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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Wohnungen?«
    »Ich zweifle nicht daran.«
    »Ich nehme an, Sie kenne Harrison Plumbs Tochter?«
    »Ich habe sie nur zweimal gesehen«, sagte Lowell. »Das erste Mal, als ich sie um Erlaubnis bat, die Prüfung durchführen zu dürfen. Ich schmierte dem alten Mädel Honig um den Mund, beschwor die Erinnerung an ihren lieben Vater herauf, erging mich in architektonischem Kauderwelsch und bekam ihre Einwilligung. Das zweite Mal, als ich ihr ein Exemplar des Gutachtens schenkte – ledergebunden, wohlgemerkt –, in das sie, da bin ich sicher, nie einen Blick geworfen hat, obwohl wir ein Bild ihres Vaters einbinden ließen, auf dem er Arm in Arm mit John Grinchman zu sehen ist. Leider bin ich kein Bridgespieler, daher wurde ich nie mehr eingeladen.«
    »Ich muß die Dame erst kennenlernen«, sagte Qwilleran. »Wie ist sie?«
    »Soweit ganz nett, aber ein lebender Anachronismus. Sie lebt in ihrer eigenen Zeitkapsel. Sie gibt nichts darum, daß die Stufen an der Eingangstür zerbröckeln und die Aufzüge der Mieter hinüber sind. Wenn ihr nicht jemand ein bißchen Vernunft beibringt, wird sie das Haus behalten, bis sie stirbt, und dann ist es aus mit dem Casablanca. Ich möchte nicht mit ansehen müssen, wie sie es sprengen.«
    Sie bestellten das Dienstagsmenü des Presseclubs – Schweinskoteletts – und unterhielten sich über die Metamorphose des Zwinger Boulevard, das geplante Gateway Alcazar und den Aufschwung, den Junktown genommen hatte. Bei Kaffee und Käsekuchen kamen sie wieder auf das Casablanca zu sprechen.
    »Stecken wir einmal die Fronten ab«, sagte Qwilleran. »Da sind auf der einen Seite die Bauunternehmer und die Stadtväter, die das Casablanca abreißen wollen.«
    »Und die Finanziers des Gateway Alcazar. Und auch die Immobilienfirma, die das Casablanca verwaltet. Das Gebäude bereitet ihnen nur Probleme; trotz der niedrigen Mieten steht es halb leer, und die Maschinen und Geräte gehen aufgrund ihres Alters und falscher Handhabung ständig kaputt.«
    »Okay. Und auf der anderen Seite haben wir RUCK und Grinchman & Hills, stimmt’s?«
    »Und die Künstler und Intellektuellen. Plus Heerscharen von ehemaligen Bewohnern aus allen Gesellschaftsschichten, die die Kampagne von RUCK finanziell unterstützt haben. So seltsam es scheinen mag, es gibt Leute, die sentimentale Gefühle in bezug auf das Casablanca hegen, ungefähr so, wie sie – sagen wir mal – gerne an Paris denken. Das Haus hat fast so etwas wie eine Persönlichkeit. Es ist ein Jammer, was mit Di Bessinger passiert ist. Sie war so tatkräftig, und – wie Sie wahrscheinlich wissen – sie sollte das Gebäude erben.«
    »Das ist mir neu«, sagte Qwilleran.
    »Man könnte sagen, sie hatte auch ein persönliches Interesse am Casablanca. Damit will ich natürlich nicht die echte Begeisterung schmälern, die sie für das Haus empfand.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß die Gräfin Mrs. Bessinger in ihrem Testament bedacht hatte?«
    »Ja, Di war viel im zwölften Stock, und das muß der älteren Frau wohl gefallen haben, die – seien wir ehrlich – ein sehr einsames Leben führt.«
    »Sagen Sie mir eins«, meinte Qwilleran. »Wenn der Klinge nschoen-Fonds ein Angebot macht – und im Augenblick weiß ich noch nicht, ob er das tun wird –, können wir sicher sein, daß die Gräfin verkauft?«
    »Das kann ich nicht beantworten«, sagte der Architekt. »Mary Duckworth glaubt, die Frau spielt mit beiden Seiten ein raffiniertes Katz-und-Maus-Spiel. Sie kann unmöglich wollen, daß ihr Heim abgerissen wird, doch sie ist mütterlicherseits mit den Pennimans verwandt, und die stehen als Geldgeber hinter dem Gateway. Kennen Sie die Pennimans?«
    »Ich weiß, daß ihnen der Morning Rampage gehört«, sagte Qwilleran, »und als ehemaliger Mitarbeiter des Daily Fluxion halte ich nicht viel von ihrem Blatt.«
    »Sie mischen auch beim Rundfunk, Fernsehen und weiß Gott was noch allem voll mit. Penniman steht in dieser Stadt für MACHT. Für mich persönlich wäre es eine große Genugtuung, wenn die Typen mal eins auf die Nase bekämen.«
    »Das wird ein interessanter Kreuzzug werden«, sagte Qwilleran. »Sie wissen natürlich, daß der Vorstand des Klingenschoen-Fonds erst am Donnerstag zusammentritt und daß das alles im Augenblick nur Luftschlösser sind.«
    Die beiden Männer gaben einander die Hand und versprachen, in Kontakt zu bleiben.
    Vom Presseclub spazierte Qwilleran hinüber in die öffentliche Bücherei, eines der wenigen Gebäude in der Stadt, die

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