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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Eigentumsfrage geklärt hatte, würde es einen gewaltigen Knall geben.
    Komischerweise machte ich mir deshalb jetzt überhaupt keine Gedanken. Ich suchte mir einen dicken Pullover heraus und tauschte die eleganten Leinenhosen und den Blazer gegen Jeans und eine Windjacke. Für Robert lohnte es sich nicht, Staat zu machen, er achtete auf so etwas nicht. Dann fuhr ich wieder hinaus zur Landzunge.
    Die Sonne stand schon tief über dem Meer und warf einen langen, glitzernden Streif über das Wasser. Die Wolken hatten sich ganz verzogen, und der Wind hatte sich gelegt. Es war ruhig und friedlich, als ich über das federnde Gras zu dem Haus wanderte.
    Diesmal wurde mir auf mein Klopfen sofort geöffnet.
    »Komm rein, Lindis. Ich bin gleich so weit.«
    Im Kamin brannte ein kleines Feuer, der lange Tisch war aufgeräumt und zum Essen gedeckt. Ich warf meine Jackeüber einen Stuhl und sah mich um. Der Raum war verhältnismäßig dunkel, durch die kleinen Sprossenfenster drang nicht mehr viel Licht. Es machte ein wenig den Eindruck einer gemütlichen Höhle, verstärkt dadurch, dass die Wände aus unverputztem Mauerwerk bestanden. Das war eine Wohltat für mich, denn die süßliche Blumentapete in meinem Hotelzimmer hatte vom ersten Moment an meine Augen beleidigt.
    »Lass das, Dämon! Nase weg!«, hörte ich Robert in der Küche schimpfen. Ich drehte mich zu der offenen Tür um und hatte den hübschen Anblick, wie Robert versuchte, Käse auf einen Teller zu legen, während der Kater auf der Arbeitsplatte ihn mit hungrigen Augen belauerte.
    »Fressen Katzen tatsächlich Käse?«
    »Dieser Kater frisst alles. Du bist eine lebende Mülltonne, Dämon! Weg, oder ich schneide dir den Schwanz ab und brate ihn in kleinen Stücken.«
    »Das scheint ihn nicht besonders zu beeindrucken. Du solltest ihm einen Teller Maus servieren.«
    »Nichts da, er ist verwöhnt genug.«
    »Es riecht auch nicht schlecht, was machst du da?«
    »Der Küchenchef empfiehlt heute Crêpe mit Butter und frischen Kräutern, Tomatensalat mit schwarzen Oliven und, wenn mein Gehilfe davon noch etwas übrig lässt, auch eine Käseauswahl.«
    »Du isst noch immer kein Fleisch?«
    »Selten. Es schmeckt mir nicht. Kannst du das Brot bitte mit rüber nehmen?«
    Zwei Weißbrotstangen lagen auf der Anrichte. Ich konnte nicht widerstehen, ich brach mir ein Stück ab, und die Krümel flogen in alle Richtungen. Innen war das Baguette beinahe cremig. Ich stopfte mir einen großen Brocken in den Mund. Köstlich.
    »Kann ich fast verstehen, bei der Qualität! Beni würde ausflippen.«
    »Warum?«
    »Sie kocht so gerne. Manchmal verwundert mich das ein bisschen, aber sie hat einen starken Hang zu Hausarbeiten. Eigentlich können wir überhaupt nicht aus derselben Familie stammen.«
    »Kochen ist etwas sehr Kreatives, Lindis. Ich mache es auch gerne. Der Markt bietet hervorragende Frischwaren, ich kann bei den Bauern hier alles bekommen, was ich brauche, meist direkt vom Feld. Hier ganz in der Nähe gibt es Artischockenfelder.«
    Der Dämon war uns in den Wohnraum gefolgt und hatte sich erwartungsvoll auf die Bank gesetzt. Ich ließ mich in seiner Nähe nieder und betrachtete ihn mir aus der Nähe. Seit ich das kleine Kätzchen im Arm gehalten hatte, war mein Bedürfnis geweckt, so ein weiches Katzenfell zwischen den Fingern zu spüren.
    »Darf man den Kater anfassen, oder filetiert er mich gleich?«
    »Er ist von vornehmer Zurückhaltung. Versuch es erst einmal mit Augenkontakt. Aber zwinker dabei, das ist höflicher, als zu starren.«
    Also sah ich dem Dämon in die Augen. Sie waren wunderschön, ein gelbliches Grün, wie von innen glühend mit großen, schwarzen Pupillen. Ohne zu blinzeln, erwiderte er meinen Blick. Aber er lief auch nicht weg, sondern drehte nur seine Ohren zu mir hin. Eines davon war ein bisschen zerfranst, Spuren einer vergangenen Auseinandersetzung, vermutete ich.
    Ich zwinkerte. Er hingegen sah mich noch immer unverwandt an. Irgendeine Reaktion musste der Schöne doch mal zeigen, wünschte ich mir und schloss langsam das rechte Auge.
    Bedachtsam schloss auch der Dämon ein Auge, dann sah er mich wieder regungslos an.
    Das war ja lustig. Ich wiederholte den Versuch. Mein Zwinkern, sein Zwinkern, mein Zwinkern, sein Zwinkern …
    Ganz vorsichtig streckte ich meine Hand zu ihm aus. Würdevoll erhob sich der Kater und kam näher, schnupperte an meinen Fingern, kitzelte mich mit seinen Barthaaren, gähnte dann und ließ sich an meiner Seite nieder. Ich

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