Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
euch so hinters Licht geführt habe.«
Xeah lächelte. »Das weiß ich doch, Endriel. Und glaub mir, ich kann verstehen, dass du Kai Novus helfen wolltest.«
Das wiederum überraschte Endriel. »Kannst du?«
»Endriel, ich bin fast über hundert Jahre lang auf diesem Planeten umhergewandert und habe so viele Lebewesen kennengelernt. Ich kenne die Hohen Völker mittlerweile recht gut. Ich glaube, ich spüre es, wenn jemand an das glaubt, was er sagt. Und Kai Novus tut es.«
»Du meinst ... du hättest ähnlich gehandelt wie ich?«
»Vielleicht. Mach dir keine Sorgen. Es gibt immer einen Ausweg, egal wie schlimm die Dinge zu sein scheinen. Wenn du die Ruhe bewahrst und die Hoffnung nicht aufgibst.«
Endriel lächelte. »Xeah?«
»Ja?«
»Ich bin wirklich froh, dich dabei zu haben.«
Xeahs schwarze Augen verengten sich, als sie Endriels Lächeln erwiderte. »Und ich bin froh, dich begleiten zu dürfen. Und dich auch, Nelen.«
»Hä?« Die Yadi saß auf Endriels Schulter, die Augen voller Schlaf. »Wiewaswo?«
»Schon gut«, sagte Endriel.
Nelen rieb sich die Augen. »Ich glaube, ich geh ins Bett. Ich bin wirklich müde.«
»Ich begleite dich.« Xeah erhob sich. Nelen nickte und flatterte auf die Schulter der Draxyll.
»Gute Nacht, Endriel«, sagte Xeah.
»Nacht«, murmelte Nelen.
»Bis morgen früh ihr zwei.«
Die Tür ging auf und wieder zu. Endriel stand allein auf der Brücke. Sie war ebenfalls müde, aber sie wusste, dass sie vor Aufregung kein Auge zu tun würde. Sie behielt die Navigationskarte im Blick um sicher zu gehen, dass sie trotz der zahlreichen Schlenker weiterhin auf Kirall zuhielt. Glücklicherweise ging die Reise Richtung Norden, sodass sie sich immer in derselben Zeitzone befanden. Es bewahrte sie vor der Drachenschiffskrankheit, die ähnliche Auswirkungen hatte wie der Nexuskoller. Das Letzte was sie jetzt brauchte, war das ständige Bedürfnis, sich den Magen leerzukotzen.
Die Stille währte nur ein paar Minuten, dann betrat Keru die Brücke. »Ich löse dich ab.«
Endriel schüttelte den Kopf. »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gern noch ein bisschen am Steuer bleiben. Ich möchte dieses Schiff so gut wie möglich kennenlernen. Aber ich rufe dich, wenn ich zu müde werde, ja?«
Er sagte nichts. Auch Endriel schwieg; sie drehte stumm das Steuerrad und überlegte, ob sie aussprechen sollte, was ihr auf dem Herzen lag. »Keru, kann ich mit dir reden?«
»Tust du doch schon.« Er stand neben ihr und beobachtete die Dunkelheit, die sich vor ihnen auftat.
»Ich meine, ernsthaft reden. Über uns. Ich meine, unser ... Verhältnis.«
»Wir haben ein Verhältnis?«
Die Frage war ihr zu wichtig, um darüber zu lachen. »Ich meine, wie wir zueinander stehen, verdammt. Du hasst mich, so viel habe ich mittlerweile rausbekommen. Ich verstehe nur nicht, warum du trotzdem bei uns geblieben bist.«
Keru antwortete nicht. Nicht sofort. Endriel sah erst auf die Navigationskarte – Mist, zu weit nach Osten abgedriftet! – und riss das Steuer in die entgegengesetzte Richtung. Dann blickte sie zu dem Skria auf. Komm schon! Sag was! Irgendwas!
»Da ist Xeah«, brummte Keru schließlich. »Das Schiff. Wohin hätte ich sonst gehen sollen?« Er schwieg für einen Moment. »Und ich hasse dich nicht.« Endriels erleichtertes Lächeln erstarb sofort als er hinzufügte: »Ich halte dich nur für sehr dumm. Zu impulsiv. Du triffst deine Entscheidungen mit dem Bauch, nicht mit deinem Kopf. Leute wie du sind meiner Erfahrung nach ... gefährlich.«
»Zu impulsiv? Das musst du gerade sagen! Wer ist mir denn vorhin an die Kehle gesprungen?«
Er verzog keine Miene. »Ich hatte gute Gründe dafür. Und ich wollte dich nicht verletzen. Nicht ernsthaft, jedenfalls.«
Sie erinnerte sich noch sehr gut an seinen brutalen Griff und ihre feste Überzeugung, dass er sie umbringen wollte. »Dafür hast du mir ganz schön Angst gemacht!«
»Gut. Vielleicht hält es dich beim nächsten Mal davon ab, wieder so einen Schwachsinn zu unternehmen.«
»Hätte ich von vornherein gewusst, dass es bedeutet, dir gegenüber treten zu müssen, hätte ich gleich die Finger davon gelassen.« Dann schüttelte sie den Kopf: »Das heißt: nein, wahrscheinlich nicht. Aber beim nächsten Mal werde ich zweimal drüber nachdenken, versprochen.« Sie sagte es mit einem Augenzwinkern, aber Keru reagierte nicht. »Warum sprichst du nicht über deine Vergangenheit, Keru?«
»Weil sie niemanden etwas angeht. Außerdem kennen wir
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