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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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aus der Schublade zerrte und auf den Boden warf, bevor sie sich Alex’ Kleiderschrank zuwandte. Sie riss die Türen auf und sank auf die Knie. »Nur ein Haufen Schuhe«, sagte sie und schob sie beiseite. Erst danach fiel ihr der Stapel Zeitschriften auf, der in die hintere Ecke des Schrankes geklemmt war. »Nein. Oh nein«, sagte sie, als sie auf das Cover des obersten Heftes starrte - eine nackte Frau, gefesselt und geknebelt, den Körper unnatürlich verrenkt, das Gesicht offensichtlich schmerzverzerrt. Die anderen Zeitschriften waren sogar noch schlimmer, die Bilder im Heft wurden immer anschaulicher, die dargestellten Szenen mit jeder umgeblätterten Seite grausamer. Charley blickte auf und sah auf einem hohen Regal einen Schuhkarton stehen, den sie mit einer Hand herunterriss. Dabei löste sich der Deckel, und der Inhalt des Kartons ergoss sich auf den Fußboden. Charley stand weinend da, als pornographische Fotos von Kindern wie Asche von einem Krematorium auf sie herabregneten.
    Sie hielt sich den Bauch und kämpfte gegen den Drang an, sich erneut zu übergeben. Sie rannte ins Wohnzimmer, wo ihr Blick über Alex’ Sammlung mit Kinoklassikern glitt, von denen einige noch auf dem Boden verstreut lagen. White Christmas, Casablanca, Die Liebe meines Lebens . Sie begann, die Videokassetten einzeln beiseitezuräumen. Wonach suchte sie?

    Irgendeine Ahnung, wo die Bänder sind?
    Nicht die Geringste.
    Sie sind sich ganz sicher, dass sie sie Ihnen nicht zur sicheren Aufbewahrung gegeben hat?
    Anwälte dürfen keine Beweismittel verstecken, Charley.
    Und wenn Sie nicht wüssten, was auf den Bändern ist?
    Was, wenn er es wusste? Was, wenn er es nur zu gut wusste?
    »Tut mir leid, Bram. Ich war so ein Idiot.«
    Und dann sah sie sie.
    Sie stand ganz hinten im Regal, eingeklemmt zwischen Lawrence von Arabien und Citizen Kane . Eine einfache schwarze Videokassette mit drei handgeschriebenen Wörtern auf der Vorderseite.
    Jack und Jill .
    Mit zitternden Händen griff Charley nach der Videokassette. Die feinen Härchen auf ihren Unterarmen sträubten sich.
    Sie nahm die Kassette behutsam aus ihrem Pappschuber, schob sie in den Videorekorder, drückte auf PLAY und wartete, das Gesicht nur Zentimeter von dem riesigen Fernseher entfernt. Zunächst sah sie nichts als einen leeren hellblauen Bildschirm und dachte schon, dass der Inhalt der Kassette möglicherweise gelöscht worden war. Aber im nächsten Moment füllte Jills lachendes Gesicht den Bildschirm. In dieser extremen Nahaufnahme wirkten ihre normalerweise feinen Züge grotesk und gespenstisch verzerrt, als hätte die Kamera versucht, zu ihrer Seele vorzudringen. Sie rauchte eine Zigarette und warf Kusshände in die Kamera. »Was machst du? Das ist nicht meine Schokoladenseite«, sagte sie in einem Schwall von mädchenhaftem Kichern. »Ich zeig dir meine Schokoladenseite.« Sie zog ihr T-Shirt hoch, um ihre nackten Brüste zu entblößen.
    Nun hörte Charley zum ersten Mal auch andere Geräusche. Eine Männerstimme, die flüsternd Anweisungen gab, die erstickten Schreie eines Kindes. »O nein«, stöhnte Charley, als
die Kamera langsam auf die kleine Tammy schwenkte, die sich gefesselt und mit verbundenen Augen auf einer Pritsche wand. »Nein. O bitte nicht.«
    »Okay, Jill«, flüsterte die Männerstimme verführerisch. »Jetzt nimm die Zigarette und drück sie auf Tammys Schenkel.«
    »O Gott.« Charley hielt sich die Augen zu.
    »Sorg dafür, dass das Gör die Klappe hält«, befahl der Mann scharf. »Sie fängt an, mir auf die Nerven zu gehen.«
    »Ich will zu meiner Mommy«, wimmerte das Mädchen.
    »Komm, Tammy«, drängte Jill sie. »Sei ein braves Mädchen. Gleich ist alles vorbei.«
    Das Mädchen stieß unvermittelt einen markerschütternden Schrei aus.
    »Ich hab dir nur einen Knutschfleck gemacht, Dummerchen«, schalt Jill sie lachend.
    »Jetzt bin ich dran«, sagte der Mann, und Charley rutschte wie magnetisch angezogen näher an den Fernseher. Sie sah, wie Jill die Kamera von ihm entgegennahm.
    »Okay, Big Boy. Jetzt zeig mal, was du drauf hast«, sagte Jill und richtete die Kamera auf die Füße des Mannes. Von dort schwenkte sie langsam über seine Beine, verharrte ein paar Sekunden auf der sichtbaren Ausbuchtung im Schritt seiner Jeans und wanderte dann weiter über seine Brust und seinen Hals, bis sie sein lächelndes Gesicht erreichte.
    Alex.
    Charley begann, den Oberkörper vor- und zurückzuwiegen, während sie, unfähig, den Blick abzuwenden, zusah,

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