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Die Kaufmannstochter von Lübeck

Die Kaufmannstochter von Lübeck

Titel: Die Kaufmannstochter von Lübeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conny Walden
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Herward ihnen seine Lügen erzählt hat.«
    »Ich glaube nicht an Eure Schuld, Frederik. Und ich kann Euch versprechen, dass ich alles tun werde, um Euch aus Eurer misslichen Lage zu befreien.«
    Frederik sah sie an, und ein mattes Lächeln war jetzt in seinem Gesicht zu sehen. »Ihr könnt mir glauben, nie habe ich mir gewünscht, dass der lübische Einfluss hier in Köln größer wäre, als er derzeit ist.«
    »Frederik …«
    »Ich fürchte, Ihr werdet ebenso wenig ausrichten können, wie er es vermag!« Während er dies sagte, deutete er auf Gustav Bjarnesson, der nun seinerseits kein Wort von dem verstanden hatte, was Frederik und Johanna miteinander besprochen hatten.
    »So, der Gefangene hat jetzt genug zu essen«, schaltete sich nun der Kerkerwächter ein. »Raus jetzt. Auch wenn Georg der Ehrlose hier öfter ein und aus geht, ist dies doch kein Frauenhaus, in dem die Besucher kommen und gehen können, wie es ihnen Freude macht!«
    Der andere Kerkerwächter lachte dröhnend. Gustav Bjarnesson sagte etwas in seiner Sprache und machte dabei ein ziemlich ratloses Gesicht, während er bereits von einem der Kerkerwächter zur Tür hinausgeschoben wurde.
    Johanna nutzte die Gelegenheit und nahm für einen Moment Frederiks Hand.
    »Du bist bald in Freiheit«, flüsterte sie kaum hörbar und ohne dass einer der Wächter davon etwas mitbekam. Etwas lauter und wieder förmlicher fügte sie dann hinzu: »Der Herr wird Euch beschützen, Frederik von Blekinge.«
    Frederik erwachte kurz vor Sonnenaufgang durch ein Geräusch, das er zunächst für ein Kratzen und Schaben der Ratten hielt. Aber da hatte er sich getäuscht. Als er begriff, dass jemand den Kerker betreten hatte, war er hellwach. Was mochte das bedeuten? Sollte er in den frühen Morgenstunden zu einem gerichtlichen Verhör abgeführt werden? Oder war das Urteil längst in seiner Abwesenheit über ihn gesprochen worden, und man überantwortete ihn jetzt dem Henker? Dass sich ausgerechnet zu dieser frühen Zeit seine Unschuld vor aller Augen erwiesen hätte, hielt Frederik für mehr als unwahrscheinlich.
    Er erhob sich von dem Strohsack, der ihm als Lager diente, und ging zur Zellentür. Ein Luftzug ließ das Licht der Fackeln flackern. Insgesamt fünf Männer drängten sich im Korridor des Kerkergewölbes.
    Frederik stutzte. Keiner dieser Männer gehörte zu den Wächtern, deren Aufgabe es war, den derzeit einzigen Gefangenen im Kerkertrakt zu bewachen.
    Ein großer, sehr kräftig wirkender Mann mit kahlem Kopf war der Anführer dieser Unbekannten.
    In rauem Tonfall gab er Anweisungen. Eine Bahre wurde auf den Boden gelegt. Eine der Zellentüren wurde aufgeschlossen. »Sammelt alles ein, was die Ratten von Mentz, dem alten Dieb, übrig gelassen haben«, sagte der Kahlköpfige. »Kein Knochen soll zurückbleiben. Wir wollen ja nicht, dass unsere zukünftigen Gäste sich fürchten.«
    Die Männer lachten.
    Der Kahlköpfige kam jetzt an Frederiks Zellentür und blickte ihn durch die vergitterte Öffnung an.
    »Du bist Frederik von Blekinge?«
    »Ja. Und wer bist du?«
    »Man nennt mich Georg, auch bekannt als Georg der Ehrlose.«
    »Kein netter Name, den man dir gegeben hat.«
    »Nur meine Berufe sind ehrlos – aber nicht ich selbst bin es, wie ich dir versichere.«
    »Und was sind deine Berufe?«
    »Scharfrichter und Frauenwirt.«
    »Dann nehme ich an, es hat mit Ersterem zu tun, dass du mich besuchst!«
    Georg der Ehrlose nickte langsam.
    »Wie man es nimmt. Die Wächter, die zurzeit Dienst haben, sind für eine Weile in meinem Frauenhaus gut aufgehoben. Allerdings sollten wir uns beeilen.«
    »Beeilen?«
    »Du hast mächtige Freunde, Frederik von Blekinge.«
    »Da weiß ich leider im Moment nicht, wen du meinst.«
    »Deine Flucht wird wie ein Schuldeingeständnis aussehen – das solltest du dir vor Augen halten. Aber dafür bleibt dir der Kopf auf den Schultern!« Georg der Ehrlose grinste breit. »Und das ist ja auch nicht zu verachten, oder?«
    Der Scharfrichter öffnete jetzt die Tür.
    »Was hast du vor?«, fragte Frederik misstrauisch. Dass ausgerechnet ein Henker ihm zur Flucht verhelfen wollte, damit war nun wirklich nicht zu rechnen gewesen. Und so vermutete Frederik, dass noch etwas ganz anderes dahintersteckte. Vielleicht wollte man ihn auf der Flucht erschlagen, um sich einen Prozess zu ersparen, der vielleicht auch ein paar unangenehme Fragen aufwerfen und Herward von Ranneberg in ein schlechtes Licht rücken würde.
    »Beeil dich«, sagte Georg

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