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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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Johanna!«
    »Nein … Doch …«
    Sie wollte davonlaufen, aber ihre Beine verweigerten den Gehorsam. Sie fühlte ein Begehren, wie sie es nie zuvor gekannt hatte. Nichts schien ihr im Moment dringender zu sein, als dass dieser Mann seine Arme um sie legte, sie berührte. Konnte es denn wirklich Sünde sein, so zu empfinden? Hatte der Herr die Menschen nicht als Mann und Frau erschaffen?
    Vorsichtig näherte sich Frederik ihr wieder. Und sie wich nicht weiter zurück.
    »Ich wollte keineswegs zudringlich sein«, sagte er. Seine Worte mischten sich mit dem Gesang der Mönche, sodass sie kaum zu verstehen waren. Johanna musste seine Lippen lesen, um zu erfassen, was er gesagt hatte.
    »Das bist du auch nicht, Frederik von Blekinge. Aber …« Sie stockte. Was hätte sie sagen sollen? Gegen den Aufruhr ungezügelter Leidenschaft in ihr gab es keine vernünftigen Argumente. Niemandem war das klarer als Johanna selbst. Erneut berührte er sie an den Schultern. Diesmal war er vorsichtiger, langsamer. Er streifte ihre Kapuze zurück, sodass ihr Haar sichtbar wurde. Johanna war nicht mehr dazu gekommen, sich noch einmal zu frisieren, bevor sie aufgebrochen war. Ein paar Haare hatten sich aus der Frisur hervorgestohlen. Zärtlich strich Frederik sie ihr aus dem Gesicht.
    »Wenn zwei Menschen aneinander vorbeigehen, die der Herr füreinander bestimmt hat, dann kann das doch keine Sünde sein, meinst du nicht, Johanna?«
    »Ja, gewiss«, murmelte sie.
    Seine Hände glitten tiefer. Über ihre Schultern, über die Rundungen ihrer Brüste, die sich deutlich unter dem Kleid hervorhoben, wenn sie atmete. Er sprach zu ihr, aber der Chor der Mönche schwoll so laut an, dass sie nicht ein Wort verstand. Er sprach weiter, und das unverwechselbare Timbre seiner Stimme war nur noch eine ganz leicht hervorgehobene Nuance im Chor der sonoren Stimmen. Gewiss waren es die Stimmen von nicht mehr als einem Dutzend Männern, aber durch den Widerhall des Domgewölbes klangen sie wie tausend.
    Johanna zögerte noch einmal einen kurzen Moment. Aber irgendwie schienen all die Zweifel, die sie gerade noch gehabt hatte, nicht mehr wesentlich zu sein.
    Dann riss es sie einfach fort. Sie wand ihre Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich herab. Ihrer beider Lippen fanden sich, verschmolzen zu einem leidenschaftlichen Kuss, während sie gemeinsam bis in den Schatten der nächsten Säule taumelten. Niemand war in der Nähe, und die Mönche waren in diesem gewaltigen, wahrhaft die himmlische Herrlichkeit verkörpernden Domgebäude weiter weg als die Nachbarschaft vom Ehebett eines Patrizierhauses in Lübeck. Jetzt gab es nur sie beide – Frederik und Johanna. Alles andere hatte in diesem Augenblick keine Bedeutung. An der Säule sanken sie zu Boden. Sie küssten sich weiter. Ihre Hände zogen ihn näher zu sich heran. Die Schnürung ihres Kleides löste sich plötzlich. Sie spürte seine Hände auf ihrer Haut. Er schob ihr Kleid hoch, seine Hand glitt einen ihrer Schenkel empor. Frederiks Umhang lag bereits auf dem Boden, und als auch der ihre herabglitt, hatten sie ein Lager, das die Härte und Kälte des Steinbodens abmilderte.
    »Ich will es«, murmelte sie, ohne sicher zu sein, dass er es überhaupt mitbekommen hatte. Es war der letzte klare Gedanke, den sie fasste. Sie nestelte an seinem breiten Gürtel herum. Als das Schwert auf den Steinboden fiel, gab es ein metallisches Geräusch, das sich kurz aus dem weich klingenden Mönchschor hervorhob. Sie schlang ihre Beine um seine Hüften, zog ihn zu sich heran und spürte wenig später, wie er in sie eindrang. Ein wilder kurzer Sturm einer schier unwiderstehlichen Lust riss sie beide mit sich. Ihr Herz hämmerte, und ihr Atem beschleunigte sich, als sie einen überraschenden Gipfel der Leidenschaft erreichten.
    Ihre Lippen murmelten undeutlich ein Stoßgebet. »Vergib mir, Herr!«
    Plötzlich war es still im Dom.
    Der Chor der Mönche war verklungen, und Johanna hatte das Gefühl, dass ihr keuchender Atem das einzige Geräusch war – vielfach verstärkt durch den Widerhall des Gewölbes. Ein eisiger Schrecken durchfuhr sie. Was habe ich getan? Wie hatte sie sich nur dazu hinreißen lassen? Und dann auch noch hier, im Haus des Herrn! War sie von Sinnen gewesen? Wie konnte sie jemals Vergebung dafür erwarten? Und doch … Sie hatte auf der anderen Seite nicht das Gefühl, irgendetwas Falsches getan zu haben. Und das überraschte sie am meisten.
    Johanna ordnete ihre Kleidung und Frederik die

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