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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Vorsatz notiert. Handelte es sich bei SB vielleicht um den Künstler?
    »Faszinierend, nicht wahr? Wir fragen uns oft, wer es gemalt haben könnte.« Danach setzte Chantal sich an die Seite und beschäftigte sich mit dem Blumen- und Früchtemuster auf ihrem Teppich, während sie Jude in Ruhe arbeiten ließ und Miffy auf dem Boden lag und schnarchte. Die Stimmung war gemütlich, und Jude hatte das Gefühl, dass die Zeit wie im Fluge verging.
    Zur Mittagszeit kam Robert zurück. Die Gemütlichkeit verflüchtigte sich. »Wir sollten etwas essen«, sagte er, und sie begaben sich in das Frühstückszimmer neben der Küche, wo die Haushaltshilfe Teller mit ein paar Sandwiches auf den großen Kiefernholztisch gestellt hatte.
    »Wie sind Sie heute Vormittag vorangekommen?«, fragte er Jude. »Ist die Sammlung viel wert?« Die Frage klang beiläufig, aber seine Miene war erwartungsvoll. Schon oft hatte Jude diesen Ausdruck im Gesicht ihrer Kunden gesehen.
    »Ich habe mir noch längst nicht alles ansehen können«, antwortete sie zurückhaltend, »aber mit Sicherheit sind ein paar seltene Ausgaben bedeutender Werke darunter. Mit Ihrer Mutter habe ich bereits über Isaac Newton gesprochen.«
    »Ich habe mir schon gedacht, dass Sie sich dafür interessieren. Können Sie den Wert schon beziffern? Vielleicht eine grobe Schätzung abgeben?«
    Kein Verkäufer war wie der andere – dieser wollte sofort eine Antwort. »Später am Nachmittag kann ich Ihnen eine Hausnummer nennen«, erklärte Jude, »aber ich muss noch ein paar Dinge recherchieren, sobald ich wieder im Büro bin.« Sie dachte an Isaac Newton und die Observationsjournale. »Und ich brauche einen Experten für die Instrumente.« Sie musste ihn hinhalten, schätzte es gar nicht, unrealistische Hoffnungen zu wecken, und sie hasste es regelrecht, wenn die Leute ungeduldig wurden, so als ob ihre bloße Erscheinung schon bedeutete, einen Scheck in der Hand zu halten. Außerdem erklärte sie immer ausführlich, dass sie zwar ungefähr schätzen könnte, wie viel die Objekte bei einer Auktion einbringen würden, es aber keine Garantie dafür gab – aus diesem Grund gab es ja den Mindestpreis, unter dem der Eigentümer nicht verkaufen würde.
    Außerdem galt es, das System von Steuern und Provisionen zu beachten, worüber sich alle, die sich neu in das Geschäft einarbeiteten, immer sehr enttäuscht zeigten. Es war zwar unlogisch, aber sie hatte oft ein schlechtes Gewissen, weil sie es war, die die schlechten Nachrichten überbringen musste. »Das ist lächerlich«, hatte Inigo geschnaubt, als sie sich ihm dummerweise einmal anvertraut hatte. »Die Leute müssen lernen, dass es ein Geschäft ist und keine Jagd nach einem Schatz.« Sie erinnerte sich an Inigos Anruf und ermahnte sich, ihn zurückzurufen, wenn sie ein paar Minuten Zeit erübrigen konnte.
    »Wie sieht es bei den Fasanen aus, Robert?«, fragte Chantal und wechselte von einem schwierigen Thema zum nächsten.
    »Nun, es ist wohl das Werk menschlicher Diebe, es sei denn, die hiesigen Füchse haben sich Drahtscheren und schwere Stiefel zugelegt. Fenton glaubt, es waren die Zigeuner. Der Mann hegt ziemlich traditionelle Ansichten«, sagte Robert mit Blick auf Jude. »Er war drauf und dran, zu ihrem Stellplatz zu laufen und sie in die Schranken zu weisen, aber ich konnte ihn beruhigen und überzeugen, dass er die Angelegenheit lieber der Polizei überlassen soll. In einer Stunde treffen wir uns mit einem Polizisten am Gehege. Ich befürchte, ich muss Sie dann wieder allein lassen.«
    »Das macht nichts«, sagte Jude freundlich. Chantal und sie lächelten sich an und freuten sich, dass sie übereinstimmend der Meinung waren, Robert sei für die Aufgabe, die sie zu erledigen hatten, ohnehin nicht die passende Gesellschaft.
    »Im Dorf gibt es Ärger wegen der fahrenden Leute«, erklärte Chantal auf dem Weg zurück in die Bibliothek. »Sie haben ihr Lager immer auf einem Stellplatz in der Nähe aufgeschlagen, der eigentlich zu unserem Land gehörte. Aber der neue Eigentümer ist darüber gar nicht erfreut. Der Gemeinderat versucht, eine andere Lösung zu finden, aber natürlich will niemand diese Leute in seinem eigenen Hinterhof wissen.«
    Der Nachmittag verlief ruhig und friedlich. Jude war teils allein, weil Chantal sich zu einem Nachmittagsschläfchen hinlegen wollte. Sie arbeitete sich durch ein Dutzend Bücher und nahm sich dann zur Abwechslung eines von Wickhams Observationsjournalen vor. Sie liebte das Gefühl des

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