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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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dem goldblonden Haar goss ebenso viel Milch auf den Holztisch wie auf ihr Müsli, während sie die ganze Zeit plapperte. Max, so hübsch und dunkelhaarig wie seine Großmutter, schimpfte mit seiner Schwester, weil die Milch auf das Dinosaurier-Buch tropfte, das aufgeschlagen neben seiner Schale lag. Alexia wünschte freundlich einen guten Morgen. Chantals kleiner Spaniel Miffy trottete zu Jude hinüber, schnüffelte an ihren Füßen und wedelte mit dem Schwanz. Die anderen Bewohner des Hauses waren nicht zu sehen.
    »Setzen Sie sich doch. Gut geschlafen?«, sagte Alexia und wischte die Milch mit dem Lappen in der einen Hand fort, während sie mit der anderen die schmutzigen Müslischalen ineinander stapelte. »Der Tee ist frisch gekocht.«
    »Wunderbar, vielen Dank«, erwiderte Jude und schenkte sich eine Tasse ein.
    »Bitte bedienen Sie sich selbst beim Frühstück«, sagte Alexia. »Wir gehen gleich schwimmen, nicht wahr, Kinder? Wie wär’s, wenn ihr euch schon mal die Schuhe anzieht? Robert ist irgendwo draußen mit den Hunden«, erklärte sie Jude, »und Chantal ist noch nicht aufgestanden, glaube ich. Oft liegt sie schon seit den frühen Morgenstunden wach, die Ärmste.«
    Jude aß ihr Müsli und lauschte dem Lärm der Zwillinge, die die Treppe hinauf- und hinunterrannten, ihre Jacken holten und ihre Rucksäcke und sich quietschvergnügt um Schwimmbrillen und Handtücher zankten. Dann wurde die Tür zugeschlagen, das Auto fuhr fort, und es herrschte eine paradiesische Ruhe.
    Jude stellte ihre Müslischale in die Spülmaschine, machte sich einen Toast und kochte Kaffee. Während sie trank, überdachte sie ihre Pläne. Drei ganze Wochen in Norfolk, sie konnte es kaum glauben! Als Robert sie im Büro angerufen und Chantals bereitwillige Einladung bekräftigt hatte, hatte sie ihm gestanden, dass sie sich vielleicht für die gesamte Zeit in der Gegend aufhalten wollte.
    »Sie dürfen bei uns bleiben, so lange Sie wollen«, hatte er gesagt. »Schließlich ist es auch in unserem Interesse. Und meine Mutter scheint Sie sehr ins Herz geschlossen zu haben. Für sie ist es bestimmt angenehm, wenn jemand anders zu uns ins Haus kommt. Ihr Leben ist sehr eintönig geworden. Die Ärmste.«
    Gleich nach dem Frühstück wollte Jude mit der Arbeit anfangen. Claire hatte noch am Vorabend angerufen und sie an diesem Abend zum Essen eingeladen. Jude hatte Alexia schon Bescheid gesagt. »Ich würde mich freuen, wenn ich mal für Sie kochen dürfte, solange ich hier bin«, hatte sie hinzugefügt. »Nennen Sie es meinen Beitrag zum Haushalt.«
    »Oh, das müssen Sie nicht«, hatte Alexia erwidert, schien sich aber über das Angebot zu freuen.
    Jude nahm den Kaffee und ihren Laptop mit in die Bibliothek. Alles war genau so, wie sie es zurückgelassen hatte, außer den Tagebüchern, die sich jetzt bei Cecelia befanden. Leider nicht mehr lange, dachte sie traurig. Schon bald würden die Regale, auf denen Anthony Wickhams Bücher standen, leer sein. Weder die Planetenmaschine noch der Globus würden dem Raum noch länger seine Würde verleihen. Aber das Dach von Starbrough Hall wäre repariert. Wie sie am Abend beim Dinner erfahren hatte, leitete Robert irgendein geheimnisvolles Import-Export-Unternehmen, das aber unter der Rezession litt. Das erklärte allerdings, warum er sich so viel im Haus aufhielt und warum es kein Geld dafür gab, Starbrough Hall zu erhalten.
    Sie sah eine Weile hinaus in den Park, und einmal mehr zog es ihren Blick zu den Bäumen auf dem Hügel. Es war seltsam, dass man den Turm vom Haus aus nicht sehen konnte, aber das Haus vom Turm aus, und wieder fragte sie sich, ob das schon so gewesen war, als der Turm erbaut wurde. Es war sonderbar, dass der Turm nicht zu sehen war – solche Gebäude waren doch als Zierde eines Parks gedacht.
    Im Schrank lag ein Dutzend aufgerollter Karten. Sie kniete sich hin, um eine nach der anderen herauszuholen, und mühte sich dann eine Stunde lang versunken damit, Wickhams Zeichnung der Doppelsterne zu begreifen oder die anderer Objekte, die er für Kometen hielt. Alles, was sie für so interessant hielt, dass es in den Katalog aufgenommen werden sollte, notierte sie sich in ihrem Notizbuch.
    Überrascht stellte sie fest, dass unter dem letzten Bündel Karten etwas lag, das aussah wie ein weiterer Band der Observationstagebücher, den sie offenbar übersehen hatte. Sie blätterte durch die Seiten. Das Buch war nicht vollständig, was für eine Schande! Ungefähr ein Drittel der

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