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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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entschuldigen?«, fragte Alex, als hätte er sie gar nicht gehört, und stand auf, bevor Charley etwas antworten konnte.
    Sie sah ihn in der Toilette im hinteren Teil des Restaurants
verschwinden. »Na, das läuft ja super«, murmelte sie. Und wie genau hätte es ihrer Meinung nach laufen sollen? Der Mann hatte offensichtlich nicht das geringste Interesse an ihr. Die Einladung zum Abendessen - um fünf Uhr nachmittags in einem Restaurant voller Rentner, die die Spezialmenüs zur Happy Hour genossen -, war für ihn offenbar eine reine Verpflichtung. Und jetzt konnte er es nicht erwarten, sie loszuwerden. Deshalb hatte er sie gedrängt, ihre Vorspeise zu essen. Nicht weil er sie mit der guten Küche beeindrucken wollte, sondern damit der Kellner den Hauptgang servieren konnte und sie möglichst schnell wieder draußen waren. Da sie mit dem eigenen Wagen gekommen war, musste er ihre Gesellschaft auf der langen Heimfahrt auch nicht mehr ertragen. Sie konnten fröhlich ihrer - getrennten - Wege gehen.
    Und war das nicht auch das, was sie wollte? Wann hatte sie angefangen, Alex Prescott als etwas anderes zu sehen als ein Mittel zum Zweck? So attraktiv war er eigentlich gar nicht, entschied sie, als sie seinen Zickzackkurs von der Toilette zurück an ihren Tisch verfolgte. Es war nicht das Blau seiner Augen und nicht einmal die Art, wie er direkt durch sie hindurchzublicken schien - so als würde er auf den Grund ihrer Seele starren und könnte jeden ihrer geheimsten Gedanken lesen, zitierte Charley stumm, als er stehen blieb, um mit dem Kellner zu sprechen. Noch war es die anmaßende Nonchalance, mit der er den Raum beherrschte, die Daumen provokant in die Taschen seiner engen Jeans gehakt, die vollen Lippen zu einer stummen Einladung geschürzt, die sie herausforderte, näher zu kommen.
    Auf eigene Gefahr, sagte er wortlos. »Scheiße«, sagte Charley laut und trank mit einem großen Schluck den Rest Wein in ihrem Glas.
    »Irgendwas nicht in Ordnung?«, fragte Alex und nahm wieder Platz.
    Charley hielt ihr leeres Glas hoch. »Der Wein ist aus.«
    »Ich habe den Kellner schon gebeten, uns beiden noch ein
Glas zu bringen. Also«, sagte er und beugte sich auf beide Ellenbogen gestützt vor. »Wieso bin ich Anwalt geworden? War das die Frage?«
    Sie zuckte die Achseln. »Smalltalk für Anfänger.«
    Er lächelte. »Lassen Sie mich überlegen. Meine Mutter hat immer gesagt, ich könnte jeden unter den Tisch argumentieren. Eine alte Freundin hat sich immer beschwert, dass ich jedes Mal das letzte Wort haben muss. Und die Idee der Gerechtigkeit als Ziel hat mich fasziniert.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Die Menschen versuchen immer, die Dinge auszugleichen«, erklärte er. »Wenn etwas Schlechtes passiert, sucht man sofort nach dem Guten, das daraus, so hofft man, erwächst. Wenn etwas kaputtgeht, will man es instinktiv ganz machen. Wenn ein Kind sich das Knie aufschlägt, will man es heil küssen. Wenn eine Familie auseinanderbricht, sucht man nach einem Verantwortlichen. Wenn Unschuldige brutal ermordet werden, schreit man nach dem Blut des Täters. Die Menschen wollen Gerechtigkeit«, schloss er. »Sie glauben, es würde einen Unterschied machen.«
    »Wollen Sie damit sagen, es macht keinen?«
    »Ich will sagen, dass ich die Idee noch nicht komplett aufgegeben habe, weswegen ich, um Ihre Ausgangsfrage zu beantworten, Rechtsanwalt geworden bin.«
    »Ein Idealist und ein Zyniker, alles in einem«, sagte Charley nicht ohne Bewunderung.
    »Mir gefällt die Struktur, die das Rechtssystem bietet«, fuhr Alex fort, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen. »Allein die Zusammenfügung dieser beiden Wörter - Recht und System - die Idee, dass man ein System der Gerechtigkeit haben kann, finde ich faszinierend. Ich mag das ganze institutionalisierte Procedere - Verhaftung, Anklageerhebung, Anklagejury, formelle Anklage, Prozess, Urteil, Berufung. Mir gefällt es, dass Leute zu mir kommen, weil sie glauben, ich könnte ihnen helfen.
Ich freue mich darüber, dass ich das manchmal tatsächlich kann. Ich bin froh, dass ich mein Talent, jemanden in Grund und Boden zu argumentieren, für eine gute Sache einsetzen kann und dass mein letztes Wort manchmal stark genug ist zu verhindern, dass jemand ins Gefängnis muss. Gelegentlich darf ich sogar mithelfen, etwas auszugleichen.«
    »Sie küssen es heil«, sagte Charley lächelnd.
    Alex erhob sich unvermittelt von seinem Stuhl, beugte sich über den Tisch und küsste sie auf den Mund. Dann setzte er

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