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Die Kathedrale der Ketzerin

Die Kathedrale der Ketzerin

Titel: Die Kathedrale der Ketzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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keine weitere Schwangerschaft zugemutet. Keusch wolle er ihr begegnen
und sie dennoch unverbrüchlich lieben, hatte er versichert. Davon wollte Blanka
nichts wissen.
    »Deine Nähe ist mir unentbehrlich«, hatte sie gesagt, »und nicht
nur, weil ich wild entschlossen bin, dir die Erben zu schenken, die du
verdienst.«
    Was dann endlich auch gelang. Derzeit wuselten ein kleiner Ludwig,
Robert, Johann, Alfons und ein zweiter Philipp um sie herum. Was spielte es da
noch eine Rolle, dass sie fünf Kinder verloren hatte? Das war Gottes Strafe
und Wille, doch er hatte ein Einsehen mit ihr und ihrer Buße gehabt. Das Leben
ging weiter. Sie fasste sich an den Bauch, in dem sich abermals ein neues
regte. Ludwig legte seine Hand auf ihre.
    Blanka atmete tief durch.
    »Welches Verderbnis wird verhindert, wenn wir Theobald
heimschicken?«, fragte sie mit fester Stimme und sah Ingeborg forschend an.
    Die alte Königin zuckte mit den Schultern.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte sie ehrlich. »Aber es ist der
einzige Rat, den ich euch geben kann. Schickt ihn schleunigst fort.«
    »Würde er uns absichtlich Schaden zufügen, oder läge dem ein Unglück
zugrunde?«, fragte Blanka eindringlich.
    Königin Ingeborg lächelte traurig. »Du überschätzt meine
Fähigkeiten, geliebte Tochter«, sagte sie zu Blanka. »Ich kann nicht in die
Zukunft sehen, sie bestenfalls nur erspüren, erahnen …«
    »Freundschaft ist ein hohes Gut«, merkte Blanka an, »und Theobald
ist nicht nur ein besonderer Freund, sondern auch der wichtigste Vasall des
Königs. Es gibt genug Barone, die unserem Haus nicht freundlich gesinnt sind,
die uns lieber heute als morgen die Krone entreißen würden; da wäre es äußerst
unklug, sich den Grafen von Champagne zum Feind zu machen.« Sie gab sich einen
Ruck. »Doch ich beherzige Eure Warnung, geliebte Mutter. Er hat heute meinen
Unwillen erregt. Das mag vorerst als Grund dienen, ihn dem Hof fernzuhalten. Ob
dies für alle Zeiten zu gelten hat, kann später entschieden werden.«
    Auch das schätzte Ingeborg an Blanka: die Gabe, weitsichtige
Überlegungen mit den Erfordernissen des Augenblicks zuammenfließen zu lassen
und darauf gründend schnell Entscheidungen treffen zu können.
    »Der Graf soll eine sehr lange Zeit fortbleiben!«, sagte sie kalt.
    »Dann wird es so geschehen, verehrte Mutter«, erklärte Ludwig. »Auch
wenn ich an Zukunftsschau nicht wirklich glaube. Die Astronomen irren sich
allzu oft. Und warum habt Ihr uns damals nicht vorhergesagt, dass unser Recht
auf England für alle Zeiten verloren geht?«
    Ingeborg unterdrückte ein bitteres Lächeln. Sogar in den
Einzelheiten hatte sie es Philipp einst prophezeit, aber dieser hatte Tränen
über den Gedanken gelacht, dass dem Papst England als Geschenk ohne Krieg in
den Schoß fallen würde.
    »Hätte dich das abgehalten, darum zu kämpfen?«
    »Natürlich nicht!«
    »Herrin …«
    Theobald lag auf den Knien vor Blanka und flehte um die Gnade, am
Hof bleiben zu dürfen.
    »Geh mir aus den Augen!«, entgegnete Blanka unwirsch. »Fahr heim,
stell Agnes deiner gnädigen Mutter vor, heirate und werde glücklich!«
    »Die Trauerzeit …«
    »… brauchst du nicht einzuhalten«, fiel ihm Blanka ins Wort. »Du
musst dich um dein eigenes Land kümmern. Da liegt einiges im Argen, wie ich
höre. Und um deine Mutter und um meine Agnes.« Sie nickte ihrer Hofdame
freundlich zu und fügte versöhnlicher an: »Es gibt viele Troubadoure, aber
nur einen Grafen von Champagne, Theobald. Du hast lange genug um deine Stellung
kämpfen müssen; dann füll sie jetzt auch ordentlich aus und sorge dafür, dass
dir nie wieder jemand dein Land streitig macht. Sende mir schöne Lieder, mein
Freund, und ich verspreche, sie mir von begabten Sängern vortragen zu lassen.«
    Clara, die neben Blanka stand, wunderte sich darüber, dass Theobald
seiner Verlobten, der bezaubernden Agnes, keinen einzigen Blick schenkte.
Unverwandt starrte er nur die Königin an. Und bei ihren Worten mein Freund hatten
sich seine Augen vor Entzücken geweitet.
    Jetzt erst begriff Clara, was sie
schon lange hätte wissen müssen. Theobald liebte nur Blanka. Mit einer
ähnlichen Besessenheit wie sie, Clara, früher ihn geliebt hatte. Früher? Doch
noch gestern erst! Clara fasste sich an den Kopf. Was kann das für eine Liebe
gewesen sein, die heute unwirklich erscheint, fragte sie sich verwundert. Eine
jahrelange Sehnsucht war innerhalb weniger Stunden wie weggezaubert. War sie
etwa durch jene

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