Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman
eine Perserkatze spazierte über das Balkongeländer.
»Übrigens«, sagte er, »ich wohne als Untermieter in Miss Bessingers Wohnung, bis der Nachlaß geregelt ist, und ich bewundere ihren Geschmack in bezug auf Möbel und Kunst.«
Todd nickte schweigend.
»Wie lange waren Sie Partner, Mister Todd?«
»Achtzehn Jahre. Wir sind hergekommen, um die Lambreth-Galerie zu übernehmen, als Zoe Lambreth nach Kalifornien zog.«
»Haben Sie zufällig irgendwelche Bilder von Rasmus?«
»Nein! Und ich habe das Gerede über den Kerl satt! Es gibt genug lebende Künstler.« Wieder hielt sich Todd die Nase zu.
»Ich frage nur deshalb, weil ich mich für ein Haus, das ich im Norden baue, nach großen Bildern umsehe.« Qwillerans Talent, aus dem Stegreif Geschichten zu erfinden, kam voll zum Einsatz.
»Dann müssen Sie am Freitagabend zur Eröffnung unserer Ausstellung kommen«, sagte der Kunsthändler sichtlich erleichtert, da er ein Geschäft witterte. »Im Augenblick bereiten wir gerade alles für die Ausstellung vor, deshalb sind die Wände leer, aber bei der Vernissage werden Sie ein paar beeindruckende Arbeiten sehen.«
»Ich baue eine Scheune in ein Wohnhaus um«, schmückte Qwilleran seine harmlose Lüge noch weiter aus, »also werde ich große freie Flächen an den Wänden haben, und ich hatte gehofft, ein Pilzgemälde zu bekommen. Pilze erscheinen mir passend für eine Scheune.«
Steif sagte Todd: »Alle seine Bilder waren sofort nach seinem Selbstmord ausverkauft. Wenn ich auf Draht gewesen wäre, hätte ich ein paar zurückgehalten, aber ich stand unter Schock. Im Juni haben sie sich überhaupt nicht gut verkauft. Er ist tot mehr wert als lebend. Aber wenn Sie am Freitagabend herkommen, werden Sie Arbeiten von anderen Künstlern sehen, die Ihnen vielleicht gefallen. Was ist das denn für eine Scheune, die Sie umbauen?«
»Eine Apfelscheune. Achteckig.« Die Scheune auf dem Klingenschoen-Anwesen war wirklich zur Lagerung von Äpfeln verwendet worden, und sie war wirklich achteckig.
»Phantastisch! Dann sollten Sie vielleicht zeitgenössische Wandteppiche ins Auge fassen. Wissen Sie die Maße Ihrer Wände?«
»Um die Wahrheit zu sagen, das Ganze ist noch nicht aus dem Planungsstadium heraus«, sagte Qwilleran, diesmal vollkommen ehrlich.
»Kommen Sie trotzdem am Freitag. Es gibt Champagner, Hors d’oeuvres, Live-Musik und Parkservice.«
»Um wieviel Uhr?«
»Von sechs Uhr an, bis wir auf dem Trockenen sitzen.«
»Vielen Dank. Ich werde da sein.« Qwilleran ging zur Tür, kam aber noch einmal zurück. »Sagen Sie mir Ihre ehrliche Meinung. Wie schätzen Sie die Zukunft des Casablanca ein?«
»Die Sache ist gestorben«, sagte Todd emotionslos.
»Aber Ihre Partnerin war überzeugt, daß es gerettet werden könne.«
»Ja... aber... das Bild hat sich gewandelt. Das Gebäude wird abgerissen, um Platz für das neue Gateway Alcazar zu machen, das das fehlende Verbindungsglied zwischen der neuen Innenstadt und dem neuen Junktown sein wird. Ich übersiedle mit der Galerie dorthin. Ich habe bereits einen Mietvertrag für einen Laden abgeschlossen, wo ich doppelt soviel Platz haben werde wie hier.«
Qwilleran sah auf die Uhr. Es war Zeit, zu seiner Verabredung mit dem Architekten in den Presseclub zu gehen. »Nun, vielen Dank, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben, Mister Todd. Bis Freitag dann.«
Auf dem Weg in den Presseclub sagte er sich, daß die Idee mit dem Buch, die er ganz spontan geboren hatte, gar nicht so schlecht war. Und die Sache mit der Apfelscheune klang auch gut. Sie wäre zehnmal geräumiger als seine jetzige Wohnung in Pickax, und die Katzen könnten auf den Balken herumklettern.
Der Presseclub befand sich in einer rußig-schwarzen steinernen Festung, die einmal das Bezirksgefängnis gewesen war, und auch als Stammlokal der Presseleute hatte das Gebäude viele Jahre eine gewisse furchteinflößende Atmosphäre behalten. Die Innenräume hatten sich jedoch seit Qwillerans Tagen beim Daily Fluxion geändert. Sie waren renoviert, modernisiert, freundlicher gemacht und – seiner Meinung nach – ruiniert worden. Dennoch war das Lokal zur Mittagszeit sehr beliebt. Er wartete in der Eingangshalle auf den Architekten und sah den mittäglichen Gästen zu, die durch die Tore strömten:
Reporter und Redakteure, Werbe- und PR-Leute, Persönlichkeiten, die man aus Funk und Fernsehen kannte.
Schließlich trat ein Mann mit sorgfältig gestutztem Bart durch die Tür und musterte neugierig, mit einem
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