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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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Schritte der Methode, die ich anwende, sicherlich nicht richtig verstehen können. Bei Maria und Jesus, auch ich habe einige Zeit gebraucht, bis ich solche Angaben einigermaßen zutreffend einzuschätzen wusste.«
    »Zeigt uns, was Ihr zu bieten habt«, verlangte Grete nun lächelnd. Dann wandte sie kurz den Blick in Johannas Richtung. »Meine Schwester vermag der süßen Versuchung nämlich kaum noch zu widerstehen!«
    »Du brauchst dich nicht über mich lustig zu machen«, erwiderte Johanna leicht gekränkt.
    »Du weißt doch, dass ich das niemals wagen würde.«
    »Fangt nicht wieder damit an!«, schritt Moritz sehr viel früher ein als beim letzten Streit seiner Töchter. Offensichtlich wollte er diesmal auf gar keinen Fall zulassen, dass aus einem kleinen Funkenschlag gleich wieder ein ausgewachsener Flächenbrand wurde.
    Meister Andrea erhob sich von seinem Platz, warf noch einen Blick auf den Hähnchenschenkel und schien zu erwägen, ihn trotz Überwürzung und ungewisser Qualität doch noch zu Ende zu essen, entschied sich dann aber dagegen. »Folgt mir in meine Kammer!«, sagte er an die anderen gewandt und grinste. »Erwartet allerdings nicht, dass ihr alle dort Platz finden werdet.«
    Meister Andrea führte sie die Treppe hinauf. Von unten her schwoll das Gelächter im Schankraum zu einer solchen Lautstärke an, dass man für Augenblicke sein eigenes Wort nicht verstehen konnte.
    Die Kammer, in der man Meister Andrea einquartiert hatte, war eigentlich kaum mehr als ein etwas größerer Alkoven, der wohl ursprünglich zum Abstellen von Möbeln und Geräten gedient hatte. Sie war so winzig, dass er sich auf den Strohsäcken, die sein Bett darstellten, wohl noch nicht einmal hatte ausstrecken können. Ein paar Decken und ein Bündel lagen in einer Ecke. Das schien der ganze Besitz zu sein, den Meister Andrea mit sich führte. Er zog eine der Decken fort, und darunter kam ein Krug zum Vorschein, der mit einer Gravur versehen war, die man auf sämtlichen Krügen, Bechern und Tellern dieser Schenke zu sehen bekam. Vielleicht hatte der Wirt die Hoffnung, auf diese Weise Diebstähle eindämmen oder sie zumindest leichter beweisen zu können.
    Meister Andrea hob den Krug hoch. Darin waren ein paar unscheinbare, daumendicke Kugeln zu sehen, deren Färbung einer enthäuteten Mandel ähnelte.
    Marzipan, erkannte Johanna.
    »Nehmt Euch von dieser göttlichen Speise«, forderte Meister Andrea die Anwesenden auf. Ein leicht verlegenes Lächeln spielte um seine Lippen, ehe er in seinem breiten plattdeutschen Tonfall weitersprach. »Ich weiß, dass meine Präsentation deutlich zu wünschen übrig lässt, und ich habe weder Blattgold noch irgendetwas anderes Edles, womit ich diese Kugeln verzieren könnte.«
    Es war Bruder Emmerhart, der zuerst in den Krug griff und sich auch keineswegs nur mit einer dieser Kugeln zufriedengab.
    Sein Gesicht veränderte sich schon kurz danach, als er die süße Medizin an seinem Gaumen spürte. So zufrieden und gelöst hatte Johanna ihn selten gesehen. Sie nahm sich lediglich eine Kugel, aber als sie sie im Mund zergehen ließ, glaubte sie für einen Augenblick, ihren Sinnen nicht trauen zu können. Die kostbaren Marzipanproben, die sie in Lübeck genossen hatte, waren zwar schon ein überaus köstlicher Genuss gewesen. Ein Geschmackseindruck, der mit kaum etwas anderem zu vergleichen war. Aber dieses Marzipan war zweifellos nach einem noch viel edleren Rezept hergestellt worden. Der charakteristische Geschmack war zwar deutlich zu erkennen, doch es gab einen Unterschied in der Feinheit des Aromas, den Johanna zuvor nicht für möglich gehalten hatte.
    Ihrem Vater schien es ebenso zu gehen. Moritz verharrte einen Moment regungslos, nachdem er eine der Kugeln in den Mund geschoben hatte. Er kaute nicht und schluckte auch nicht, so als befürchtete er, der momentane Genuss würde sich dadurch schneller verflüchtigen. Seinen Zügen war allerdings deutlich anzusehen, welch nachhaltigen Eindruck dieses Marzipan auf ihn machte.
    Und Grete ging es nicht anders. Sie hatte sich ebenso wie Bruder Emmerhart gleich mehrere der kleinen Kugeln herausgenommen und steckte nun etwas verstohlen die zweite in den Mund. Ihre Kaubewegungen waren langsam und bedächtig, und als sie das Hinunterschlucken schließlich nicht mehr aufhalten konnte, schien sie das geradezu zu bedauern.
    Für eine ganze Weile sagte keiner der Anwesenden ein Wort.
    Es war Meister Andrea, der schließlich das Schweigen brach. Ein

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