurde er durch einen Kollegen auf die Ringtheorie aufmerksam gemacht, er lehnte sie damals aber ab. Das Beispiel zeigt dennoch,
wo Ideen häufig
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