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Die Katze

Titel: Die Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding Kristian Lutze
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starrten sie sich wortlos an. Charley wartete, bis Alex weg war, bevor sie zusammenbrach.

KAPITEL 34
    In der nächsten Stunde bewegte Charley lediglich den Daumen ihrer rechten Hand, mit dem sie ein ums andere Mal die Wahlwiederholungstaste des Telefons drückte.
    Drücken. Klingeln.
    Hier ist Charley Webb . Leider kann ich Ihren Anruf im Moment nicht entgegennehmen ...
    Drücken. Klingeln.
    Hier ist Charley Webb . Leider ...
    Drücken. Klingeln.
    Hier ist Charley Webb ...
    Drücken. Klingeln.
    Hier ist ...
    »O Gott«, rief Charley und ließ ihren Kopf von rechts nach links sacken. Sie musste aufstehen. Sie konnte nicht ewig auf dem Boden sitzen bleiben. Sie sollte aufstehen, ihr Gesicht waschen, die Haare kämmen und bereit sein für den Fall, dass Alex anrief und ihr erklärte, sie müsse eilig aufbrechen.
    Drücken. Klingeln.
    Hier ist Charley Webb ...
    Langsam und behutsam gelang es Charley schließlich, sich aufzurichten, obwohl sie sich dafür an der Wand abstützen musste.
    Drücken. Klingeln.
    Hier ist Charley Webb ...
    Sie tastete sich an der Wand entlang bis zur Schlafzimmertür
und ging, ohne die immer noch auf dem Fußboden verstreuten Unterlagen zu beachten, weiter ins Bad. Sie stand über dem Waschbecken, strich ihre Haarsträhnen hinter die Ohren, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, fand im Medizinschrank eine alte Zahnbürste und putzte sich die Zähne. »Schon besser«, sagte sie, obwohl das eigentlich nicht stimmte.
    Drücken. Klingeln.
    Hier ist Charley Webb. Leider ...
    Sie kehrte ins Schlafzimmer zurück und trampelte mit ihren Sneakers über diverse DIN-A-4-Blätter auf dem Boden. Langsam, als würde sie durch eine dicke Schicht Honig gleiten, ließ sie sich auf den Boden sinken und begann, die Dokumente einzusammeln und wieder in Alex’ Aktenkoffer zu stopfen. Pinnacle Books , las sie, und die Buchstaben pulsierten auf der Seite wie im Licht eines Stroboskops. Charley Webb . Ihr Buchvertrag, begriff sie und dachte, dass sie noch vor wenigen Stunden euphorisch gewesen wäre, ihn zu sehen.
    Drücken. Klingeln.
    Hier ist Charley Webb. Leider ...
    Und ob es ihr leid tat. Es tat ihr leid, Jill Rohmer je kennengelernt zu haben. Leid, dass sie sich von Gedanken an Ruhm und Reichtum hatte verführen lassen. Leid, dass sie sich Jills zugegebenermaßen grausame Missbrauchsgeschichte angehört hatte, während diese sie hinter ihrem Rücken ausgelacht und mit ihrem Bruder - ihrem geliebten Bruder, war das möglich? - geplant hatte, ihren Kindern etwas anzutun.
    Wie konnte das sein?
    Drücken. Klingeln.
    Hier ist Charley Webb ...
    Charley kehrte ins Wohnzimmer zurück und bewegte sich jetzt geringfügig schneller. Sie hob die Einkaufstüte neben der Wohnungstür auf, trug sie in die Küche, nahm mehrere Dosen Hühnersuppe heraus und entschied, dass es ihr nach einer Tasse Suppe vielleicht ein wenig besser gehen würde. Irgendwie
schaffte sie es, eine Dose zu öffnen, den Inhalt in eine Schale zu füllen und die Schale in die Mikrowelle zu stellen. Sie schaltete die Mikrowelle ein und sah zu, wie die eingestellten Sekunden heruntertickten, bis die Suppe heiß war.
    Drücken. Klingeln.
    Hier ist Charley Webb. Leider ...
    Hier ist Charley Webb. Leider ...
    Hier ist Charley Webb. Leider ...
    Sie nahm die Suppe mit ins Wohnzimmer, setzte sich auf das Sofa und ließ den aromatischen Dampf in ihre Nase steigen. Sie nahm einen kleinen Schluck, spürte, wie die Suppe heiß in ihrer Kehle brannte, und hoffte, dass sie die Flüssigkeit bei sich behalten könnte. Gleichzeitig probierte sie es erneut.
    Drücken. Klingeln.
    Hier ist Charley Webb…
    »Wo steckst du, Herrgott noch mal? Warum gehst du nicht dran?«
    Sie stellte sich vor, wie ihre Mutter sich verwirrt umsah und sich fragte, woher das seltsame Pfeifen kam. Verdammt. Sie hätte einen ganz normalen Klingelton einstellen sollen. Warum hatte sie das nicht getan?
    Sie sah ihre Kinder vor sich: die süße, sensible Franny mit ihren großen, traurigen Augen und dem scharfen, analytischen Verstand; den lärmenden, sorglosen James mit seiner schier unerschöpflichen Energie und Begeisterung. Wie konnte irgendjemand auf den Gedanken kommen, ihnen wehzutun?
    Sie dachte an die E-Mails, die sie erhalten hatte.
    Ich komme , hatte die letzte ominös angekündigt. Bald .
    Hatte Bram sie geschickt?
    Sie erinnerte sich an die Fotos der Kinder, die sie in seiner Nachttischschublade gefunden hatte. Das sind nur ein paar Kids aus der Nachbarschaft, die ich malen wollte ,

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