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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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Johanna. Ich kann jetzt nicht mit Euch über Einzelheiten reden. Aber wenn es so weit ist, werde ich auch Eure Unterstützung brauchen.«
    »Wann wird das sein?«
    »Ich lasse es Euch wissen.«
    »Das ist alles sehr vage …«
    »Ja, das mag sein. Aber ich muss erst klären, welche Möglichkeiten ich tatsächlich habe. Wir sprechen morgen darüber. Und noch etwas …«
    »Was?«
    »Ich riskiere sehr viel, wenn ich mich für einen Mann einsetze, den Ihr zwar liebt, der aber in ganz Köln und bald in der gesamten Hanse als schändlicher Lakai von König Waldemar wahrgenommen wird!«
    »Das ist mir wohl bewusst.«
    »Doch ich weiß den Herrn auf meiner Seite.«
    »Der Herr mag Euren Mut belohnen.«
    »Vielleicht muss ich eines Tages um einen Gefallen bitten. Ich hoffe, Ihr seid dann bereit dazu.«
    Der Unterton, mit dem Emmerhart dies sagte, gefiel Johanna nicht. Sie fühlte plötzlich ein deutliches Unbehagen in der Magengegend. Was mochte das für eine Art von Gefallen sein, die Emmerhart im Sinn hatte? Ganz gleich, was es auch sein mag, ich habe wohl kaum die Möglichkeit, sein Ansinnen rundweg abzulehnen, überlegte Johanna.
    »Ihr hattet in all den vergangenen Jahren stets ein offenes Ohr für mich und meine Nöte – warum sollte ich umgekehrt nicht auch ein offenes Ohr für Euch haben?«, erwiderte sie ausweichend.
    »Das freut mich zu hören«, sagte Emmerhart. »Ich werde dann zu gegebener Zeit darauf zurückkommen.«
    »Und etwas näher wollt Ihr Euch nicht dazu äußern, was für eine Art von Gefallen es sein könnte, den Ihr von mir verlangt?«
    Emmerhart lächelte breit, wie es seine Art war. Und in seinen Augen blitzte es auf eine eigenartige, für Johanna nicht zu deutende, beunruhigende Weise. »Ich würde nichts verlangen, was gegen Eure eigenen wohlverstandenen Interessen wäre, Johanna. Euer Vater vertraut sehr Eurem Rat, und Euer Einfluss auf ihn ist wahrscheinlich stärker als der jedes anderen Menschen. Es könnte sein, dass ich diesen Einfluss brauchen werde – etwa wenn Moritz nicht von allein den Mut findet, sich auf fremde, ihm nicht ganz geheure Geschäftsfelder zu begeben.«
    »Ihr sprecht vom Marzipan?«, erkannte Johanna und war zutiefst überrascht.
    »Ich spreche noch von gar nichts Bestimmtem. Nur von einer Option. Und ich bin sicher, dass Ihr Euch richtig verhalten werdet.«
    Johanna schluckte. »Das kann ich Euch zusichern.« Was für ein berechnender Charakter, ging es ihr durch den Kopf. Christliche Nächstenliebe und mönchische Selbstlosigkeit haben damit nicht sehr viel zu tun …
    Aber andererseits war Emmerhart ja auch ein Geschäftsmann und Betreiber einer Apotheke. Und wenn das alles letztlich dem Wohl der Kirche und dem Dienst am leidenden Menschen zugute kam, so kannte Emmerhart keine Skrupel dabei, in irdischen Dingen jeden nur denkbaren Vorteil auszunutzen.
    Johanna kehrte zur Herberge zum »Großen Hahn« zurück. Sie fand dort ihre Schwester weinend in dem Zimmer, das sie beide zusammen bewohnten. Grete hatte sich auf das Bett gekauert und war untröstlich. »Alles ist aus«, sagte sie. »Alles, worauf ich mir so viel Hoffnung gemacht habe, wird jetzt nichts mehr. Vielleicht sollte ich nun dasselbe tun, was du immer vorhattest.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Johanna etwas irritiert, wobei sie mit den Gedanken wohl auch nicht ganz bei der Sache war.
    »Na, ins Kloster gehen natürlich!«
    »So etwas sollte man nur aus Berufung und nicht aus Enttäuschung dem Schicksal gegenüber tun.«
    Grete trocknete ihre Tränen.
    »Das Leben ist kurz«, meinte sie. »Und die Jahre, in denen ich gut zu verheiraten bin, neigen sich schon fast dem Ende zu.«
    »Du übertreibst!«
    »Ich übertreibe nicht. Ich spreche lediglich aus, was niemand übersehen kann.«
    »Du solltest darauf vertrauen, dass dir jemand anderes begegnet, der dich so liebt, wie du bist, und dich gerne zur Frau nimmt. Auch unabhängig davon, ob du nun die Tochter eines Moritz von Dören bist oder nicht.«
    »Ach, Johanna. Du hast schon eigenartige Ansichten.«
    »Findest du?«
    »Und im Übrigen: Nimm es mir nicht übel, aber ich hoffe, dass der Kerl, der mein Leben zerstört hat, dafür bitter bezahlen soll! Du hältst diesen schwedischen Schurken ja aus einem unerfindlichen Grund für unschuldig, aber ich für mein Teil hoffe, dass man diesem Mann nicht nur einfach kurz und schmerzlos den Kopf abschlägt für das, was er getan hat, sondern dass er vorher noch viel leiden muss.«
    Johannas Gesicht wurde

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