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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Polarstern, der sie nach Hause in den sicheren Hafen geleitet hat.«
    »Und du bist wohl wie eine Sternschnuppe«, hatte Jude erwidert und gelacht, obwohl es ein sehr zärtlicher Moment gewesen war. »Du brichst immer in unerwartete Richtungen auf.«
    Und wie eine Sternschnuppe war Mark über dem Rand ihrer Welt verglüht, hatte alles Licht mitgenommen und sie in der kalten Dunkelheit zurückgelassen.

8. Kapitel
    Summers Schulfreundin Emily wohnte in einem modernen Haus eine halbe Meile außerhalb von Felbarton. Jude fand es ohne Schwierigkeiten, holte Summer samt dem Rucksack mit den Puppensachen ab und bedankte sich bei Emilys Mutter, einer blassen, stillen Frau mit einem Baby auf der Hüfte.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Jude, als sie mit Summer zum Auto ging. »Zum Strand?«
    Summer schüttelte den Kopf. »Zu Euan«, sagte sie. »Ich will ihn fragen, ob er mir eine Jude-Puppe machen kann.«
    »Wirklich? Wie rührend!«
    »Ja, für das Puppenhaus.«
    »Das ist echt süß von dir. Aber bestimmt können wir nicht einfach so ohne Ankündigung bei ihm aufkreuzen.«
    »Das macht ihm nichts aus.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    »Vielleicht ist er gar nicht zu Hause.«
    »Wenn nicht, gehen wir an den Strand.«
    »Einverstanden«, sagte Jude und hielt Summer die hintere Tür des Wagens auf, wo Claire den Kindersitz befestigt hatte. In Wahrheit war sie sich nicht sicher, ob sie Euan überhaupt besuchen wollte. Bei der Erinnerung an Euans Ärger gestern am Turm und ihre eigene Unverschämtheit ihm gegenüber wurde sie ein bisschen rot. Andererseits sollte sie vielleicht die Gelegenheit nutzen, sich zu entschuldigen. Sie wendete den Wagen und fuhr die Straße in Richtung Starbrough.
    »Da! Du bist vorbeigefahren!«
    Jude bremste, sah in den Rückspiegel und setzte vorsichtig in eine schmale Haltebucht zurück. Vor ihnen stand ein verbeulter Kombi. Jetzt verstand sie, warum ihr das Haus vorher nicht aufgefallen war. Die Einfahrt lag auf der anderen Straßenseite, halb versteckt hinter einer großen Hecke, die am gesamten Grundstück entlangführte. In der Zufahrt stand ein Zementmischer neben einem Sandhügel. Dahinter befand sich ein hölzerner Carport. Rechts davon konnte man einen Blick auf die Giebelseite des Hauses werfen. Jude betrachtete die Mauern aus Feuerstein, das schiefergedeckte Dach und die quadratischen Fenster mit Querstreben, deren Rahmen in frischem Weiß gestrichen waren. Das also war das Haus des Jagdaufsehers, in dem ihre Großmutter aufgewachsen war. Ein seltsames Gefühl beschlich sie, und sie fragte sich, wie alt das Gebäude wohl sein mochte. Wahrscheinlich achtzehntes Jahrhundert.
    Sie wollte gerade den Weg hinaufgehen und an die Tür klopfen, als Summer sich plötzlich von ihrer Hand losmachte und an der Seite der Garage entlang in den dahinter liegenden Garten lief.
    »Summer! Du kannst doch nicht einfach ...«
    »Tante Jude, du musst auch hier langgehen!«
    Jude warf einen letzten ängstlichen Blick auf die geschlossene Tür und ging in die Richtung von Summers Stimme.
    Hinter dem Cottage befand sich eine unregelmäßig geschnittene Rasenfläche, die von einer Hecke begrenzt wurde. Summer verschwand durch eine Lücke. Jude schaute kurz auf die hinteren Fenster des Hauses, falls von dort ein vorwurfsvoller Blick kam, und eilte dann ihrer Nichte nach. In der Lücke in der Hecke blieb sie vor entzücktem Staunen abrupt stehen.
    Das kleine Feld dahinter war auf der gegenüberliegenden Seite durch eine Reihe Pappeln geschützt, deren Laub in der leichten Brise silbrig und grau glitzerte. Es war so, wie Jude es sich immer vorgestellt hatte, eine richtige Wiese! Nicht mit dem kurzen saftigen Grün zum Grasen, sondern mit zierlichen, süß duftenden Gräsern und zarten Blumen, aus denen man Heu machte. Und durch die Blumen rannte Summer zu einem ... ja, es war wirklich und wahrhaftig ein Zigeunerwagen!
    Beinahe hätte Jude sich ungläubig die Augen gerieben, aber dort stand er, mitten auf der Wiese, aus hellem Holz, in braun-weißem Muster gestrichen und mit blassblauem Runddach, wie aus dem Bilderbuch. Sein Besitzer saß oben auf der Treppe und las in einer Zeitung. Als Summer ihm einen Gruß zurief, faltete er sie rasch zusammen und stand auf. Es war eindeutig der Mann, dem Jude tags zuvor begegnet war.
    »Euan, das ist meine Tante Jude.«
    »Ich glaube, wir haben uns schon mal gesehen«, sagte er und kam die Stufen herunter. Jude und er starrten einander an. Dann streckte Euan die Hand aus,

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