Die Kaufmannstochter von Lübeck
einzuschenken.«
»Ihm würde es wahrscheinlich sogar gefallen«, meinte Johanna. »Er hat nichts unversucht gelassen, mich von meinem Entschluss, ins Kloster zu gehen, abzubringen, auch wenn dabei vielleicht auch ein paar eigennützige Motive eine Rolle spielten.«
Frederik lächelte. »Dein Vater wäre gewiss ein schlechter Kaufmann, wenn er nicht auch seinen eigenen Nutzen sehen würde. Er weiß, was er an dir verliert, wenn du das Gelübde ablegst und hinter Klostermauern verschwindest!«
»Du tust gerade so, als ob mein Leben dann zu Ende wäre.«
»Ja, so könnte man das sagen.«
»Hast du auch mal darüber nachgedacht, dass ich darin bis jetzt die Erfüllung meines Traums gesehen habe?«
»Immerhin sprichst du auf eine Weise davon, die deutlich macht, dass du erkannt hast, dass all das nun Vergangenheit ist.«
»Nicht so schnell!«, wehrte Johanna ab. »Ich muss darüber erst gründlich nachdenken.«
»Das hast du längst. Und solange wir darüber geredet haben, konnte ich kein Argument aus deinem Mund hören, das dagegengesprochen hätte, dass wir Mann und Frau werden, wie es uns offenbar bestimmt ist!«
»Trotzdem. Selbst wenn es so ist, wie du sagst, will ich alles genau durchdenken.« Sie strich mit der Hand zärtlich über sein Kinn, dann tiefer über seinen Oberkörper und setzte schließlich noch hinzu: »Und das Nachdenken fällt mir einfach sehr schwer, solange du in meiner Nähe bist, ich deinen Atem spüre und dein Körper einen Duft verströmt, der mir schier die Sinne raubt.«
Frederik streichelte ihr Haar und atmete tief durch. »Dann werde ich es doch wohl so handhaben müssen, wie ich es ursprünglich beabsichtigt hatte.«
»Was meinst du damit?«
»Dass ich mich an deinen Vater wende und die Angelegenheit mit ihm bespreche.«
»Das wirst du nicht tun! Nicht, bevor ich mit ihm darüber geredet habe jedenfalls.«
»Und wann wird das sein?«
»Bald. Wenn ich mir im Klaren bin.«
»Lass mich nicht zu lange auf deine Antwort warten, Johanna«, verlangte er.
V ierzehntes K apitel
Eine Verschwörung
Flackerndes Kerzenlicht erhellte die kleine Sakristei. Herward von Ranneberg wirkte ungeduldig.
»Habt Ihr die Kunst des Lesens verlernt, Pater Martinus, oder weshalb braucht Ihr so lange, um die Dokumente zu prüfen, die ich Euch vorgelegt habe?«
Der Pater hatte die Pergamente, die Herward zuvor aus einer blutbefleckten Satteltasche herausgenommen hatte, über einem leeren Taufbecken ausgebreitet und geglättet.
»Sehr interessant«, murmelte er. »Pieter van Brugsma hatte offenbar erhebliches Verhandlungsgeschick, wenn er den niederländischen und flandrischen Städten die Bereitschaft entlocken konnte, derart hohe Summen bereitzustellen.«
»Wenn das bekannt wird, könnte es die Entscheidung auf dem Hansetag beeinflussen«, stellte Herward von Ranneberg fest.
Pater Martinus hob die Augenbrauen. »Ihr habt vorhin erwähnt, dass Pieter van Brugsma Köln nicht mehr erreichen wird.«
»Ja.«
»Da seid Ihr ganz sicher?«
»Vollkommen«, antwortete Herward.
»Dennoch werdet Ihr diese Dokumente nicht einfach unter den Tisch fallen lassen können«, gab Pater Martinus zu bedenken. »Schon deswegen, weil es Duplikate davon in Amsterdam oder Brügge geben wird – oder wo der werte Herr van Brugsma sonst noch verhandelt haben mag!«
»Auch da habt Ihr recht.«
»Ebenso werdet Ihr den versammelten Ratssendboten kaum weismachen können, dass die Verhandlungen, die Pieter der Jüngere führte, vollkommen erfolglos gewesen sind – zumal die Kunde vom Gegenteil sicher auch noch auf anderen Wegen nach Köln gelangen wird.«
»Aber man könnte die Summen vielleicht etwas vermindern«, sagte Herward. »Ehe sich der Irrtum herausstellt, sollte sich längst die Meinung verbreitet haben, dass der Krieg gegen Waldemar viel zu teuer und damit undurchführbar ist.«
»Das wäre eine Möglichkeit. Aber Ihr spielt mit dem Feuer.«
»Ihr seid doch erfahren in solchen Dingen, Pater Martinus. Die Pergamente sollen ja nicht so aussehen, als hätte sich ein plumper Fälscher daran zu schaffen gemacht.«
Der Pater hob die Augenbrauen und musterte Herward von Ranneberg nachdenklich. Sein hageres Gesicht blieb dabei vollkommen undurchdringlich.
»Und Ihr glaubt wirklich, dass man sich auf die Zusagen von Waldemars Unterhändler verlassen kann?«, fragte er zweifelnd.
»Ihnen zu vertrauen scheint mir eine vielversprechendere Möglichkeit zu sein, mein Eigentum in Helsingborg zurückzuerhalten und
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