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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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für Euch werde tun können!«
    Plötzlich ließ ein Geräusch Johanna zusammenschrecken. Die Tür bewegte sich knarrend, und im nächsten Moment erkannte Johanna, wer dort war.
    »Hintz!«, entfuhr es ihr überrascht. »Was machst du da?«
    »Ich wollte nur fragen, ob vielleicht noch heute eine Botschaft auszutragen ist – anlässlich des Todes Eures … Ich meine … Es spricht sich gewiss auch so herum, aber … Möglicherweise …« Der Junge stotterte, bis der etwas wirre Strom seiner Worte schließlich verebbte.
    »Wir brauchen einen Kaplan für die Totenmesse«, sagte Johanna.
    »Wird das nicht Bruder Emmerhart sein?«
    »Ich möchte, dass Pater Marcus Josephus die Totenmesse liest. Aber ich glaube, ich werde ihn lieber persönlich darum bitten.«
    »Der Kaplan von St. Johannis?«, warf Brun Warendorp überrascht ein.
    »Ja, denn ich werde auf gar keinen Fall zulassen, dass Bruder Emmerhart dies tut.«
    »Nun, das ist wohl Eure Entscheidung. Ob sie wirklich klug ist, wird sich herausstellen. Aber da werde ich mich nicht einmischen.«
    »Es reicht völlig, wenn Ihr meinem Vater auch bei seinem letzten Gang die Ehre erweist, die ihm zusteht.«
    Darauf gab der Bürgermeister keine Antwort. Stattdessen verabschiedete er sich mit der etwas steif wirkenden Höflichkeit, die vielen ehrbaren lübischen Kaufleuten eigen war, und verließ den Raum. Als er durch die Tür trat, musterte er Hintz noch kurz, dann war er fort.
    Hintz wartete noch immer an der Tür.
    Vielleicht lag es an ihrem eigenen Schmerz über den so plötzlichen Verlust ihres Vaters, dass sie nicht früher erkannte, was mit dem Jungen los war. Er hat noch irgendetwas auf dem Herzen.
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Hintz«, sagte Johanna. »Wir werden weiterhin einen Laufburschen brauchen und dich auch in Zukunft beschäftigen, falls dich das beruhigt. Ich kann dir noch nicht genau sagen, wie alles werden wird, aber das Ende meines Vaters soll keineswegs auch das Ende des Hauses von Dören sein.«
    Ein zurückhaltendes, aber sehr verkrampft wirkendes Lächeln erschien jetzt im Gesicht des Jungen. »Ich danke Euch, Herrin«, sagte Hintz.
    »Ich hoffe nur, du bist weiterhin so zuverlässig, wie du es immer warst.«
    »Ich gebe mir alle Mühe.«
    »Das ist gut. Wenn du willst, kannst du gerne gehen.«
    »Ich danke Euch.«
    Hintz neigte sein Haupt. Er blickte für einen sehr kurzen Moment empor und anschließend wieder nach unten, als würde er irgendetwas auf dem Boden suchen. Er drehte sich halb herum und schien gehen zu wollen, aber irgendeine geheimnisvolle Kraft erlaubte es ihm noch immer nicht, sich zu entfernen. Johanna erkannte das sehr wohl, konnte sich allerdings keinen Reim darauf machen.
    »Worauf wartest du noch, Hintz?«, fragte sie.
    »Ich … habe gehört, was im Rathaus geschehen ist. Die ganze Stadt redet darüber.«
    »Nichts von den Anschuldigungen ist wahr!«
    »Ich weiß«, sagte Hintz mit großer Ernsthaftigkeit.
    Johanna glaubte im ersten Moment, sich verhört zu haben.
    Der Junge kam jetzt näher.
    »Ich verstehe nicht, was du genau meinst, Hintz.« Und dann dämmerte es ihr. Es muss etwas mit dem Brief zu tun haben.
    »Ich muss Euch etwas beichten, obwohl ich weiß, dass Ihr mir das vermutlich nie verzeihen könnt, denn vielleicht bin ich schuld am Tod Eures Vaters.«
    »Ich bin kein Priester, der dir Vergebung versprechen kann. Aber das Beste wird sein, du sagst mir jetzt, was du auf dem Herzen hast. Alles andere ist Gottes Entscheidung.«
    Hintz schluckte. »Vor einiger Zeit sprach mich jemand an, ich müsse doch irgendwann sicher eine Nachricht überbringen. Einen wichtigen Brief, der mit einem Schiff aus dem Norden käme. Vielleicht würde man nicht erkennen können, von wem er verfasst sei, vielleicht würde er aber auch ein Siegel tragen. Auf jeden Fall sei er nicht für Herrn Moritz bestimmt, sondern für Euch, Johanna.«
    »Wer war es, der dich angesprochen hat?«
    »Ihr kennt ihn gut. Ein Mönch, der auch die Priesterweihe hat und eine Apotheke betreibt, in der eine unvergleichlich süße Medizin angeboten wird, von der ich kosten durfte. Das ist ein Geschmack, den ich nie vergessen werde.«
    »Emmerhart!«
    »Ja, es war Emmerhart, aber nicht er allein. Er war nur der, der mich ansprach. Bezahlt haben mich andere. Es ist eine ganze Gruppe, die sich im Gasthaus ›Zum Einhorn‹ trifft und zu der wichtige Bürger der Stadt gehören. Endreß Frixlin und Auke Carstens der Ältere zum Beispiel. Und der Wirt

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