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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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sich wieder und betrachtete das Farbenspiel auf ihrem Gesicht, während der Kellner mit zwei neuen Gläsern Wein kam. »Tut mir leid, das hätte ich nicht machen sollen«, sagte er, als der Kellner verschwunden war.
    Charley sagte nichts. Sprechen könnte das angenehme Gefühl vertreiben, das noch auf ihren Lippen prickelte. Was war gerade passiert?
    »Können wir so tun, als hätte ich das nicht getan?«
    »Warum ha…«
    »Weil ich offensichtlich ein Idiot bin.«
    »Ich finde nicht, dass du ein Idiot bist.«
    »Nicht?«
    Charley schüttelte den Kopf. Alex beugte sich vor und küsste sie erneut, und diesmal erwiderte Charley den Kuss.
    »Nun, das ist eine Überraschung«, sagte Alex, als der Kellner mit ihrem Essen an ihren Tisch zurückkehrte.
    »Das kann man wohl sagen«, pflichtete Charley ihm bei.
    »Verzeihung«, sagte der Kellner. »Haben Sie nicht die Lasagne bestellt?«
    »Doch, habe ich«, sagte Alex. »Ich habe definitiv die Lasagne bestellt.«
    »Und ich bin die Spezial-Ravioli.« Der Kellner stellte den Teller vor Charley ab, und der aufsteigende Dampf ließ das Bild des Mannes, der ihr gegenüber saß, verschwimmen. Wer war er?, fragte sie sich unwillkürlich. Oder besser, wer war sie ?
»Ich komme mir vor wie eine Figur aus einem Roman meiner Schwester«, gestand sie.
    »Und wie fühlt sich das an?«
    »Ehrlich gesagt, ziemlich gut.«
    Sie lachten.
    »Was genau ist da eben passiert?«, fragte Charley.
    »Ich habe dich geküsst. Du hast mich zurückgeküsst«, sagte er.
    »Aber warum hast du mich geküsst? Ich dachte, du magst mich nicht mal.«
    »Du hast gedacht, ich mag dich nicht?«, wiederholte Alex ungläubig. »Deswegen mache ich auch ständig diese unfassbar langweilige Fahrt hierher, weil ich dich nicht mag?«
    »Ich hatte angenommen, dass du dich bloß um Jills Interessen kümmerst.«
    »Eigentlich war es eher so, dass ich mich um dich gekümmert habe.«
    »Wirklich?«
    »Guckst du nie in den Spiegel?«, fragte Alex. »Gott, als du zum ersten Mal in mein Büro gekommen bist, wäre ich beinahe vom Stuhl gefallen. Und dann hast du den Mund aufgemacht, und es wurde sogar noch besser. Du warst intelligent und draufgängerisch, du hattest Haare auf den Zähnen, wie meine Mutter immer zu sagen pflegte, und ich dachte, Scheiße, Mann, das gibt Ärger.«
    »Mich hast du auf jeden Fall glatt getäuscht.«
    »Ich hab es weiß Gott versucht.«
    »Ich dachte, du wärst ein arrogantes Arschloch. Was nicht unbedingt schlecht ist«, schränkte Charley sofort ein. »Ich hab eine Schwäche für arrogante Arschlöcher.«
    Er lachte. »Ich hab mich immer wieder ermahnt, Distanz zu wahren, alles hübsch höflich und professionell anzugehen und nicht zu bemerken, wie schön deine Haare aussehen oder wie gut du riechst. Aber als du mir dann eben gegenübergesessen,
dein Carpaccio nicht gegessen, Smalltalk für Anfänger gemacht und was von Küssen gesagt hast... da hab ich es halt gemacht.«
    »Und was passiert jetzt?«
    »Das liegt an dir.«
    »Also, ich hab eigentlich keinen großen Hunger«, sagte Charley und schob ihren Teller von sich. »Ich esse normalerweise nicht so früh.«
    »Wir könnten uns das Essen einpacken lassen«, schlug Alex vor. »Für später.«
    »Später?«
    »Danach. Ich hab immer gern was für danach.«
    »Immer gern was für danach?«, wiederholte sie. »Oder danach gern was für immer?«
    Er lächelte. »Für hinterher«, sagte er.
     
    Es war beinahe zehn, bevor sie endlich dazu kamen, ihr Abendessen zu sich zu nehmen. »Ich verhungere«, sagte Charley, machte sich über ihre Ravioli her und sah, wie ein Klecks der würzigen Tomatensoße auf der Brust von Alex’ hellblauem Hemd landete. »Oh nein. Sieh nur, was ich gemacht habe.«
    Alex wischte den Fleck mit den Fingern weg und strich dabei über Charleys nackte Brust. »Es ist ein altes Hemd.«
    Sie saßen in der kleinen Essecke neben der großen Küche in seinem Apartment unweit des PGA Boulevard im Zentrum von Palm Beach Gardens. Aus dem sechsten Stock genoss man den Blick über einen kleinen, künstlich angelegten See, an dessen gegenüberliegendem Ufer sich ein kleines neues Einkaufszentrum mit Nobelrestaurants und Fachgeschäften erstreckte. Die legendäre Gardens Mall war direkt nebenan, der Ozean keine zehn Minuten entfernt. Charley ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie hier leben könnte, und verwarf ihn gleich wieder. Eine Nacht machte noch kein Leben. Bloß weil Alex Prescott gut im Bett - korrigiere, super im Bett - war,

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