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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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darüber hinaus vielleicht sogar noch ein paar interessante Privilegien und Handelsrechte einzusacken.« Ein schiefes Lächeln erschien in Herwards Gesicht. »Das Domkapitel dürfte doch auch Interesse daran haben, dass der Stockfisch zu Ostern nicht mehr so knapp und teuer ist wie bisher …«
    »Gewiss.«
    »Und auch in Lübeck gibt es so manchen, der sich durch Brun Warendorp und Moritz von Dören keineswegs gut vertreten sieht! Vernünftige Kauffahrer, die sich lieber heute als morgen mit Waldemar einigen und die hanseatische Großmannssucht gerne vergessen würden, wenn sich daraus die Aussicht auf interessante Geschäfte ergäbe.«
    »Da Ihr gerade die lübischen Ratsgesandten erwähnt habt …«
    »Ja?«
    »Ich habe die Lage inzwischen mit Bruder Emmerhart besprochen. Er steht auf unserer Seite.«
    »Das ist gut zu wissen«, sagte Herward, und sein Lächeln wurde dabei breit und zufrieden.
    »Es wird vielen nicht gefallen, dass die Hochzeit zwischen Pieter van Brugsma und Grete von Dören nun doch nicht stattfinden wird. Zwei der mächtigsten Handelshäuser wären dadurch eng miteinander verbunden worden, und es hätte ein starkes Band zwischen Lübeck und Antwerpen daraus erwachsen können.«
    »Wie gut, dass es nun nicht dazu kommen wird.«
    Pater Martinus strich eines der Pergamente glatt, hielt es dann in die Höhe und betrachtete es genauer im Schein der flackernden Kerzen. »Die Aufgabe, die Ihr mir gestellt habt, wird leicht zu erfüllen sein. Vor dem Morgengrauen habt Ihr die Dokumente zurück.«
    »Gut«, nickte Herward zufrieden.
    Pater Martinus deutete auf die Tasche. »Ihr werdet den versammelten Vertretern des Hansetages einen überzeugenden Bericht über die Geschehnisse geben müssen, die Euch in den Besitz dieser Satteltasche brachten, Herward.«
    »Da macht Euch mal keine Sorgen, Pater Martinus.«
    »Und davon abgesehen werdet Ihr einen Sündenbock brauchen, auf den Ihr die Schuld abladen könnt, für die Ihr hoffentlich noch in der Beichte nach Vergebung suchen werdet.«
    »Ich wasche meine Hände in Unschuld«, sagte Herward.
    »Ja sicher.«
    »Ihr wisst, dass ich nie jemandem etwas zuleide tun würde.«
    »Nicht eigenhändig, das mag sein.«
    »Ich danke Euch jedenfalls für den Hinweis.«

F ünfzehntes K apitel

    Träume sind Zeichen
    Es war spät, als Johanna zum Gasthaus »Großer Hahn« zurückkehrte. So leise wie möglich schlich sie sich in das Zimmer, das sie sich mit ihrer Schwester teilte.
    »Wo warst du?«, flüsterte Grete plötzlich. Offenbar hatte sie nur leicht geschlafen.
    »Du weißt es doch. Ich war im Dom.«
    »So lange betet noch nicht einmal jemand wie du!«
    »Ach Grete …«
    »Wir haben uns Sorgen gemacht, und ich habe Vater gesagt, dass du dich schon auf das Zimmer zurückgezogen hast, um früh schlafen zu gehen.«
    »Wieso hast du das gesagt?«
    »Wäre es dir denn lieber gewesen, man hätte dich gesucht?«
    Johanna schluckte und begann, sich für die letzten Stunden dieser Nacht fertig zu machen. Ihre Kleidung war ziemlich derangiert. Sie hatte alles in großer Hast wieder angelegt, nachdem sie schließlich aus einem kurzen, aber sehr tiefen Schlaf an Frederiks Seite erwacht war – gerade noch rechtzeitig vor der Rückkehr der lärmenden und von reichlich Bier und Wein angetrunkenen Männer aus der Gesandtschaft des schwedischen Königs. Frederik hatte sie anschließend bis zum »Großen Hahn« begleitet, in dem längst alles schlief.
    »Hast du mir nicht mehr zu berichten?«, fragte Grete, nachdem ihre Schwester auch dann noch schwieg, als sie sich das Nachthemd übergeworfen, sich ins Bett begeben und die Decke bis zum Kinn hochgezogen hatte.
    »Was sollte ich dir denn berichten?«, fragte Johanna wispernd. »Vom Gesang der Mönche? Von dem flackernden Kerzenschein an den Wänden des Domgewölbes?«
    »Du machst dich nur über mich lustig.«
    »Verzeih mir, das war nicht meine Absicht.«
    »Wie kann man denn so lange beten? Oder hast du eine dermaßen lange Beichte abgelegt, wie ein schlimmer Sünder am Tag des Jüngsten Gerichts?«
    »Das geht dich nichts an!«
    »Ah, dann hatte ich also recht! Du machst mich immer neugieriger!«
    »Gute Nacht. Ich bin so müde, dass ich wahrscheinlich gar nicht mehr klar zu reden vermag!«
    Johanna fiel in einen sehr unruhigen Schlaf und wurde von wirren Träumen heimgesucht. Sie war wieder ein kleines Mädchen, das von jener schrecklichen Krankheit befallen worden war, deren hinter vorgehaltener Hand geflüsterter Name

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