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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Schreibtisch der Verwalterin vorbeigingen, rief ihnen Mrs. Tuttle, die hinter ihrem kugelsicheren Fenster irgend etwas strickte, fröhlich zu: »Warum seid ihr beide denn nicht mit dem Aufzug gefahren?« Sie deutete auf Old Red, der mit einladend geöffneter Tür dastand. Qwilleran spähte in die finstere hintere Ecke der Kabine, holte rasch die Bratpfanne heraus und marschierte triumphierend damit weg.
    Ein Stück weiter unten im Gang stand Valdez, noch immer in seiner gelben Satinjacke, und bearbeitete mit den Fäusten den Limonadenautomaten, und Napoleon schnupperte kritisch eine Pfütze neben der Telefonzelle ab. An der kunstvollen Bronzetür des Privataufzugs tat sich nichts.
    »An Sonntagen ist es ruhig«, bemerkte Rupert.
    Die blaue Pflaume stand noch immer vor dem Haus, niemand hatte sie gestohlen, und er hatte auch keinen Strafzettel bekommen. Qwilleran fuhr auf den Parkplatz, während Rupert in den Keller ging, um einen Kofferkuli zu holen. Der Parkplatz war eine mit Schlaglöchern übersäte Hindernisbahn, und auf seinem Platz, Nummer achtundzwanzig, stand ein kleines, grünes japanisches Auto.
    »Parken Sie auf neunundzwanzig«, sagte Rupert zu ihm. »Kein Mensch schert sich darum.«
    »Der Parkplatz ist in einem fürchterlichen Zustand«, beschwerte sich Qwilleran. »Wann wurde denn der asphaltiert? 1901?«
    »Sinnlos, ihn herzurichten. Vielleicht reißen sie schon nächste Woche das Haus ab.«
    Rupert karrte die Koffer, die Schreibmaschine, das Wörterbuch, die Bücher und den Kaffeeautomaten in den Keller, und Qwilleran folgte ihm mit der Bratpfanne und der Wasserschüssel der Katzen. Sie fuhren mit dem Lastenaufzug hinauf, einem primitiven Gebilde aus rohen, splitterigen Brettern, aber er funktionierte!
    »Wie kommt es, daß dieser funktioniert?« fragte Qwilleran.
    »Der ist nie kaputt«, sagte der Hauswart. »Weil ihn die Mieter nicht benutzen, deshalb. Die machen die Aufzüge nämlich kaputt. Warten Sie, bis Sie sehen, wie sie die Waschmaschinen und Trockner ruinieren! Im Keller ist eine Waschküche mit Münzautomaten. «
    »Was machen wir mit dem Abfall?«
    »Stellen Sie die Säcke in der Nacht auf den Gang. Der Junge, der sie holt, kommt um sechs in der Früh. Wenn es irgendwelche Probleme gibt, rufen Sie einfach unten an. Das Haustelefon in vierzehn-A ist an der Wand in der Küche.«
    Qwilleran gab ihm ein großes Trinkgeld. Obwohl er von Natur aus sparsam war, hatte er eine großzügige Ader entwickelt, seit er Geld geerbt hatte. Dann verriegelte er die Tür, vergewisserte sich, daß die Zimmer katzensicher waren, und ließ die Katzen frei. »Wir sind da!« sagte er. Vorsichtig tauchten sie auf, drehten ihre schönen braunen Köpfe herum, spitzten die Ohren, richteten die Schnurrhaare nach vorn und nahmen den langen, breiten Vorraum mit allen Sinnen in sich auf. Koko marschierte zielstrebig zu der Wand am anderen Ende des Zimmers, wo Glastüren auf die Terrasse führten; er sah nach, ob Tauben da waren und schien enttäuscht, als er keine sah. In der Zwischenzeit streckte Yum Yum versuchsweise die Pfote aus, um die kunstvoll gemusterten Teppiche zu berühren, die auf dem Parkettboden lagen.
    Kunst, wohin man sah: Gemälde an den Wänden, Skulpturen auf Sockeln und in beleuchteten Nischen Kristall- und Keramikobjekte. Die Bilder waren nicht nach Qwillerans Geschmack: Farbkleckse und geometrische Studien, die ihm vollkommen sinnlos vorkamen; ein Stilleben, auf dem die Werkbank eines Automechanikers zu sehen war; eine Darstellung der Schlachtbank eines Metzgers mit allen blutigen Details; ein realistisches Gemälde mit Menschen, die Spaghetti aßen.
    Dann entdeckte er auf einem Wandtischchen, an eine Obstschale gelehnt, ein Kuvert, auf dem sein Name stand. Halb verborgen zwischen Winesap-Äpfeln, Mandarinen und Birnen lag, wie ein Überraschungsgewinn in einer Cracker-Packung, eine Dose Hummer. »Ihr habt wirklich Glück«, sagte er zu den Katzen. »Aber nach dem Theater, das ihr im Aufzug veranstaltet habt, weiß ich nicht, ob ihr es wirklich verdient.«
    Das Begleitschreiben stammte von Amberina: ›Willkommen im Casablanca! Mary will, daß ich Sie heute abend zu Roberto zum Essen ausführe. Rufen Sie mich nach Ihrer Ankunft in meiner Wohnung an. RUCK hat Ihr Telefon anschließen lassen.‹
    Qwilleran ging unverzüglich ans Telefon. »Ich nehme Ihre Einladung mit Vergnügen an. Ich habe viele Fragen. Wo ist Roberto?«
    »In Junktown, ein paar Häuserblocks entfernt. Wir können zu Fuß

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