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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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wollten.«
    »Die Medien haben das sofort im Keim erstickt«, erinnerte sich Qwilleran. »Unterstützt der Daily Fluxion das Anliegen von RUCK?«
    »Nicht sehr überzeugend. Sie heizen die Kontroverse nur noch mehr an. Der Bürgermeister und der Stadtrat haben sich für das Gateway Alcazar ausgesprochen, doch die Universität und die Künstlergemeinde unterstützen RUCK.«
    »Was ist mit deinem Vater? Was hält er von der Idee, das Casablanca zu retten?«
    Mary verzog vielsagend das Gesicht. »Wie du weißt, sind er und ich über alles und jedes verschiedener Meinung, und seine Bank hat bereits beschlossen, Räumlichkeiten für eine Zweigstelle im Gateway-Gebäude zu mieten. Paradox, nicht wahr?«
    »Erzähl mir von der Gräfin«, sagte er. »Bisher hat noch niemand ihren Namen erwähnt.«
    »Sie heißt Adelaide St. John Plumb. Sie ist die Tochter von Harrison Wills Plumb, der im Jahr 1901 das Casablanca baute. Sie ist vor fünfundsiebzig Jahren im zwölften Stock des Casablanca zur Welt gekommen, in Anwesenheit einer Hebamme, einer Krankenschwester und zweier Ärzte. Das erzählt sie jedenfalls immer und immer und immer wieder. Sie neigt dazu, sich zu wiederholen.«
    »War sie mal verheiratet?«
    »Nein. Als sehr junges Mädchen war sie verlobt, löste die Verlobung aber. Sie betete ihren Vater an; sie standen einander sehr nahe.«
    »Ich verstehe... Was sagt sie zu diesem ganzen Getue um ihr Geburtshaus?«
    »Das ist eine merkwürdige Sache«, gab Mary zu. »Ich glaube, sie genießt es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Die Bauunternehmer machen ihr riesige Angebote und überhäufen sie mit Geschenken, während RUCK an ihr besseres Ich appelliert und sehr deutliche Anspielungen auf ihren Vater macht – auf ihren ›lieben Vater‹. Sie zaudert, und wir versuchen, Zeit zu gewinnen, und hoffen, daß ein rettender Engel auftaucht. Spielst du Bridge?«
    Überrascht von dieser unpassenden Frage, sagte Qwilleran: »Äh... nein.«
    »Was ist mit Backgammon?«
    »Offen gestanden habe ich nie etwas für Spiele übrig gehabt, bei denen man denken muß. Was ist der Grund für dieses Verhör, wenn ich fragen darf?«
    »Ich erkläre es dir«, sagte Mary. »Die Gräfin interessiert sich nur für eines: Spiele – Kartenspiele, Mühle, Dame, Mah-Jongg, alles außer Schach. Roberto und ich erhalten uns ihre Gunst, indem wir einmal in der Woche mit ihr spielen.«
    »Geht es dabe i um viel Geld?«
    »Sie spielt nicht um Geld. Sie spielt, weil sie Spaß am Wettbewerb hat, und sie ist wirklich sehr gut. Das ist auch kein Wunder! Sie hat ihr ganzes Leben, seit ihrer frühesten Kindheit, jeden Tag gespielt. Hat dir Amber erzählt, daß die Gräfin eine Einsiedlerin ist?«
    »Nein, das hat sie nicht erzählt.« Qwilleran schoß seine Assoziation mit Lady Hester Stanhope wieder durch den Kopf.
    »Ja, sie lebt da oben im zwölften Stock in ihrer eigenen Welt, mit drei Dienstboten.«
    »Sie geht aber doch gewiß manchmal aus.«
    »Sie verläßt das Haus niemals – nicht einmal ihre eigene Wohnung, die ein ganzes Stockwerk einnimmt. Ihre Ärzte, Anwälte, ihr Friseur, ihre Schneiderin und Masseuse, alle kommen ins Haus.«
    »Woran leidet sie? Agoraphobie?«
    »Sie behauptet, keine Luft zu bekommen, wenn sie vor die Tür tritt... Und du spielst auch nicht Domino?«
    »Nein! Domino schon gar nicht.«
    »Scrabble?«
    Er schüttelte den Kopf. »Weiß diese Frau, daß ich hier bin – und warum?«
    »Wir haben ihr gesagt, du seiest ein Schriftsteller, der Geld geerbt und sich aufs Land zurückgezogen hat, und daß du den Winter hier verbringst, um dem schlechten Wetter im Norden zu entkommen.«
    »Wie hat sie reagiert?«
    »Sie fragte, ob du Bridge spielst.«
    »Weiß sie, daß ich beim Fluxion gearbeitet habe?«
    »Es hätte keinen Sinn gehabt, das zu erwähnen. Sie liest niemals Zeitung. Wie ich schon sagte, sie hat sich ihre eigene Welt geschaffen.«
    Qwilleran war überzeugt, eine Reinkarnation von Lady Hester entdeckt zu haben. Er sagte: »Weiß jemand, daß ich daran interessiert bin, das Casablanca zu kaufen?«
    »Nur Roberto und ich und der Architekt. Und natürlich haben wir es Amber gesagt, als ich wegfahren mußte.«
    »Da der Vorstand des Klingenschoen-Fonds noch gar nichts davon weiß und erst am Donnerstag davon erfährt, möchte ich nicht, daß durchsickert, daß ich möglicherweise in die Sache involviert bin.«
    »Das ist uns klar.«
    »Während meines Aufenthaltes hier schicke ich Beiträge an die Zeitung von Moose

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