Die Kenlyn-Chroniken 01 - Drachenschiffe ueber Kenlyn
brauchst diese Armschiene. Sie ist eine Art Schlüssel. Sie hat die Fähigkeit, ein Tor zu öffnen und –«
Ein lautes Dröhnen unterbrach ihn. Kai und Endriel fuhren auf.
»Was war das?«, fragte Endriel erschrocken.
»Es kam aus dem Korridor!« Kai warf sich gegen das Kraftfeld, als glaubte er, es ließe sich durch bloße Körperkraft doch noch öffnen. Er schrie auf, als ihn ein elektrischer Schlag zurückwarf. Fluchend rieb er sich den Arm. »Und wir sitzen in der Falle!«
Die Tür zum Korridor wurde gewaltsam aufgerissen. Es waren drei: zwei Menschen, ein Draxyll. Visiere aus schwarzem Glas lagen über ihren Augen und schwarze, enganliegende Kleidung hüllte ihre Körper ein, bei dem Draxyll sogar Schwanz und Schädelhorn. Ledergeschirre hielten Sonnenaugen auf ihren Rücken.
Sonnenaugen!, durchzuckte es Telios. Seine Hände umklammerten entschlossen den Schwertgriff.
»Das ist der Admiral!«, schnarrte der Draxyll. Die Kraft in der Stimme des Reptils verriet, dass es unter dem aufputschendem Einfluss von Silberfeuer stand. »Er gehört mir! Ihr kümmert euch um Novus!« Sein Horn heulte markerschütternd, als er auf Telios zuhetzte. Die muskulösen, krummen Beine des Draxyll setzten zum Sprung an, er streckte die behandschuhten Hände aus. Auf den Handrücken glänzten jeweils drei lange Stahlkrallen, scharf wie Rasiermesser.
Telios ließ sein Schwert wirbeln, Metall traf auf Metall – doch das Reptil riss ihn zu Boden. Die beiden anderen Gestalten nutzten die Chance, an den Kombattanten vorbeizurennen, in Richtung Zellentrakt.
»Nein!«, stieß Telios mit zusammengebissenen Zähnen aus.
»Doch!«, erwiderte das Reptil, das ihn unter der Last von fast zweihundert Kilo gefangenhielt. Telios hielt sein Schwert an Griff und Klinge, um die Stahlkrallen von seiner Brust abzuwehren: Das Metall bog sich unter dem Druck des Draxyll. »Darauf habe ich lange gewartet, Admiral!« Er hob eine Kralle und holte zum nächsten Schlag aus. Telios legte alle Kraft in die Beine und schleuderte seinen Gegner zur Seite, sodass dieser hart gegen die nächste Wand prallte.
Mit seinem Schwanz als Stütze, schwang sich der Draxyll sofort wieder auf; er stürmte vor, ließ die linke Kralle vorschnellen, dann die rechte. Telios riss das Sakedo hoch; die Klinge wehrte klirrend den ersten Schlag ab, doch der zweite traf: Die Krallen zerfetzten seine Uniform, drei tiefe Schnitte klafften in seinem linken Oberarm. Blut färbte den Stoff rot. Der Admiral schrie auf, Wut verzerrte sein dunkles Gesicht. Er sprang und ein gezielter Tritt riss seinen Gegner erneut zu Boden.
Mit dem Schwert in beiden Händen warf er sich auf den Draxyll, doch der überkreuzte in letzter Sekunde seine Krallen über dem Brustkorb; er blockte den Schlag ab und versuchte, die Klinge zurückzudrängen.
»Wer seid ihr?«, keuchte Telios.
Anstrengung verzerrte die Stimme des Reptils. »Euer Untergang!«
»Ich hoffe, sie haben die Nachricht erhalten«, sagte Xeah leise. Nachdem sie fast eine Viertelstunde lang in den Aufzeichner des Geisterkubus gesprochen hatte, ließ sie sich müde auf einem Diwan nieder und massierte mit stummeligen grauen Fingern ihre geschlossenen Augen.
Miko stand neben der alten Draxyll. »Wir können doch jetzt nicht einfach so hier herumsitzen und Däumchen drehen! Xeah! Wir müssen irgend etwas unternehmen!« Vor Aufregung überschlug sich seine leierige Stimme.
Xeah blickte zu dem Menschenjungen auf. »Wenn wir jetzt unser Versteck aufgeben, laufen wir Gefahr, dass uns Admiral Telios und seine Leute erkennen und das Schiff in ihre Gewalt bringen. Möglicherweise ist ihnen gar nichts passiert. Vielleicht konnten sie entkommen. Wenn das so ist und wir geben uns jetzt zu erkennen, dann werden uns die Friedenswächter festnehmen und Endriel und den anderen bleibt keine Fluchtmöglichkeit mehr. Keru ist bei ihr. Er weiß, was zu tun ist.«
Der ruhige Singsang der Draxyll trieb Nelen fast in den Wahnsinn. Sie wusste, dass Xeah sich ebenfalls Sorgen machte, aber konnte sie das nicht auch irgendwie in ihre Stimme einfließen lassen? »Und kannst du mir verraten, was Keru gegen die versammelten Weißmäntel ausrichten soll?« Aufgebracht fuhr sich die Yadi durch das pechschwarze Haar. »Sie zu Tode starren, mit seinem roten Auge? Wir verplempern nur wertvolle Zeit! Während wir hier debattieren, haben sie Endriel, Kai und Keru vielleicht schon eingebuchtet! In dem Fall ist es scheißegal, ob sie uns schnappen oder nicht, denn dann ist
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