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Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman

Titel: Die Katze, die hoch hinaus wollte: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Jackson Braun
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abend?« begann sie. »Ich habe versucht, dich zu erreichen.«
    »Wann hast du angerufen?«
    »Um elf, zum Nachttarif.«
    Um sie aufzuziehen, sagte er: »Ich habe jemanden nach Hause gebracht. Ich habe in einer Kunstgalerie eine Frau getroffen, und wir sind noch auf ein paar Drinks zu mir gegangen.«
    Es entstand eine besorgte Pause. »Wer war es?«
    »Eine Künstlerin.«
    »Hast du sie... erst gestern kennengelernt?«
    »Nein, wir kennen uns von früher. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Polly. Sie ist achtzig Jahre alt und hat Arthritis und total verkrüppelte Finger. Warum wolltest du mich sprechen?«
    »Um dir zu sagen, daß ich den Artikel im Morning Rampage über dich gelesen habe. Die Bücherei hat ihn abonniert, wie du weißt. Aber vor allem, um dir für die wunderschöne Handtasche zu danken. Es ist die schönste Tasche, die ich je besessen habe! Das war sehr aufmerksam von dir, mein Lieber, obwohl du mir dadurch noch mehr fehlst.«
    »Ich wollte, daß du weißt, daß ich an dich denke, obwohl ich von weiblichen Exhibitionisten, arthritischen Achtzigjährigen und exzentrischen Erbinnen umgeben bin.« Winnie Wingfoot erwähnte er nicht, obwohl er sich bei dem Bild, das kurz vor seinem geistigen Auge auftauchte, die Lippen befeuchtete. »Wie geht es dem kleinen Vielfraß?«
    »Absolut unverbesserlich! Gestern abend habe ich mir zwei kleine Lammkoteletts für das Abendessen gekauft, und kaum hatte ich sie ausgepackt, stürzte sich Bootsie darauf und zerrte eines hinunter auf den Fußboden.«
    »Gibt es etwas Neues über das Kutschenhaus?«
    »Ja, Mrs. Gage vermietet es mir. Sie meint, ich kann dann auch auf das große Haus aufpassen, wenn sie in Florida ist. Du kannst also deine Wohnung wiederhaben, Qwill, wenn du nach Hause kommst. Wie hast du entschieden?«
    »Ich muß noch achtzehn Restaurants ausprobieren, bevor ich wieder das Gulasch in Moose County auf mich nehme.«
    »O Qwill! So schlimm ist es doch nicht! Wo warst du gestern abend essen?«
    »In einem Innenstadtlokal mit arabischer Küche – Hummus, Pitabrot, Kebab und Tabbouleh.«
    »Allein?«
    »Allein, und ich habe eine Quittung als Beweis.«
    Dieses liebevolle Geplänkel ging noch eine Zeitlang weiter, dann sagte Polly: »Und sei bitte vorsichtig, mein Lieber. Wenn dir irgend etwas zustoßen würde, bräche mir das Herz, das weißt du.«
    »Ich werde vorsichtig sein«, versprach er.
    Als er frühstücken ging, stellte er fest, daß am Samstagmorgen in der Eingangshalle des Casablanca allerhand los war: Die Mieter gingen einkaufen, Wäsche waschen, die Miete zahlen, ihre Kleider von der Reinigung holen, sie besorgten sich Videos für das Wochenende, brachten Bücher in die Bücherei zurück, gingen auf unbebauten Grundstücken joggen und erledigten alle jene Dinge, für die arbeitende Menschen und Studenten ihren freien Tag aufwenden müssen. Selbst die Alten und die Kranken waren auf den Beinen. Die beiden älteren Frauen, die gewöhnlich in gesteppten Morgenmänteln durch die Gänge wanderten, waren vollständig bekleidet und erklärten jedem, daß sie abgeholt würden, um eine Freundin in einem Pflegeheim zu besuchen. Mrs. Tuttle war mit Beschwerden und dem Ausstellen von Quittungen für die Mieten beschäftigt. Rupert beaufsichtigte einen Jungen, der versuchte, den Fußboden aufzuwischen. Napoleon und Kitty-Baby wichen den Füßen aus.
    Qwilleran kaufte im nächsten Delikatessenladen ein paar Leckerbissen für seine Mitbewohner und kehrte wieder ins Haus zurück. Auf dem Weg zum Aufzug begegnete er der Person, die er am allerwenigsten treffen wollte. Überraschenderweise war Isabelle Wilburton ordentlich und passend gekleidet – sie trug eine weiße Bluse und einen khakifarbenen Rock. Bisher hatte er sie in einem schmutzigen Morgenmantel, einem Cocktailkleid, einem Pelzmantel und noch weniger gesehen. Auf dem Arm trug sie ihr Kätzchen, das sich in ein blaues Handtuch kuschelte.
    »Mr. Qwilleran, ich habe Ihren Rat befolgt«, sagte sie. »Ist sie nicht hinreißend? Sie heißt Sweetie Pie.«
    »Das ist eine liebe kleine Katze«, antwortete er, »und sie wird Ihnen eine gute Gesellschafterin sein.«
    »Möchten Sie heute abend mit uns essen? Ich mache Schmorbraten. Ich hoffe, er wird gut. Ich habe seit Urzeiten nichts mehr gekocht.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte er, »aber ich habe bereits anderswo zugesagt.«
    »Wie wäre es mit morgen abend?« fragte sie hoffnungsvoll.
    »Leider habe ich versprochen, daß ich mir den

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