Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Keltennadel

Die Keltennadel

Titel: Die Keltennadel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
Vom Netzwerk:
Nachtkästchen und nahm das Kuvert heraus, ließ den Inhalt herausgleiten und legte das Kuvert zurück. Dann griff er zur Fernbedienung und schaltete das TV-Gerät in der Zimmerecke ein. In einer Haltung, die aussah, als würde er fernsehen, begann er das Schriftstück zu lesen.
    In einem hastig verfassten Begleitschreiben erklärte Jane die Bedeutung der Buchstaben auf den Füßen der ermordeten Frauen und wie sie die Quelle der Prophezeiungen auf der Website des Siebten Siegels gefunden hatte. Und er hatte Recht gehabt, insgesamt waren es vierzig. Er blätterte weiter und begann die Hintergrundinformationen zur Vision des Gorman zu lesen.
    Als er mit der Einleitung fertig war, legte er sich zurück und versuchte die Auswirkungen von Janes Zufallsentdeckung zu begreifen. Die Hüter des Siebten Siegels bezogen ihren Antrieb aus einem uralten Text, der die keltische und die byzantinische Welt zu einer Zeitbombe zusammenführte, die seit dreizehn Jahrhunderten tickte. Und er hatte die Prophezeiungen achtlos auf den Rücksitz seines Wagens geworfen!
    Was besagte also die Vierzigste? Er legte sich wieder auf die Seite und begann zu lesen.
    Die heilige Katharina selbst war Gormans letzte Gesprächspartnerin. Ihr Kopf war wieder mit dem Körper vereint, und sie redete auf dem Gipfel des Berges über ihr Märtyrertum und zwangsläufig auch vom Ende der Zeiten. Einiges davon hört sich an, als wäre es in die späteren europäischen Überlieferungen vom Antichrist eingeflossen, zum Beispiel bei Adso, Hildegard von Bingen und anderen. Hier und an anderen Stellen im Text, wenn die Aussichten unabwendbar düster sind, bemüht sich Gorman um ein Wort des Trostes für seine Landsleute.
    »… Und dann brach sie einen Dorn von einem Busch, der in der Nähe wuchs, drückte die Spitze in ihre Wange und sagte: ›Sieh, wie ich mit diesem Dorn mein Fleisch durchdringe, doch es fließt kein Blut heraus…‹ Und ich sah staunend, dass sie die Wahrheit sprach, denn was aus der Wunde strömte, war Milch, nicht Blut… Und dann sagte sie: ›Aber am Ende der Zeiten wird die Lust der Frauen keine Grenzen kennen… und einer wird kommen… aus dem siebten Siegel wird der Reiter gesandt werden… und er wird ein Tier mit drei Köpfen voller Eisenzähne sein, das das Blut der Wollust vergießen wird… Die Nachricht von seinem Kommen wird auf der ganzen Welt binnen eines einzigen Tages bekannt sein… Und die Erde wird das Geräusch seines Kommens hören… Die Frau in all ihren Aufmachungen wird seinen Zorn spüren… denn sie hat die Männer des Glaubens vom Pfad der Tugend abgebracht… denn die Fleischesblumen ihrer Lust werden zu den Warzen, welche die Welpen säugen, die ihren blutigen Eingeweiden entspringen… solcherart wird der Mann auf ewig versklavt… Aber es wird nicht in ihrer Macht stehen, ihn mit ihren Listen zu verführen, vielmehr wird es in jener Zeit, wenn das Tier aus dem siebten Siegel über die Erde streift, besser für eine Frau sein, wenn sie unfruchtbar ist, wenn ihr Schoß welkt und die Milch ihrer Brüste sich in Blut verwandelt…
    Und wer wird das Tier loslassen, fragte ich. Und sie sagte: ›Eine tugendhafte Frau, welche die drei Farben des Martyriums erfahren wird, um alle Sünden ihres Geschlechts zu sühnen.‹
    Und dann fragte ich sie, ob die Menschen meines Volkes vor dem Zorn des Tiers verschont blieben, und sie sagte, niemand könne ihm entrinnen, aber drei Zeichen würden ihnen offenbar werden, um sie zu warnen, dass das Tier unter sie komme. Und ich fragte, welche Zeichen das seien. Und sie sagte: ›Folgende drei Zeichen werden sie sehen: Drei Frauen wird man, gereinigt von Lust, an drei Orten finden, und an ihnen sieben Siegel ihres neuen Lebens in Keuschheit – eine Jungfrau in einer Kirche, eine Frau mit Kind in einem Beinhaus und eine Metze in einem Turm.‹«
    Beim letzten Satz hatte Jane die Schrift vergrößert. Drei Orte. Drei Frauen. Drei Tode.
    Einer fehlte noch.

63
    A m nächsten Morgen stand Jane früh auf und fuhr im Dunkeln in die Dubliner Innenstadt. Debbie wartete an einer zugigen Ecke nahe der Büros der Irish Times. »Das zahl ich Ihnen heim, Miss Wade. Mir stehen noch drei Stunden Schlaf zu.«
    Jane gab ihr das Kuvert. »Nicht gucken, versprochen? Fax es einfach an die Nummer, die ich dir auf den Umschlag geschrieben habe. Dann steckst du alle Seiten wieder rein, und wir treffen uns hier.«
    »Du könntest mitkommen und es selbst machen.«
    »Ich will nicht, dass sich jemand bei

Weitere Kostenlose Bücher