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Die Kastratin

Die Kastratin

Titel: Die Kastratin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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wenig an Giulias Wams herumgezupft und ihr die Schamkapsel der Hose zurechtgerückt hatte, trat sie zufrieden zurück. »Viel Glück, Kleines«, wünschte sie ihr noch, bevor sie sie entließ.
    Während Giulia ihre Ruhe wiedergefunden hatte, schwirrte ihr Vater wie ein nervöses Huhn um sie herum und überschüttete sie mit völlig überflüssigen und oft auch widersprüchlichen Ratschlägen. »Du weißt, dass dieser Auftritt über deine Zukunft entscheiden kann. Wenn deine Stimme Herrn Paolos Verwandten gefällt, bedeutet dies unseren Eintritt in die bessere Gesellschaft Mantuas. Dann wird man uns Börsen mit Goldmünzen überreichen und nicht nur silberne Scudis oder Sestinos«, wiederholte er mehrmals.
    Giulia konnte nur nicken und war schließlich froh, als sie den Palazzo Batista Gonzagas erreichten. Es war ein imponierendes Gebäude mit einer von einer Säulengalerie überdachten Frontseite und einer breiten, von Löwen flankierten Treppe, die zum Hauptportal hochführte.
    Girolamo Fassi-Casamonte überlegte kurz, ob er hochsteigen und den bronzenen Türklopfer betätigen sollte, entschied sich aber dagegen. Wäre Giulia bereits ein berühmter Kastraten-sänger, hätte er es vielleicht gewagt. So aber bog er in die Gasse ein, die zur Rückseite des Palazzos führte, und blieb vor dem Dienstboteneingang stehen. Auf sein Klopfen öffnete ein Lakai in bunter Livree die Tür und musterte ihn hochmütig. »Was willst du, Mann?«
    »Ich bin Meister Casamonte und das ist mein Sohn Giulio. Herr Paolo Gonzaga hat uns für heute Abend zu sich bestellt.«
    Der Türsteher sah ihn ungläubig an, zuckte aber dann mit den Schultern. »Ich werde die Herrschaft fragen, ob dem so ist.«
    Mit diesen Worten schloss er die Tür vor Fassis Nase und blieb etliche Zeit aus. Als er wiederkam, wirkte er um einiges beflissener. »Die Dame Coelia wünscht, Euren Sohn in ihrem Salon zu sehen.« Er trat beiseite, um Giulia eintreten zu lassen, und machte Anstalten, ihrem Vater die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Dann aber winkte er ihn herein und wies ihn an, auf der Holzbank in der Pförtnerloge Platz zu nehmen. »Die Einladung galt nicht für Euch. Also werdet Ihr hier auf Euren Sohn warten.«
    Fassi-Casamonte protestierte vehement, doch der Lakai beachtete ihn nicht weiter. Das war wohl gut so, denn Giulias Vater war die Angst, seine Tochter würde sich ohne ihn blamieren oder gar sich verraten, im Gesicht geschrieben. Doch ihm blieb nichts anderes übrig, als in der Kammer neben der Tür zu warten, während ein anderer Diener Giulia zu den Herrschaften führte.
    Giulia war nicht weniger erschrocken als ihr Vater und sah sich Hilfe suchend nach ihm um. Bisher war sie noch nie auf sich allein gestellt gewesen und fürchtete daher das Schlimmste. Am liebsten wäre sie davongelaufen und hätte sich in ihrem Bett verkrochen. Doch der Diener führte sie mit starrem Gesicht durch eine verwirrende Fülle von Gängen und Treppen und über Galerien, von denen aus man in grüne Innenhöfe mit Springbrunnen und allerlei seltsamen Statuen schauen konnte. Schließlich öffnete er eine eher bescheiden wirkende Tür und rief einem anderen Lakaien etwas zu. Gleich darauf erschien Paolo Gonzaga, der sie sofort mit strahlendster Miene empfing. »Ich freue mich, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid«, rief er hörbar erfreut aus. »Kommt, tretet ein. Ich möchte Euch meine Eltern, den ehrenwerten Herrn Batista Gonzaga, meine Mutter Giudetta und natürlich meine Tante Coelia Morri vorstellen.«
    Giulia blickte in drei Gesichter, die sie kritisch musterten, und fürchtete im ersten Moment, man hätte sie als Mädchen erkannt. Paolos Vater klopfte unruhig mit dem Fuß auf den Boden und zog bei ihrem Anblick die Stirn in nachdenkliche Falten, während der Blick seiner Frau eher kalt und ablehnend auf ihr ruhte. Am wenigsten abweisend erschien ihr die Tante, obwohl sie eine Ehrfurcht gebietende Erscheinung war.
    Die Dame winkte ihr, näher zu treten, und wies sie an, sich vor das große Wandgemälde zu stellen, das Federico, den Vater des jetzigen Herzogs Guglielmo, in der Rüstung eines römischen Imperators zeigte. Giulia gehorchte und sah sich dabei staunend um. Der Raum war größer als das ganze Haus, in dem sie aufgewachsen war, enthielt aber nur einige gepolsterte Stühle und einen Tisch mit feiner Intarsienarbeit.
    Coelia Morri verzog ihr hageres Gesicht zu einem Lächeln, das Giulia an eine giftige Natter denken ließ. »Nun werden wir sehen, ob Ihr

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