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Die Kastratin

Die Kastratin

Titel: Die Kastratin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Nachtigallen in meinem Kloster heranwachsen.«
    »Ich muss zugeben, selbst den Chor von Sankt Peter in Rom nicht herrlicher singen gehört zu haben«, erklärte Ferreri mit sichtlicher Anerkennung, stellte dann aber klar, dass dies vor allem ein Verdienst des hiesigen Solosängers gewesen sei, und Kardinal Farnese, dem offensichtlich an der Gunst seines Amtsbruders gelegen war, stimmte ihm nachdrücklich zu. Giulia war unterdessen zu Pater Lorenzo zurückgekehrt und zupfte ihn an der Kutte. »Was soll ich jetzt tun?«
    Der Pater warf einen kurzen Blick in die Runde, ob jemand zuhören konnte, und zog das Mädchen zwei Schritte beiseite. »Geh zu deinem Vater und verlasse mit ihm das Fest. Jetzt, wo der Trubel des Jahrmarkts beginnt, fällt es am wenigsten auf.«
    Giulia nickte und verschwand zwischen den Verkaufsbuden des Marktes. Pater Lorenzo wartete, bis sie zwischen den Buden verschwunden war, und überließ dann die übrigen Chorknaben der Obhut eines anderen Mönches. Nun wollte er aus della Roccas Mund hören, wie dem Abt die diesjährige Messe gefallen hatte.
    Der Abt war so in sein Gespräch mit den beiden Kardinälen vertieft, dass er Pater Lorenzo erst nach einer ganzen Weile wahrnahm. Mit einem freundlichen Lächeln wandte er sich zu ihm um und klopfte ihm auf die Schulter. »Ihr habt Großes geleistet, Bruder. Ich werde Maestro da Palestrina von dem Triumph berichten, den Ihr ihm bereitet habt. Doch sagt mir, wer war dieser Solosänger? Der Knabe muss unbedingt kastriert werden, damit diese herrliche Stimme zum Ruhme Gottes bewahrt wird.«
    Kardinal Ferreri und Kardinal Ippolito Farnese stimmten in die Forderung ein und bestärkten ihn noch. Pater Lorenzo fühlte plötzlich eine würgende Hand an seiner Kehle. »Ich weiß nicht, Euer Ehren. Ich kenne den Knaben kaum. Meister Girolamo Fassi hat …« Der Pater begriff im letzten Moment, dass er kurz davor war, sich und Giulia zu verraten, und riss sich zusammen. »Meister Fassi hat diesen Knaben aufgetrieben. Es ist der Sohn eines alten Studiengefährten von ihm. Ich weiß nicht, ob dieser einer solchen Operation zustimmen wird. Wie es heißt, soll es sich um seinen einzigen Sohn handeln.« Pater Lorenzo hoffte, mit dieser Erklärung della Rocca von dieser Idee abbringen zu können.
    So schnell gab der Abt sich jedoch nicht geschlagen. Er winkte den Diener heran, der seine Börse bei sich trug, forderte ihm das ganze Geld ab und reichte es Pater Lorenzo. »Gebt dies dem Vater des Knaben als Dank und gleichzeitig als Ansporn dafür, die Hoden seines Sohnes zum höheren Ruhme Gottes zu opfern. Wenn das geschehen ist und der Knabe den Eingriff unbeschadet überstanden hat, werdet Ihr mich benachrichtigen. Ich werde ihn dann zur weiteren Ausbildung nach Rom bringen.«
    Pater Lorenzo starrte auf die Börse, als hätte der Abt ihm eine Giftschlange in die Hände gelegt. »Ich schließe mich dem Wunsch unseres guten Freundes an«, sagte Kardinal Ferreri und ließ Pater Lorenzo von seinem Leibdiener einen mit Golddukaten gefüllten Beutel reichen. Da wollte auch Kardinal Farnese nicht zurückstehen, und die übrigen Gäste folgten dem Beispiel der hohen Würdenträger. Bald türmten sich reich bestickte Stoffbörsen und einfache Lederbeutel in den Händen des Chorleiters, so dass er sich ein Körbchen geben lassen musste. Das füllten nun die Kurtisanen bis zum Rand mit kleineren Münzen, denn sie wussten, dass Graf Gisiberto es ihnen doppelt und dreifach zurückgeben würde. »Wenn dies kein Anreiz für den Vater des Knaben darstellt, Gott dieses kleine Opfer zu bringen, würde es mich sehr wundern.« Della Rocca lächelte Pater Lorenzo aufmunternd zu, bevor er sich wieder seinen Gästen widmete und sie zu der Aufführung einer bekannten Gauklertruppe führte.
    Pater Lorenzo nutzte die Gelegenheit, sich zurückzuziehen. Im ersten Augenblick wusste er nicht, was er tun sollte, doch dann schlug er den Weg in die Stadt zum Haus der Fassi ein.

XII .
    A ls Girolamo Fassi mit der in einen weiten Kapuzenmantel gehüllten Giulia durch die Eingangstür seines Hauses trat, kam ihnen Assumpta mit wachsbleichem Gesicht entgegen. »Meister Fassi«, sagte sie mit stockender Stimme. »Es hat Gott gefallen, Euer Weib vor weniger als einer Stunde zu sich zu rufen.«
    Diese Nachricht war zu viel für Giulias überreizte Nerven. Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann hemmungslos zu schluchzen. Ihr Vater erstarrte schier zu einer Salzsäule. Er blickte Assumpta an, als

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