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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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dessen Seele einem so sehr verwandt ist?
    Alle zweifelnden Gedanken verscheuchte Johanna. Was jetzt zählte, war nur der Moment, nichts sonst. Und auch wenn sie ahnte, dass sie sich später große Vorwürfe machen würde, so schien ihr das jetzt nicht so bedeutungsvoll, dass es sie davon abgebracht hätte, diesen Augenblick zu genießen.
    Frederik trat auf sie zu, strich ihr zärtlich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Seine Nähe war kaum zu ertragen, so groß war die Anziehungskraft zwischen ihnen. Diese Empfindung war von beinahe schmerzhafter Intensität. Ihr Blick verschmolz mit dem seinen, ein wohliger Schauder durchlief ihren Körper. Frederik löste die Spange ihres Umhangs, der daraufhin zu Boden glitt und sich wie von allein über das Stroh legte, als wollte er von sich aus ein Lager für sie beide bereiten.
    Johanna konnte nun einfach nicht mehr an sich halten. Sie schlang beide Arme um Frederiks Hals und zog ihn an sich. Ihre Lippen fanden sich zu einem leidenschaftlichen Kuss. Seine Hände tasteten über ihre Schultern, ihren Rücken, dann tiefer.
    »Soll ich auch jetzt noch so förmlich mit Euch reden?«, wisperte er ihr ins Ohr.
    »Hat das nicht auch seinen Reiz?«, flüsterte sie zurück. »Oder redetet Ihr mit mir doch lieber wie mit einem Kutscher oder wie …?« Sie konnte nicht weitersprechen, denn seine Lippen verschlossen ihren Mund. Sie sanken zu Boden.
    Er löste die Verschlüsse ihres Kleides, das ihr wenig später über die Schultern rutschte. Immer wieder küssten sie sich, während sie sich gegenseitig von weiteren Kleidungsstücken befreiten. Als er dann zwischen ihre Beine glitt und sie sich vereinigten, geschah das trotz aller Leidenschaft weit weniger hastig und übereilt als beim ersten Mal. Aber hier war auch nicht mit einer Störung zu rechnen, und davon abgesehen herrschte zwischen ihnen mittlerweile eine sehr viel größere Vertrautheit. Johanna spürte Frederik in sich, fühlte seinen Atem, seine Haut, seine Hände, die die Linien ihres Körpers voller Zärtlichkeit nachzeichneten. Sie wälzten sich auf ihrem provisorischen Lager, und ihr Atem beschleunigte sich in einem gemeinsamen Rhythmus.
    Als ihrer beider Lust einen stürmischen Höhepunkt erlebte, krallten sich ihre Hände an ihm fest. Und ihr ging ein Gedanke durch den Kopf, der sie später noch vor Scham erröten ließ, wenn sie sich daran erinnerte: Wenn ich dafür in der Hölle ende, dann soll es mir recht sein!
    »Wann wirst du deinem Vater erzählen, was wir vorhaben?«, fragte Frederik später, als sie in seinen Armen lag, an ihn geschmiegt und vollkommen erschöpft. So erschöpft, dass sie an nichts hatte denken können, auch nicht an ihre sonst allgegenwärtigen Zweifel und Gewissensbisse. Nichts mehr zu denken und nur noch zu fühlen – das war vielleicht genau das Richtige in dieser Situation. Aber jetzt rissen seine Worte sie zurück in die Wirklichkeit.
    Zuerst nahm sie nur den Klang seiner Stimme wahr. Sie empfand ihn wie Musik. Eine Abfolge angenehmer Töne, bei der es gar nicht darauf ankam, was eigentlich gesagt wurde. Es dauerte etwas, bis die Bedeutung der Wörter in ihr Bewusstsein drang. Zunächst glaubte sie, sich verhört zu haben.
    »Mein Vater?«, fragte sie ungläubig.
    »Wenn du denkst, dass er sich davor fürchtet, eventuell recht plötzlich und unerwartet eine zweite Hochzeit ausrichten zu müssen, so kannst du ihn beruhigen! Bei uns in Blekinge werden Feste sehr viel bescheidener gefeiert, als das hier wohl der Fall ist. Und davon abgesehen …«
    »Frederik, du denkst bereits über Schritte nach, die jetzt noch gar nicht anstehen.«
    »Ach, nein? Ich finde schon.«
    »So einfach ist das nicht!«
    »Ich wüsste nicht, was daran kompliziert sein soll! Wir sind uns zugetan, und ich kann kaum einen Augenblick verstreichen lassen, ohne an dich zu denken. Und da ich mir sicher bin, dass diese Empfindungen alles andere als einseitig sind, ist mein Vorschlag doch wohl die natürlichste Sache der Welt!«
    Hat er nicht recht? , ging es Johanna durch den Kopf. Aber ganz so einfach erschien es ihr dann doch nicht. Sollte sie wirklich alles, woran sie bisher geglaubt hatte, einfach hinter sich lassen? Alle Pläne über Bord werfen, die sie sich für ihre Zukunft gemacht hatte, nur um dieser plötzlich aufgeflammten Leidenschaft nachzugeben?
    »Du hast recht«, sagte sie schließlich. »In vielem jedenfalls.«
    »Na, also! Dann wüsste ich keinen Grund, deinem Vater nicht reinen Wein

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